Lieber Herr Stadtdechant!

Lieber Herr Regionalvikar!

Liebe Mitbrüder!

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn!

Jesus zog sich zurück

Das heutige Evangelium beginnt mit der Feststellung, dass Jesus sich nach Galiläa zurückzog.

Er zog sich zurück: ... Damit ist keine Flucht, keine Resignation, kein Rückzug in den privaten Bereich gemeint.

Jesus zog sich nach Galiläa zurück, weil die Köpfe und Herzen dort scheinbar offen  ... weil die Menschen dort aufgeschlossen waren. ...

In Galiläa konnte Jesus frei predigen. ... Hier konnte das Neue, das er verkünden wollte, auf fruchtbaren Boden fallen. ... Hier wurde es bereitwillig aufgenommen. ...

Im Norden Israels waren die Voraussetzungen deutlich besser als im Süden.

Im Süden Israels, in Judäa, waren die Herzen der Menschen verhärtet und verschlossen. ... Vermutlich aus folgendem Grund:

  • Die strenggläubigen Juden im Süden haben sehr streng und sehr genau die religiösen Gebote beachtet und sie alle eingehalten; ... was im Grunde ja auch gut ist. ...
  • Aber man muss acht geben, dass nicht auf einmal die Erfüllung der Gebote und damit die eigene Leistung im Mittelpunkt steht.

Offenbar ist aber genau das passiert: Bei all den vielen Geboten und Gesetzen und den religiösen Bräuchen und Zeremonien stand immer weniger Gott, dafür aber immer mehr die eigene Leistung und damit die eigene Gerechtigkeit im Vordergrund.

Das führt zur Verhärtung, zu Besserwisserei und Verschlossenheit. ...

So begann Jesus sein öffentliches Wirken dort, wo Köpfe und Herzen offen waren, wo man nicht alles sofort in Schubladen und Denkschablonen einordnete.

Auch als neuer Pfarrer freut man sich natürlich, wenn man nicht in eine Schublade gesteckt, sondern offenherzig empfangen wird. ...

Das ist hier in St. Pantaleon vom ersten Augenblick an der Fall gewesen. ... Dafür bedanke ich mich. ....

Kommen wir auf den innerjüdischen Gegensatz zwischen den Judäern im Süden und den Galiläern im Norden zurück.

Den gesetzestreueren, aber engherzig gewordenen Juden des Südens waren die offeneren und freieren Galiläer des Nordens suspekt. ... Manch einem galten sie sogar als ungläubige, als abgefallene Juden; ... als Menschen, die im Dunkeln lebten. ... Für sie war es das Volk, das im Dunkel lebte.

»Das Volk, das im Dunkel lebte.« ... Da sind wir beim Wortlaut der ersten Lesung.

Das Volk, das im Dunkel lebt

Auf diesen Wortlaut greift Matthäus im heutigen Evangelium zurück. Es ist die Vision des Propheten Jesaja:

  • »Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht.« ...

Genau dorthin, wo die Menschen offen und deshalb suchend waren, genau dorthin bringt Jesus Licht ins Dunkel. ... Dort ging den Menschen ein Licht auf. ... Dort mussten sie nicht mehr im Dunkeln tappen. ...

Liebe Mitchristen: Damit das Licht Jesu auch unser Leben erhellen kann, ist noch eine weitere Bedingung nötig.

  • Offen sein und suchen: Das ist die eine Voraussetzung!
  • Und die andere??? – Das heutige Evangelium nennt auch sie!! »Kehrt um!«

Kehrt um

»Kehrt um!« ... Es ist Jesus selber, der dazu auffordert!

„Umkehr“, so wie der Herr sie meint, bedeute nicht, auf dem Absatz kehrt machen und denselben Weg zurückzugehen.

Im Originaltext heißt es genauer: »Ändert euren Sinn!«

Umkehren bedeutet also: Sich ändern, ... anders sehen, anders denken als bislang. ...

Nicht mehr nur von der eigenen Perspektive her sehen, nicht mehr alles nur durch meine Brille betrachten, ....

Umkehren bedeutet: von Gott her denken und sehen ... es zumindest zu versuchen ... und an seinen Heilsplan für unsere Welt zu glauben.

Weil die Galiläer, zumindest einige von ihnen, diese Art von Umkehr vollzogen – hin zu Gott; um dann alles von Gott aus in Blick zu nehmen –, »ist ihnen ein Licht erschienen«; »wohnten sie nicht länger im Schattenreich des Todes«; war ihnen nun »das Himmelreich nahe.«

Einschub: Da gehört der ja eigentlich auch hin

Seit einigen Tagen bin ich ja schon dabei, mich hier einzuarbeiten. ... Sie glauben gar nicht, was da für ein Papierkram anfällt.

An einem Vormittag wurde es heftig. ... Mir war auch klar: wenn du dich jetzt nicht vom Schreibtisch loseist, dann wird es nachher mit dem Brevier sehr knapp.

So habe ich Bescheid gegeben, ... das Brevier unter den Arm geklemmt: und ab in die Kirche.

Kurz darauf kommt einer der hoch verdienten Kirchenvorstands – Herren. ...

Liebe Mitchristen – ein kurzer Einschub: Was wäre eine solche Kirche ohne all die vielen Ehrenamtlichen. ...

Mir fehlt die Zeit, ihnen für die vielen Stunden Einsatz und Arbeit gebührend zu danken. ... Ohne ihre Hilfe müssten wir hier auf vieles verzichten.

Sie alle arbeiten für Gotteslohn. ... Der Herr wird sie reich belohnen; ... und wir alle bedanken uns aus ganzem Herzen.

Kommen wir zurück auf meine Eskapade. ....

Ich war also in der Kirche. ... Fragt dieser gute und liebenswürdige Herr im Pastoralbüro: »Ist der Pastor nicht da?« .... Antwort: »Doch! ... Der ist in der Kirche und betet sein Brevier.«

»Ach, der ist in der Kirche? ... Ja: Da gehört der ja eigentlich auch hin.« ...

»Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe!«

Liebe Mitchristen: Um hier etwas zu bewirken und zu erreichen – und gemeinsam haben wir ja hier durchaus etwas vor –, ist das Erste und Wichtigste die konstante und beständige »Umkehr« zum Herrn hin.

  • Das Erste und Wichtigste ist: In und dann aus seiner Nähe heraus leben; ... aus dieser Nähe zu Gott, der sich uns im »nahen Himmelreich« geschenkt hat.
  • »Wir leben, als ob der Herr fern wäre, dort, wo die Sterne leuchten, und wir bedenken nicht, dass Er auch immer an unserer Seite ist.« So hat es einmal der Heilige Josefmaria formuliert. Und dann empfiehlt er: »Wir müssen uns ganz davon durchtränken und erfüllen lassen, dass der Herr unser Vater ist, Vater durch und durch, der an unserer Seite ist und im Himmel.« (Der Weg, 267)

Mit dieser Einstellung wird das, was wir uns vornehmen und anpacken, gesegnet und Früchte bringen, die frohmachen.

Kommt her, folgt mir nach! ... zu Menschenfischern machen.

Schauen wir dazu ein letztes Mal in das heutige Evangelium.

»Kommt her, folgt mir nach! ... Ich werde euch zu Menschenfischern machen.«

Jesus suchte sich Helfer und Begleiter. ... Die ersten, an die er sich wandte, waren Petrus und sein Bruder Andreas. .... Beide waren einfache Fischer: ... praktisch veranlagt, handfeste und berufserfahrene Männer. ...  Sie konnten zupacken. ... Aus langer Berufserfahrung wussten sie auch, dass nicht jede Anstrengung gleich zum Erfolg führt.

Jesus rief sie: »Kommt her, folgt mir nach!« ... Auch das klingt im Originaltext präziser: »Auf! Kommt hinter mich!«

»Auf! Kommt hinter mich!« Im Originaltext hört man noch etwas besser die unglaubliche Wirkung Jesu heraus, seine Ausstrahlung, die Macht seiner Worte ...

Was ist das für einer, wenn gestandene Männer alles stehen und liegen lassen, sich hinter ihm aufstellen und ihm auf Schritt und Tritt folgen?

Worauf sich die Apostel dabei eingelassen haben, das wussten sie noch nicht. ... Das haben sie erst später, Schritt für Schritt erfahren und nur stückweise verstehen können.

Angesichts der damals wie heute nicht ganz leichten Aufgabe, Christus zu den Menschen zu bringen, finden wir hier  auch für uns  genau den rechten Weg. ...

Man muss sich hinter Jesus stellen. ... Man muss auf ihn schauen und auf ihn hören ... und ihm dann Schritt für Schritt folgen ... und sich jeweils auf die Schritte einlassen, die er uns schon zeigen und erklären wird.

Die nächsten Schritte

In eben dieser Haltung und Ausrichtung möchte ich ihnen folgenden Schritte / folgende Schwerpunkte für St. Pantaleon vorschlagen. ... Es sind Anliegen der gesamten Kirche.

1. Schritt

Zuerst einmal ist es uns allen ein ganz großes Anliegen, all das zu bewahren und weiterzuführen, was Msgr. Dr. Peter von Steinitz in den letzten Jahren hier aufgebaut und uns hinterlassen hat. ... Und das ist beachtlich.

Ich kann das jetzt nicht alles aufzählen. ... Es ist einfach zu viel: Denken wir an das Theophanu – Gedenken; an Albanus, an den Papstbesuch und den Weltjugendtag. ... Eine Ausnahme sei mit gestattet: Die Ökumene. ...

Liebe Brüder aus den Ostkirchen und den anderen kirchlichen Gemeinschaften: Wir wissen, wie wichtig ihnen gerade diese Kirche ist. ...

Auch in Zukunft dürfen sie sich hier so zu Hause fühlen wie bislang; ... und gemeinsam werden wir auch in Zukunft kleine Schritte auf das hin tun, was unser Herr ausrücklich gewollt hat: Dass wir alle eins sind. ... ut omnes unum sint (Joh 17,21) ...

Ausdrücklich möchte ich meinen Vorgänger noch einmal für die selbstlose Arbeit danken – 20 Jahre lang –, durch die er uns alle reich beschenkt hat.

2. Schritt / Schwerpunkt

Zum zweiten denke ich an junge Familien. ... Das ist ein wichtiges Anliegen auch der ganzen Gesellschaft.

Junge Paare auf dem Weg zur Familie bitten heute verstärkt erfahrene Christen und die Kirche um Hilfe. ... Eine erste Einladung hängt ja bereits seit einiger Zeit im Schaukasten ... und die Rück- und Anmeldungen sind erfrischend positiv.

Darauf läst sich in Zukunft Weiteres aufbauen.

3. Schritt / Schwerpunkt

Drittens denke ich an die Jugendarbeit. ... Wir sind uns der Schwierigkeiten hier vor Ort bewusst. ... Aber, liebe Mitchristen, wir sind doch auch hier nicht alleine. ... Der Herr ist mit uns. ... Darüber haben wir eben gesprochen.

Bitten wir ihn um seine Hilfe ... und hören wir ganz genau hin auf das, was er uns dann schon sagen wird.

4. Schritt / Schwerpunkt

Einen letzten Schwerpunkt darf ich nennen. ... Einigen fällt der Weg zur Kirche ja etwas schwerer; oder sie sind verhindert.

So möchte ich, wenn eben möglich noch in diesem Kalenderjahr, an all den Haustüren klingeln oder anklopfen, die zu unserer Pfarrei gehören. ... Meist wird es nur ein kurzes Gespräch sein – vielleicht sogar nur zwischen Tür und Angel, aber das Angebot, die Wohnung zu segnen, bald wieder einmal vorbeizuschauen, wird sicher dankbar angenommen.

Bitte helfen sei mir dabei. ...

Wir müssen bei allem, was wir uns hier vornehmen, zusammen halten.

Hochwürdigster Herr Stadtdechant: Mit Blick auf die Pfarrer der Kölner Innenstadt hast Du mir ja gesagt: »Wir müssen hier zusammenhalten!« ...

Das wiederhole ich jetzt gerne auch mit Blick auf die Sankt Pantaleons Gemeinde: »Wir müssen hier zusammenhalten!«

Er zog in ganz Galiläa umher

Die Apostel folgten unserem Herr Jesus Christus. Gemeinsam mit ihnen »zog er in ganz Galiläa umher, lehrte in den Synagogen, verkündete das Evangelium vom Reich und heilte im Volk alle Krankheiten und Leiden.«

Die Zeiten von damals, in der die Zahl der Christen beständig zunahm und im Volk alle Krankheiten und Leiden geheilt wurden, sind Zeiten von heute; wenn auch wir uns einlassen auf den Ruf unseres Herrn, der an jeden von uns in sehr unterschiedlicher Weise ergeht und ergangen ist.

AMEN