Pfarrnachrichten 51+52/21 (C)
Liebe Mitchristen und Freunde von St. Pantaleon!
Ein recht durchwachsenes Jahr liegt hinter uns. Überzogene Hoffnungen auf Fortschritt, Wissenschaft, Medizin und Politik haben sich wieder einmal als brüchig erwiesen. Nachhaltig tragend und für das Wohl von Mensch und Gesellschaft umfassend förderlich sind sie aus sich heraus nicht.
Der Mensch mit all seinen Fähigkeiten und seinem Potential bleibt angewiesen auf einen anderen als er selber, der ihn trägt. Wo das übersehen, vermessen beiseite oder kurzsichtig einfach ausgeblendet wird, macht der Mensch sich selber in der ein oder anderen Form zum Mittelpunkt, gar zu Gott und mangels göttlicher Qualität schleichend, aber unweigerlich zu einem mehr oder weniger unerträglich Ichbezogenen. Dann bleiben ihm auch umfassender Friede und beglückende Erfüllung versagt.
Die Weihnachtsbotschaft hält dagegen. Sie spricht zeitlos (Lk 2,14): „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens.“
Friede auf Erden, bleibendes Glück und krisenfest erfüllende Liebe, die leben lässt, sind nur von „Gott in der Höhe“ aus möglich und werden exklusiv nur den ihn ehrenden und anbetenden Menschen zuteil.
Deshalb hat Gott es uns Menschen leichtgemacht: In der Krippe von Bethlehem ist er inmitten der Heiligen Familie Mensch geworden. Nun können auch wir ihn überraschend und uneingeschränkt an- und aufnehmen und das Wunder der verwandelnden Liebe erfahren. Denn, so hat es in der ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts Papst Leo der Große auf den Punkt gebracht: „Der Erlöser ist der Sohn eines Menschen geworden, damit wir Söhne Gottes werden.“ Und von daher gilt, wie dieser Heilige an anderer Stelle bemerkte, dass „der Geburtstag des Herrn der Geburtstag des Friedens ist.“
Ihr Pfr. Dr. Volker Hildebrandt
Pfarrnachrichten 50/21 (C)
Seit nunmehr 26 Jahren wird in Köln der Muttergottes von Guadalupe zu Ehren ein festliches Hochamt gefeiert; die ersten 24 Jahre in Folge in der romanischen Altstadtkirche St. Pantaleon. Das 25. Jubiläum dieser Tradition wurde letztes Jahr im Kölner Dom begangen. Dieses Jahr haben die Sanierung von St. Pantaleon und die Corona-Situation für diese Feier erneut den Dom zu Köln nahegelegt. Zur Einführung in die 12.00 Uhr Messe im Dom hat Pfr. Hildebrandt folgendes dargelegt:
Nun feiern wir zum zweiten Mal hier in unserem geliebten Dom zu Köln die eucharistischen Geheimisse vor dem Hintergrund bedeutender Ereignisse, die Gott seinem Volk gewährt hat.
Am 12. Dezember – das ist heute – jährt sich ein besonderer Tag, an dem der Überlieferung nach vor genau 490 Jahren – vom 9. bis zum 12. Dezember vier Mal in Folge – Maria, die Mutter unseres Herrn, dem indigenen, inzwischen kanonisierten und heiliggesprochenen Juan Diego auf einem Hügel am nördlichen Stadtrand von Mexiko-Stadt erschien. Sie beauftrage Juan Diego, eine Kapelle zu errichten.
Der damalige Ortsbischof, der Franziskanerpater Juan de Zumárraga, glaubte dem Indio anfangs nicht. Der Bischof dachte, Juan Diego wolle unter dem Mantel des Christentums die heidnischen Kulte wiederbeleben. Denn auf besagtem Hügel wurde zur aztekischer Zeit die mütterliche Göttin des Getreides verehrt.
Durch ein Rosenwunder zutiefst ergriffen und berührt, gab er schließlich seine Zustimmung. Der Bau dieser Kapelle markiert einen Wendepunkt. Der indigenen Bevölkerung wurde eine ihr bis dahin verschlossene Gnade zuteil.
Bis dahin lehnten die Indigenen den Gott der Bibel ab. Und sie huldigten weiterhin den heidnischen Gottheiten mit dunklen Praktiken. Vom Augenblick der Errichtung jener Kapelle an begann jedoch ein von Gott geschenktes, und durch die Mutter seines Sohnes vermitteltes Umdenken. Die Indigenen erkannten den einen Gott in drei Personen als den wahren Gott, der sich auch Ihrer annimmt.
Es war fortan nicht mehr der Gott allein ihrer Eroberer, den einige Konquistadoren auch noch für in seinem Namen begangene Verbrechen vereinnahmt hatten. All dieser Verbrechen zum Trotz hat Gott sich seines geknechteten Volkes angenommen und sein Erbarmen gezeigt. Und die Mutter unseres Herrn hat erneut vermittelt: „Tut, was er Euch sagt.“
Ab dem Zeitpunkt der Errichtung jenes Gotteshauses zu Ehren der Jungfrau und Gottesmutter von Guadalupe, haben zunehmend indigene Volksgruppen die von Gott geschenkte Versöhnung und Erfüllung annehmen können. Viele ließen sich taufen. Sie wollten fortan christlich leben, aufrecht und kohärent. Gott, der Herr hat das um sich greifende Bemühen um Friede, Versöhnung und ein christlich-heiligmäßiges Leben zahlreich gesegnet.
Im Jahr 2011 hat Papst Benedikt XVI. die Tradition der Guadalupe-Feier am 12. Dezember in den Petersdom gebracht. Papst Franziskus hat seit Beginn seines Pontifikats diese Tradition jedes Jahr fortgeführt. Jüngst hat er für die inzwischen riesige Kathedrale, die nun am Ort der einmal winzigen Kapelle steht, die besondere Erlaubnis gewährt, unter Wahrung des adventlichen Charakters, den 12. Dezember vor Ort auch dann als Fest der Gottesmutter zu feiern, wenn dieser Tag auf den dritten Adventssonntag fällt.
So bringen wir heute auch ein Stück Weltkirche in unseren Dom zu Köln.
Wir haben die Feier der Eucharistie anlässlich des Gedenktages der Jungfrau von Guadalupe schon im letzten Jahr hier im Dom gefeiert. Grund war das 25jährige Jubiläum der jährlichen Feier des Gedenktages in der Kölner Altstadtkirche St. Pantaleon.
In diesem Jahr bringen uns die Sanierung in St. Pantaleon und die Pandemie erneut hier im Kölner Dom zusammen. Denn der Zuspruch seitens zahlreicher Christinnen und Christen aus unserem Erzbistum ist so groß, dass der deutlich größere Dom dafür besser geeignet ist.
Im letzten Jahr war der 12. Dezember ein Samstag. Heute ist es der 3. Adventsonntag, der liturgisch, bis auf die eben genannte, keine Ausnahme kennt. So feiern wir heute liturgisch den 3. Advent vor dem genannten Hintergrund. Und wir freuen uns, gemeinsam mit dem apostolischen Delegaten, Msgr. Hofmann, nun die Heiligen Geheimnisse in diesem Zusammenhang zu feiern.
Pfarrnachrichten 49/21 (C)
Pfarrnachrichten 48/21 (C)
Mit dem ersten Advent beginnt die besondere Freude auf das Kommende, was Menschen zutiefst erwarten. Mit zunehmender Freude des Nahenden wartet man nicht auf irgendetwas, das austauschbar wäre. Und man wartet auch nicht auf die Überwindung einer Virusvariante, bis dann die nächste vor der Tür steht. Worauf man im Advent wartet, und worauf der Advent einstimmt, bringt die Liturgie des ersten Adventssonntags im Tagesgebet treffend so auf den Punkt: „Herr, unser Gott alles steht in deiner Macht; du schenkst das Wollen und das Vollbringen. Hilf uns, dass wir auf dem Weg der Gerechtigkeit Christus entgegengehen und uns durch Taten der Liebe auf seine Ankunft vorbereiten, damit wir den Platz zu seiner Rechten erhalten, wenn er wiederkommt in Herrlichkeit.“
Interessanterweise akzentuiert die lateinische Originalfassung dieses Tagesgebetes anders als die deutsche Übersetzung. Im Lateinischen heißt es: „Da, quaesumus, omnipotens Deus, hanc tuis fidelibus voluntatem …“; was so zu übersetzten wäre: „Allmächtiger Gott, wir bitten dich, schenk deinen Gläubigen das Wollen …“
Die lateinische Fassung bittet um das rechte Wollen und Vollbringen; die deutsche Fassung hingegen spricht als Erfahrung aus, was im Vollzug des Glaubens gnadenhaft gegeben wird: Das rechte Wollen und Vollbringen nämlich, wie es in heiligmäßiger Fülle nur mit Gottes Gnade möglich wird. In der lateinischen Fassung ist also als Bitte formuliert, was die deutsche Übersetzung als von Gott ermöglichte Wirklichkeit betend feststellt.
Damit ist die ganze Bandbreite aufgezeigt: Der Advent ist ein Warten auf Gott. Man stimmt sich auf ihn ein, weil man gerecht und gut leben und – durch wiederholte Erfahrung in diese Richtung gestärkt – in Gott eine Fülle finden möchte, die hier auf Erden beginnt und dann für immer im Himmel sein wird. Es geht fundamental um Erlösung und Befreiung aus einer noch nicht endgültig geklärten Situation; zudem nicht in irgendeine Beliebigkeit, sondern in das Heil und das Heilige Gottes hinein.
In Kapitel 21, Verse 25 – 36 überliefert Lukas dazu passend in einem ersten Schritt endzeitliche Worte Jesu, die als Evangelium des ersten Adventsonntags das adventliche Warten auf das Kommende dann noch einmal in einen größeren Zusammenhang stellt. Nach Lukas spricht Jesus zuerst von Zeichen, derentwegen „die Völker bestürzt und ratlos sein und die Menschen vor Angst vergehen werden in der Erwartung der Dinge, die über die Erde kommen; denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.“ (Verse 25b und 26)
Vielleicht ist auch die aktuelle Corona-Situation ein solches Zeichen: zum einen setzten wir in unserem Land immer mehr auf Fortschritt. Gleichzeitig führt aber eine neue Corona-Variante dazu, dass sich statt Hoffnung und Zuversicht eher Beklemmung und Sorge verbreiten.
Demgegenüber erinnert Lukas in einem zweiten Schritt (ibid., Verse 27 – 28) mit Worten Jesu an die endzeitliche Ankunft des „Menschensohnes in einer Wolke … mit großer Macht und Herrlichkeit.“ Den in einer Beziehung mit Gott Lebenden erklärt Jesus dann nach Lukas: „Wenn dies (s.o.) beginnt, dann richtet euch auf und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe.“
Das deckt sich mit der Erfahrung, dass der Unterschied zwischen Gläubigen und Ungläubigen im Umgang mit einschneidenden Fortschrittsgrenzen und irdischem Verfall gewaltig ist. Von daher ist folgerichtig, wenn Lukas im Sonntagsevangelium des ersten Advents in einem dritten Schritt mit Jesu Worte seine Zuhörer zur Beziehungspflege mit Gott ermuntert (ibid., Verse 34 – 36): „Nehmt euch in Acht, dass Rausch und Trunkenheit und die Sorgen des Alltags euer Herz nicht beschweren und dass jener Tag euch nicht plötzlich überrascht wie eine Falle; denn er wird über alle Bewohner der ganzen Erde hereinbrechen. Wacht und betet allezeit, damit ihr allem, was geschehen wird, entrinnen und vor den Menschensohn hintreten könnt!“
In diesem Sinne von Herzen einen gesegneten Advent!
(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)
Pfarrnachrichten 47/21 (B)
Mit diesem Sonntag, dem Christkönigssonntag, beginnt die letzte, die 34. Woche im Jahreskreis. Darauf folgt mit dem ersten Advent zugleich das neue Kirchenjahr. Dann folgen die Sonntagslesungen dem Lesejahr C.
Pünktlich zu Beginn dieses Lesejahres C sind nun in Buchform die Sonntagspredigten erschienen, die unser Msgr. Martinez hier in St. Pantaleon gehalten hat. Barbara Stühlmeyer hat dazu eine Rezension geschrieben. In der katholischen Zeitung „Deutsche Tagespost“ ist sie verkürzt am 18. November erschienen. Wir geben hier nun die ungekürzte Fassung dieser Buchbesprechung wieder.
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Ansteckend! – Begeisterung für alle (Sonn)tage – Von Barbara Stühlmeyer
Falls Sie bei Predigten gerne den versäumten Schlaf nachholen oder mal kurz was bei Facebook liken muss ich Sie warnen. Denn dieses Buch ist als Einschlafhilfe vollkommen ungeeignet. Ganz im Gegenteil. Es wird Ihnen vermutlich so gehen, wie mir. Sie werden mal kurz hineinlesen und wenn Sie Stunden später aufblicken, werden sie geistlich erfrischt und gestärkt sehr überrascht feststellen, dass Ihnen die Zeit, die vergangen ist, sehr viel kürzer vorkam als das, was der Blick auf die Uhr Ihnen nahelegt.
Wie kann das sein, wenn dieses Buch doch „nur“ Predigten für alle Sonntage des Lesejahres C des katholischen Kirchenjahres enthält?
Weil Cesar Martinez, der Autor dieser Homilien, ein Priester ist, der für das brennt, was er unermüdlich tut: von dem künden, was er erlebt hat. Und das, liebe Leserinnen und Leser ist kein Zusammenstoß mit einem Bücherschrank, obwohl sich in den Predigten des Monsignore auch jede Menge Spuren seiner vielfältigen Lektüre der Heiligen Schrift, der Kirchenväter und Päpste finden. Sie sind, Perlen gleich, eingewebt in das schwingende Netzwerk der Verkündigung, die durchlichtet ist von der persönlichen Liebesbeziehung mit Jesus Christus.
Meine Güte, werden Sie nun sagen, ist das nicht ein wenig übertrieben. Nein. Gott sein Dank nicht. Denn das Christentum ist keine Buchreligion. In seiner Mitte steht eine Person: Jesus Christus. Wer ihm begegnet, wird durch die Umarmung des liebenden Gottes gewandelt, sein Leben erhellt und mit Freude umhüllt. Wer das erlebt hat, kann nicht davon schweigen. Umso mehr, wenn er, wie Cesar Martinez sein Leben in den Dienst des Herrn gestellt hat.
Seine Verkündigung ist so lebendig, dass man vollkommen vergisst, dass es sich um Predigten handelt – was viel über seinen Stil und einiges über die Erfahrungen aussagt, die die Sicht mancher auf das Genre prägen.
Ihre schriftliche Form ist geprägt von der persönlichen Rede. Man fühlt sich hineinversetzt in die Schar der Gläubigen, die ihm am Sonntag in St. Pantaleon in Köln und anderswo zuhören. Sich angesprochen zu fühlen, zu spüren, dass man persönlich gemeint ist, ist eine der Nebenwirkungen der Lektüre. Was diese Predigten, die man sich aus vielen Mündern gesprochen an vielen Orten gehört wünscht, so besonders macht ist, dass aus ihnen der brennende Eifer spricht, dass jeder und jede verstehen möge, dass das Leben mit Jesus Christus gelingt und zur vollkommenen Freude führt.
Dabei werden Schwierigkeiten weder ausgespart noch kleingeredet. Ganz im Gegenteil. Die unverkürzte Verkündigung, die Cesar Martinez hier präsentiert besteht gerade darin, dass er weder Kreuz noch Leid ausspart. Und sie besteht darin, dass er schwierige Fragen einfach und nachvollziehbar beantworten kann. Bei ihm gibt es kein „das versteh ich nicht, das kann weg“, kein „das ist von gestern, das sortieren wir aus“ und kein „sollen wir mal drüber abstimmen, wer das noch glauben will?“
Martinez erschließt die Schätze des Glaubens so, dass sie jedem, der ihm zuhört oder seine Predigten liest, leuchtend vor Augen stehen. Diese Predigten machen Lust auf mehr. Sie wirken performativ, aufbauend und sind Katechese im besten Sinn. Ihre Lektüre ist uneingeschränkt empfehlenswert. Die Herausgabe zweier weiterer Bände mit Predigten zu den Lesejahren A und B ist sehr wünschenswert. Das Ergebnis wäre ein Standardwerk beispielhafter Glaubensverkündigung.
Cesar Martinez: Ich bleibe bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt. Stimmt das? Fe-Medien-Verlag, Kisslegg, 2021, 446 Seiten, ISBN 9783717113430, EUR 10, –
Pfarrnachrichten 46/21 (B)
Wer in diesen Herbsttagen einen Spaziergang macht, vielleicht auf einem Friedhof, um für seine lieben Verstorbenen zu beten, sieht, dass auch die Natur „abstirbt“: Blätter liegen auf Wegen und Gräbern, die Bäume werden immer kahler, Eichhörnchen suchen ihr Futter unter den Gaben, die von den Bäumen fallen. Auch die Liturgie der Kirche – sie ist ja Heiligung der Zeit des Menschen in Gottes Schöpfung – lässt uns an das Ende denken.
Im Rhythmus des Kirchenjahres steht der November, die Zeit, in der die Natur uns selber das Drama des Sterbens, des Vergehens und der Vergänglichkeit vor die Augen stellt, für den Glaubensartikel „Ich glaube an das ewige Leben“. Es ist, als würde uns mit vielen Stimmen das Gebet des Psalmisten in die Seele gelegt: „Herr, unsere Tage zu zählen, lehre uns. Dann gewinnen wir ein weises Herz“ (Ps 90,12).
Weise werden wir nur dann, wenn wir nicht in den Tag hineinleben, sondern auf das Ganze hin. Weise werden wir nur dann, wenn wir auf das Ende sehen, wenn wir vor dem Tod unsere Augen nicht verschließen und wenn wir dazu im Glauben erlernen, dass Tod nicht Ende, sondern die Tür zum Größeren, zum Endgültigen, zum Bleibenden ist. Unser Leben, aber auch diese Welt hat ein Ende.
In der bildreichen, ausdrucksstarken Sprache der jüdischen Apokalyptik, spricht der Herr zu seinen Jüngern und zu uns: „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.“
Weiter heißt es im Evangelium von diesem Sonntag: „In jenen Tagen, nach jener Drangsal, wird die Sonne verfinstert werden und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Dann wird man den Menschensohn in Wolken kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit. Und er wird die Engel aussenden und die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels. … Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles geschieht. ... Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater.“ (Mk 13,28-32, gekürzt)
So spricht kein Schwärmer und kein Phantast, kein Narr und kein Betrüger. So spricht nur der, der sich selbst im Besitz all dieser Macht und im Besitz dieses Wissens weiß: der Menschensohn, der Gottes Sohn ist! Nie zeigte der Löwe von Juda seine Größe so wie hier! Sein Blick ruht auf jedem von uns. Sein Wort soll mein Herz dort berühren, wo kein Menschenwort hinkommt.
Wir können eine interessante Beobachtung machen, wenn wir den Vers Mk 13, 33 noch hinzunehmen. Es ist zum letzten Mal vom καιρός (Kairos[griechisch] = Zeit, rechter Augenblick) die Rede: Gebt Acht und bleibt wach! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit (καιρός: eigentlich: der rechte Augenblick) da ist. Am Anfang des Jahres, als wir das erste Kapitel des Markusevangeliums hörten, war das erste Mal vom καιρός die Rede. Jesus begann sein öffentliches Wirken mit den Worten: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe (Mk 1,15).
Anfang und Ende des Markusevangeliums sind vom Kairos eingerahmt. Mit dem Kommen des Sohnes Gottes ist der καιρός Gottes in diese Welt gekommen.
Fragen wir Ihn persönlich: Herr, Du bist doch der Ewige, welche ist Deine Zeit? Was ist der rechte Augenblick in meinem irdischen Leben? In welcher Weise wird die Zeit Gottes, also Deine Zeit als das Ende unserer Zeit für mich eine persönliche Erfahrung?
Die Antwort finden wir bei Ihm. Wenn ich mich Dir, Jesus Christus und Deiner Zeit überlasse, indem ich die göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe lebe, dann ist der Kairos in meinem Leben.
Was ist denn der Glaube anders als Gehorsam gegen das Evangelium, also Nachfolge Jesu. Glaube heißt, dass ich nicht mehr meiner und der Welt eigenen Zeit vertraue, als könnten sie mir Zukunft gewähren, sondern mich in Deine Zeit, Herr, stelle. Ich will Abschied nehmen von aller Zeit der Selbstbehauptung, Selbstleistung, Selbstverherrlichung in Wort und Tat. Also nicht mehr: ich, ich, ich – mein, mein, mein, sondern: Du, Du, Du – Dein, Dein, Dein!
(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)
Pfarrnachrichten 45/21 (B)
Pfarrnachrichten 44/21 (B)
Um auch in diesem Jahr unter den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie Allerseelen-Ablässe in angemessener Form erlangen zu können, wurden die im Vorjahr dafür erweiterten Reglungen und Möglichkeiten nun auch für dieses Jahr durch ein weiteres Dekret der Apostolischen Pönitentiarie vom 27. Oktober 2021 übernommen.
Demnach gilt:
- Vollkommene Ablässe können von Gläubigen, die einen Friedhof besuchen und für die Verstorbenen beten, nicht nur im üblichen Zeitraum 1. bis 8. November, sondern auch an anderen Tagen des Monats erlangt werden. Die Gläubigen können diese Ablass-Tage, die auch voneinander getrennt in Anspruch genommen werden können, frei wählen.
- Der vollkommene Ablass vom 2. November, der anlässlich des Gedenkens an alle Verstorbenen von denjenigen erlangt werden kann, die eine Kirche aufsuchen und dort das "Vaterunser" und das "Glaubensbekenntnis" beten, kann nicht nur auf den Sonntag vor oder nach oder am Tag des Hochfestes Allerheiligen übertragen werden, sondern auch auf einen anderen Tag des Monats November, der von den einzelnen Gläubigen frei gewählt werden kann.
- Die bekannten Voraussetzungen zur Erlangung des Ablasses (sakramentale Beichte, eucharistische Kommunion, Gebet in der Meinung des Hl. Vaters) bestehen weiterhin, können aber von Menschen, die aufgrund von Einschränkungen des öffentlichen Lebens oder aufgrund ihrer besonderen Gefährdung durch das Corona-Virus gehindert sind, an den gemeinsamen Gottesdiensten und an den Friedhofsgängen teilzunehmen, nachgeholt werden, sobald es ihnen möglich ist. Diese Gläubigen sind eingeladen, sich geistlich den anderen Gläubigen anzuschließen, indem sie vor einem Bild Jesu oder der Seligen Jungfrau Maria für die Verstorbenen beten (z.B. die Laudes und die Vesper des Totenoffiziums, den Rosenkranz, den Barmherzigkeitsrosenkranz oder andere frei gewählte Gebete für die Verstorbenen), sich der geistlichen Lesung einer Evangelienpassage aus der Totenliturgie widmen oder Werke der Barmherzigkeit vollbringen und Gott die Sorgen und Nöte ihres eigenen Lebens darbringen.
Was versteht man unter einem Ablass?
Im Interview mit katholisch.de erklärt der Theologe Peter C. Düren letztes Jahr: "Vielfach wird angenommen, dass es sich bei einem Ablass um die Vergebung der Sünden handelt. Das ist aber ein Missverständnis. In der katholischen Lehre wird unterschieden zwischen der Schuld, die man durch eine Sünde auf sich lädt, und der Strafe, die der Sünder dafür erleiden muss. Bei der Beichte kann der Priester einen Menschen von der Schuld freisprechen. Trotzdem erhält dieser eine Strafe. Das ist vergleichbar mit dem Strafrecht: Wenn ein Bankräuber eine Bank ausraubt, kann er sich entschuldigen und das Geld zurückgeben. Seine Haftstrafe muss er trotzdem absitzen. Der Ablass ist also nicht Vergebung der Sünde, sondern ein Nachlass der ausstehenden Strafe für Sünden. Ein Ablass ist eine Amnestie: wie ein Strafgefangener vorzeitig aus dem Gefängnis, so kann auch ein Sünder vorzeitig aus dem Läuterungsort befreit werden."
Pfr. Dr. Volker Hildebrandt
Pfarrnachrichten 43/21 (B)
Pfarrnachrichten 42/21 (B)
Im Folgenden lesen Sie ein Grußwort unseres apostolischen Administrators, Weihbischof Rolf Steinhäuser:
Liebe Schwestern und Brüder, sehr geehrte Damen und Herren!
Beginnend mit dem 12. Oktober 2021 bis zum Beginn der Österlichen Bußzeit 2022 (2. März 2022) hat mich Papst Franziskus zum Apostolischen Administrator (plena sede) des Erzbistums Köln ernannt.
„Apostolischer Administrator“ – ein neuer, fremder Begriff. Was ist das?
Administrator ist der Verwalter eines Bistums. Ein Apostolischer Administrator wird vom Nachfolger des Apostels Petrus, dem Papst, ernannt, nicht vom Domkapitel gewählt.
„Plena Sede“ (eigentlich: bei besetztem Bischofsstuhl) meint, dass weiterhin Kardinal Woelki Erzbischof von Köln ist, aber seine Amtsgewalt in der Amtszeit des Administrators ruht.
Ich leite also jetzt vorübergehend das Erzbistum Köln im Auftrag des Papstes. Dazu gleich mehr.
Was ist mein Auftrag als Apostolischer Administrator? Klar ist derzeit zweierlei: In dieser Zeit habe ich die ordnungsgemäße Verwaltung des Erzbistums Köln sicherzustellen. Dabei wird mir als mein Delegat (das ist quasi die „rechte Hand“) der bisherige Generalvikar, Dr. Markus Hofmann, behilflich sein.
Wichtiger aber noch ist dem Heiligen Vater etwas Anderes: Im Schreiben des Heiligen Stuhls vom 24.9.2021, das seine Reaktion auf die Apostolische Visitation im Juni dieses Jahres ist, heißt es nach einer Würdigung von Kardinal Woelki: „Gleichzeitig ist offenkundig, dass Erzbischof und Erzbistum einer Zeit des Innehaltens, der Erneuerung und der Versöhnung bedürfen.“ Genau hier soll ich den Anfang eines Weges setzen, den der Erzbischof nach seiner Rückkehr gemeinsam mit dem Erzbistum fortsetzen soll.
Liebe Schwestern und Brüder, wer die Situation im Erzbistum Köln in den vergangenen Monaten miterlebt und miterlitten hat, spürt: hier liegt die eigentliche Herausforderung, vielleicht sogar die Überforderung aller Beteiligten.
Ohne jetzt eine „Fromme Soße“ über alles kippen zu wollen, muss ich festhalten: Das schaffen wir nicht allein. Da muss der HERR selbst mittun.
Aber mitwirken können wir schon. Nichts ohne Gott, aber sicher auch nichts ohne uns!
Vielleicht fangen wir einmal mit dem Innehalten an. „Innehalten“ meint allerdings nicht Stillstand, Bewegungsunfähigkeit und Einander anschweigen. Eher schon einander zuhören, aufeinander reagieren, miteinander in einen Austausch kommen.
Ich habe mir da Einiges vorgenommen. Sie werden von mir hören.
Übrigens: Ich glaube, beten hilft. Beten Sie mit? Ich wünsche Ihnen einen guten Tag. Und grüßen Sie die Menschen, die Ihnen wichtig sind, von mir. Auch wenn diese mich gar nicht kennen.
Ihr + Rolf Steinhäuser
Pfarrnachrichten 41/21 (B)
Pfarrnachrichten 40/21 (B)
Pfarrnachrichten 38+39/21 (B)
Das Evangelium vom 25. Sonntag im Jahreskreis (Mk 9,30-37) verbindet zwei sich ergänzende Ereignisse. Zum ersten berichtet Markus darüber, dass Jesus mit seinen Jüngern „incognito“ in Galiläa unterwegs war: „Er wollte nicht, dass jemand davon erfuhr“. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit wollte Jesus seine Jünger über etwas belehren: Er werde den Menschen ausgeliefert, „und sie werden ihn töten; doch drei Tage nach seinem Tod wird er auferstehen.“ Die Jünger verstanden ihn nicht, „scheuten sich jedoch, ihn zu fragen.“
In den zweitausend Jahren Christentum fällt es der Schar der Jünger Jesu regelmäßig von neuem schwer, diese Botschaft Jesu von der Erlösung durch das Kreuz „zu verstehen“. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.
Gegenwärtig etwa wird gefordert, die Kirche müsse „menschlicher“ werden. Sie müsse insbesondere Ihre vermeintlich überholte, hierarchische Struktur zurücklassen. Und sie müsse auch ihre Einstellung und Haltung zur Sexualität reformieren und sich neueren Erkenntnissen öffnen.
Grundsätzlich ist die Kirche – und in ihr jeder Gläubige – „semper reformanda“: immer reform- und erneuerungsbedürftig. Aber dies zugleich nie am erlösenden Kreuz vorbei. Wo das Kreuz bei der Forderung einer „menschlicheren“ Kirche und einer neuen Sexualmoral außer Acht gelassen wird, geschieht, was Markus „pars pro toto“ als zweites Ereignis berichtet.
Als sie in Kafarnaum ankamen, fragte Jesus sie: „Worüber habt ihr unterwegs gesprochen? Sie schwiegen, denn sie hatten unterwegs miteinander darüber gesprochen, wer von ihnen der Größte sei.“
Ohne Kreuz verfehlt der Mensch das durch Jesus ermöglichte Heil. Ohne Kreuz verliert sich der Mensch doch wieder nur im allzu Menschlichen.
Die dem Menschen von Gott zugedachte Heiligkeit setzt voraus, dass der alte Mensch stirbt, der abgrundtief in jedem steckt. Nur so ist Erneuerung im Sinne Jesu möglich: eine Vergöttlichung des Menschen, die seine natürliche Kraft weit übersteigt.
Die aktuellen Forderungen nach einer „menschlichen“ Kirche mit „zeitgemäßen“ Ansichten – etwa die vermeintliche Möglichkeit, mit Gottes Segen auch außerhalb der traditionell-familiären Verbindlichkeiten zusammen leben zu können – blenden weitgehend aus, dass zur Erneuerung der Kirche wie des Menschen unverzichtbar die Kreuzesnachfolge gehört.
Nicht die von Gott durch Jesus der Kirche geschenkte hierarchische Struktur muss sterben, sondern deren allzu menschlicher Missbrauch. Nicht die schöpfungsgemäß an die Weitergabe des Lebens, die lebenslange Liebe und an das Geschlecht gebundenen Sexualität muss sterben, sondern deren allzu menschlicher bzw. unmenschlicher Missbrauch.
(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)
Pfarrnachrichten 37/21 (B)
Das Sonntagsevangelium berichtet, dass Jesus seinen Jünger zwei sehr ähnliche, aber doch auch ganz verschiedene Fragen gestellt hat (Mk 8, 27–35). Sie waren unterwegs „in den Dörfern bei Cäsaréa Philíppi“, und „auf dem Weg fragte Jesus die Jünger: Für wen halten mich die Menschen?“
Wahrheitsgemäß gaben die Jünger ihre Eindrücke wieder (Mk 8, 28): „Sie sagten zu ihm: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elíja, wieder andere für sonst einen von den Propheten.“ Ihrer Antwort lässt sich entnehmen, dass sie selber anderer Meinung sind. Für sie ist Jesus nicht irgendein Prophet mehr, der sich der einen oder anderen Ausrichtung zuordnen ließe.
Das wird deutlich, als stellvertretend Petrus ihre Überzeugung kundtat, wie der Evangelist Markus im Folgenden berichtet (ibid., 29): „Da fragte er sie: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete ihm: Du bist der Christus!“
In der Kurzformel „Jesus ist der Christus“ kommt der Kern des christlichen Glaubens zum Ausdruck: Jesus, der einfache Zimmermannssohn aus Nazareth, ist der erhoffte Messias und Retter. Er ist eben nicht (s.o.) „einer von den Propheten“, und ebenso wenig ein Sozialreformer oder irgendein politischer Revolutionär oder Neugestalter.
Die Frage Jesu an die Jünger „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“, richtet Jesus bis heute und auch in Zukunft an alle Menschen guten Willens. Denn, wie Petrus es dann nach der Auferstehung Jesu gesagt hat (Apg 4,12): „Es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen“. Dieser Name ist „Jesus, der Christus“.
In Jesus ist der eine, wahre und dreifaltige Gott nicht Mensch geworden, um diese Welt in ihrer vergänglichen Gestalt zu retten und zu bewahren, sondern um dieser Welt ihre zukünftige Gestalt bleibend und endgültig zu ermöglichen, die sie in Abkehr von Gott abgelehnt und verworfen hat. Das ist das eigentliche Drama der ganzen Schöpfung, das auch jedem Menschen persönlich und individuell als Aufgabe gestellt bleibt.
Deshalb (Mk 8,30) „gebot ihnen Jesus, niemandem etwas über ihn zu sagen.“ Der wahre Sinn der Rettung durch IHN, Jesus, den Christus, ist nur von seinem Kreuz und seiner Auferstehung her zu verstehen. Im Kreuz Jesu findet die vergängliche Welt ihr Ende und in der Auferstehung Jesu ihren Neubeginn in anderer Gestalt. Das gilt insbesondere auch individuell für jeden Menschen guten Willens.
So kann Petrus auch erst nach der Auferstehung Jesu allen verkündigen (Apg 2,36): „Mit Gewissheit erkenne also das ganze Haus Israel: Gott hat ihn zum Herrn und Messias gemacht, diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt.“
Anfangs wehrte Petrus sich dagegen, dass die erlösende Rettung, wie Gott sie durch seine Menschwerdung in der Person Jesu schenkt, nicht in dieser vergänglichen Welt verbleibt. Als Jesus dann „mit Freimut“ (vgl. Mk 8,31f) über sein bevorstehendes Leiden, seinen Tod und seine Auferstehung sprach, „nahm ihn Petrus beiseite und begann, ihn zurechtzuweisen.“
Darauf antwortete Jesus ohne jedes Zögern und wies dabei Petrus in erschreckender Deutlichkeit zurecht (Mk 8,33): „Tritt hinter mich, du Satan! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.“
Nur durch die christlich recht zu verstehende Selbstverleugnung und Kreuzesnachfolge ist das Leben zu gewinnen, wie Jesus es dann erklärt (Mk 8,34f): „Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten.“
Jeder, der in rechter Weise aus dem Gebet heraus, durch die Mitfeier der Heiligen Geheimnisse und dem gläubigen Empfang der Sakramente in dieser Weise lebt, der erlebt dann, wie schon das vergängliche, irdische Leben in überraschender Erfüllung sich dem ewigen Leben – und damit Gott selber – zu öffnen beginnt.
(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)
Pfarrnachrichten 36/21 (B)
Pfarrnachrichten 35/21 (B)
Pfarrnachrichten 34/21 (B)
An diesem 21. Sonntag im Jahreskreis hören wir als Evangelium den Abschluss der eucharistischen Rede Jesu in Kafarnaum, wie der heilige Johannes sie uns im sechsten Kapitel seines Evangeliums überliefert. Begonnen hatte alles mit einer Brotvermehrung. Nachdem alle satt geworden waren, entzog sich der Herr dem Zugriff der Menge. Johannes erzählt es so (Joh 6,15): „Jesus erkannte, dass sie kommen würden, um ihn in ihre Gewalt zu bringen und zum König zu machen. Daher zog er sich wieder auf den Berg zurück, er allein.“
Er wollte nicht „Brotkönig“ sein. Das wird auch deutlich, als die Menschen ihn am nächsten Tag suchten, ihn schließlich „am anderen Ufer des Sees fanden“ und dann fragten: „Rabbi, wann bist du hierhergekommen? Jesus antwortete ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid. Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt und die der Menschensohn euch geben wird!“ (Joh 6, 25-27)
Schließlich erklärte ihnen Jesus, dass sein „Vater das wahre Brot vom Himmel gibt. Denn das Brot, das Gott gibt, kommt vom Himmel herab und gibt der Welt das Leben.“ (ibid. 32b-33) Irgendwie hatte Jesus damit dann doch ihre Befindlichkeit getroffen, denn: „Da baten sie ihn: Herr, gib uns immer dieses Brot!“ (ibid. 34)
Unmittelbar darauf begann die Stimmung aber wieder zu kippen. Die Zuhörer „murrten gegen ihn, weil er gesagt hatte: Ich bin das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Und sie sagten: Ist das nicht Jesus, der Sohn Josefs, dessen Vater und Mutter wir kennen? Wie kann er jetzt sagen: Ich bin vom Himmel herabgekommen?“ (ibid. 41-42)
Daraufhin erklärte ihnen Jesus unumwunden und im Klartext: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt.“ (ibid. 51)
Auf das erste Erschrecken und die unter den Zuhörern aufgeworfene Streitfrage hin: „Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben?“ (ibid. 52) erwiderte Jesus: „Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch. … Denn mein Fleisch ist wahrhaft eine Speise und mein Blut ist wahrhaft ein Trank. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm.“ (ibid. 53.55-56)
So kam es zu einer Spaltung unter den Jüngern. „Viele seiner Jünger, die ihm zuhörten, sagten: Diese Rede ist hart. Wer kann sie hören?“ (ibid. 60) Schließlich „zogen sich viele seiner Jünger zurück und gingen nicht mehr mit ihm umher. Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt auch ihr weggehen? Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“ (ibid. 66-68)
Daran hat sich bis heute nichts Wesentliches geändert. Bei weitem nicht alle schenken den Worten Jesu Glauben. Viele bleiben einfach weg.
Der biblische Befund ist eindeutig. Der überlieferte Glaube der Kirche nicht weniger. Über den biblischen Befund und den überlieferten Glauben der Kirche hinaus haben sich weltweit auch zahlreiche „eucharistische Wunder“ ereignet. Sie sind glaubhaft dokumentiert. 146 davon wurden von dem am 10. Oktober 2020 in Assisi seliggesprochenen Carlo Acutis zusammengestellt.
Als 11jähriger begann er mit seiner Arbeit und schloss sie mit 14 ab. Im Alter von 15 Jahren verstarb er in Monza, Italien. Sein Leben als Kind und Jugendlicher ist so eindrucksvoll wie die von ihm zusammengestellten eucharistischen Wunder. Seine Dokumentation dieser Wunder wurde bereits weltweit an vielen Orten vorgestellt; derzeit bei uns in St. Pantaleon, wo sie noch bis Ende August zu sehen sein wird.
Mehr an Evidenz lässt sich auch nicht in Antworten und Beweisen auf naturwissenschaftliche Fragen herstellen. Entscheidend ist der Glaube. So wie es Petrus bekennt: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes.“
Möge die skizzierte Evidenz auch heute Menschen berühren, den Schritt in das Vertrauen gegenüber Gott zu vollziehen. Solche Menschen sind selig. Sie tragen Gottes Segen weiterhin spürbar in unsere Welt hinein.
(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)
Pfarrnachrichten 33/21 (B)
Pfarrnachrichten 31+32/21 (B)
An den kommenden Sonntagen werden als Evangelium der Reihe nach Abschnitte aus der großen eucharistischen Rede Jesu in Kafarnaum aus dem sechsten Kapitel des Johannesevangeliums vorgetragen. Dazu passt wunderbar die Ausstellung „Die Eucharistischen Wunder in der Welt“, die vom 16. bis zum 31. August 2021 in St. Pantaleon gezeigt wird.
Rund 136 von der Kirche weltweit anerkannte „eucharistische Wunder“ werden fotografisch und in faksimilierten, historischen Beschreibungen vorgestellt. Zusammengestellt und aufgebaut wurde die Ausstellung von Carlo Acutis, einem mit 15 Jahren an Leukämie verstorbenen und am 10. Oktober 2020 in Assisi seliggesprochenen Italiener.
Carlo Acutis war diese Ausstellung ein Herzensanliegen, um den Menschen zu helfen, an die reale Gegenwart Jesu in der Heiligen Eucharistie zu glauben. Mit Unterstützung seiner Eltern hat er seit seinem 11. Lebensjahr innerhalb von drei Jahren die Ausstellungsinhalte zusammengetragen und als Webseite angelegt. Um an die Dokumente zu gelangen, besuchte er viele Orte, an denen anerkannte Eucharistische Wunder geschehen waren. Er recherchierte vor Ort, dokumentierte und fotografierte selbstständig. Aus dem gesammelten Material erstellte er die Dokumentation auf einer Seite im Internet. Carlos Website wird auch heute noch gepflegt und regelmäßig aktualisiert: www.miracolieucaristici.org.
Weltweit wird die Ausstellung als Wanderausstellung gezeigt, so in Fatima, Lourdes und Santiago de Compostela. In Deutschland war sie zuletzt vom 1. bis 21. Juli in der Münchner Heilig-Geist-Kirche zu sehen. Ein Interview mit der Organisatorin der Münchner Ausstellung, Fr. Oana Kreitmair, findet man bei Radio Horeb: www.horeb.org (“Carlo Acutis – Ausstellung über Eucharistische Wunder“, 14.07.2021).
Die Ausstellung in der Pfarrei St. Pantaleon in Köln ist im genannten Zeitraum (16.-31.08.2021) täglich von 8 bis 21 Uhr zu besichtigen (Gottesdienst- und gemeinschaftliche Gebetszeiten ausgenommen) und wird von Pfarrer Tobias Brantl aus der Pfarrei St. Anton in Kempten (Allgäu) am Montag, den 16. August mit einem Gebetsabend ab 17 Uhr eröffnet. Im Anschluss an die Heilige Messe (18:30 Uhr) hält Pfr. Brantl ab 19:30 Uhr einen öffentlichen Impuls-Vortrag über den jugendlichen Seligen Carlo Acutis mit anschließendem Austausch. Pfarrer Brantl ist Mitglied der deutschlandweit aktiven Gruppe „Freunde von Carlo Acutis“ (www.CarloAcutis.de), die diese Kölner Ausstellung organisiert.
Die Gruppe „Freunde von Carlo Acutis“ hat sich nach Carlos Seligsprechung in St. Pantaleon gegründet. Die Mitglieder bemühen sich – mit Carlos Unterstützung und nach seinen Vorschlägen – so zu leben, dass man heilig werden kann. Sie wollen Carlo und seine Anliegen bekannt machen und alle an Carlo Interessierten vernetzen. Jeden Montagabend lädt die Gruppe dazu ein, ab 17 Uhr am Abendprogramm der Pfarrei St. Pantaleon mit der Eucharistischen Anbetung, dem Rosenkranz und der Hl. Messe teilzunehmen und trifft sich anschließend mit allen Interessierten zum Gespräch.
Weitere Informationen www.CarloAcutis.de
(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)
Pfarrnachrichten 29+30/21 (B)
Derzeit sind wir eng im Gebet mit all denen verbunden, die durch die Überflutungen Angehörige und teilwiese oder gänzlich ihre Existenzgrundlage verloren haben.
Mögen nun auch all die Gottes unendlicher Liebe und seinem Erbarmen begegnen, die der Allmächtige durch Hochwasser und seine Folgen aus der irdischen Lebenszeit soeben abberufen hat.
Das Sterben und die Katastrophen sind und bleiben eine große Herausforderung. Zugleich lassen vor allem sie erfahren, dass am Ende nur die Liebe Gottes zählt, weil nur sie unserem Leben einen krisenfesten Sinn und bleibende Erfüllung zu geben vermag.
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Das Evangelium vom 16. Sonntag im Jahreskreis ist ein wunderbares Urlaubsevangelium! Der heilige Markus berichtet im 6. Kapitel, Vers 30 folgende, dass die von Jesus ausgesandten Apostel zurückgekehrt waren „und ihm alles berichteten, was sie getan und gelehrt hatten.“
Gewiss waren sie erfüllt von dem, was sie erlebt hatten. Aber sie waren auch abgearbeitet, müde und „urlaubsreif“. Zumindest legt das der Bericht des Hl. Markus unmissverständlich nahe: „Da sagte Jesus zu ihnen: Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus! Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Leute, die kamen und gingen. Sie fuhren also mit dem Boot in eine einsame Gegend, um allein zu sein.“
Es ist herrlich, wie der heilige Markus die Fürsorge und Anteilnahme des Herrn am bereitwilligen Dienst der Apostel schildert. Er nimmt die Apostel nicht nur in Dienst. Er kümmert sich auch um sie. Er baut sie auf. Er lässt sie wachsen und reifen in ihrer Bereitschaft, am Aufbau des Reiches Gottes mitzuwirken. Jesus bedient sich ihrer nicht, sondern hilft ihnen, ihr ureigenes Potential zu entdecken und zu entfalten, um segensreich und zum Wohle aller da zu sein.
Hierzu passt, was der Herr an anderer Stelle sagt (Mk 10,45): „Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.“
Urlaub heißt: in der Balance bleiben und sie gewährleisten. Oder sie wiedergewinnen, wenn sie angeschlagen ist: etwa durch intensive Arbeit in der Bereitschaft, ganz für andere da zu sein. Auch Jesus konnte sein Leben „als Lösegeld für viele“ nur in dem Maße hingeben, wie er sein Leben zugleich gepflegt und hat wachsen lassen. Deshalb lädt er die Apostel nun ein, gemeinsam mit ihm „ein wenig auszuruhen“.
Da ist es dann auch nicht tragisch, dass, wie Markus berichtet, man „sie abfahren sah und viele davon erfuhren; und diese zu Fuß aus allen Städten dorthin liefen und noch vor ihnen ankamen.“
Zumindest auf der Überfahrt hat Jesus mit seinen Jüngern ein wenig ausruhen können. Dabei sind sie nicht um sich selber gekreist. Und sie haben auch nicht ganz alleine nur sich selber gesucht. Vielmehr haben sie die zwar kurze, aber gewiss abwechslungsreiche Überfahrt dankbar als Geschenk erlebt und angenommen, so dass sie ihre Bereitschaft zur Nachfolge Jesu erneuern und stärken konnten.
Wie selbstverständlich kann Markus dann auch vom krönenden Abschluss dieses Kurz-Urlaubs berichten: „Als er ausstieg, sah er die vielen Menschen und hatte Mitleid mit ihnen; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er lehrte sie lange.“
Möge unser Urlaubsverhalten an diesem Ereignis, dem markinischen „Urlaubsevangelium“, gesunden und gedeihen. Dann wachsen auch wir in der rechten Mitte.
(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)
Pfarrnachrichten 27+28/21 (B)
Nun hat für viele die Ferienzeit begonnen. Einige bleiben noch hier, vertreten die anderen, bis dann sie an der Reihe sind und von den Zurückgekehrten vertreten werden. Ähnlich ist es auch unter uns Priestern, die wir gewöhnlich von unserem Selbstverständnis her immer für Sie da sein wollen. Eine Auszeit tut eben auch dieser Grundhaltung gut und fördert sie.
Aus diesem Grund werden bis zum Ende der Sommerferien ab Sonntag, dem 11. Juli die Sonntags-Messen um 12:15 Uhr, und ab Montag, dem 12. Juli die 9:30 Uhr Werktags-Messen montags bis freitags entfallen.
Ansonsten wird in diesen Wochen bis zum Ende der Sommerferien weiterhin von Montag bis Freitag das reichhaltige Angebot von täglich zwei Beichtzeiten ab 11:00 bzw. ab 17:00 Uhr (inkl. der eucharistischen Anbetung) mit den darauffolgenden Hl. Messen um 12:00 bzw. um 18:30 Uhr aufrechterhalten.
Und am Wochenende (Samstag und Sonntag) bieten wir während der gesamten Ferienzeit ebenfalls ungekürzt die Beichtzeiten nachmittags ab 17:00 Uhr (inkl. der eucharistischen Anbetung) mit der darauffolgenden Samstag-Vorabendmesse bzw. der Sonntagabendmesse um 18:30 Uhr an. Am Sonntagvormittag können Sie dann „nur“ zwischen zwei Hl. Messen wählen: zwischen der um 10:00 bzw. der um 11:15 Uhr.
Von Herzen wünsche ich Ihnen eine gesegnete Ferienzeit!
Pfr. Dr. Volker Hildebrandt
Pfarrnachrichten 26/21 (B)
„Gott hat den Tod nicht gemacht und hat keine Freude am Untergang der Lebenden. ... Zum Dasein hat er alles geschaffen. ... Das Reich des Todes hat keine Macht auf der Erde; denn ... Gott hat den Menschen zur Unvergänglichkeit erschaffen und ihn zum Bild seines eigenen Wesens gemacht.“ So hören wir an diesem Sonntag in der ersten Lesung aus dem „Buch der Weisheit“, Kapitel 1.
Hier wird uns der ursprüngliche Wille Gottes geoffenbart: Gott will das Leben; von ihrem Ursprung her ist die Schöpfung „sehr gut“ (vgl. Genesis 1,31). Der Tod, und alles was zerstört und nicht aufbaut widerspricht seinem Willen.
Diese ungemein positive Sicht der Wirklichkeit ist uns nicht immer gegönnt. Sie wird verdunkelt durch manch Böses und Zynisches. Es gibt Entzweiung bis hin zur Zerstörung. Und vor allem gibt es auf dieser unserer Erde den Tod.
Diese Übel, allen voran der Tod, sind nicht von Gott. Sie stehen im Widerspruch zu dem, was ER will. All diese Übel, so erklärt das Buch der Weisheit, kamen „durch den Neid des Teufels in die Welt.“ Diese Übel erfahren nach der ersten Sünde nun alle Menschen. Aber endgültig unterliegen diesen Übeln – und vor allem dem Tod – nur jene, die dem Teufel „angehören“. Diese werden dem Tod und allen anderen Übeln nicht entrinnen können.
Das Drama des Menschen begann mit dem Sündenfall. Er Mensch ließ sich verführen. Er entschied sich, gegen den Willen Gottes zu handeln. Und so ist jeder Mensch nun dem Tod verfallen. Wir alle erleben die Kräfte der Zerstörung und der Vergänglichkeit. Und wir sind ziemlich machtlos dagegen.
Aber Gott hat uns nicht aufgegeben. Er lässt uns nicht alleine. Von Jesus, dem Menschensohn, geht eine heilende und rettende Kraft aus. Im Evangelium dieses Sonntags (Mk 5, 21 ff) hören wir, wie Jesus eine Tote auferweckt: ein junges Mädchen; Tochter des Synagogenvorstehers Jaïrus.
Solche Wunder sind „Zeichen“. So werden sie in den Evangelien oft genannt. Sie erhellen das Leben wie ein Blitz die Nacht. Und sie lassen aufleuchten, dass die Macht, wie sie Jesus in diese Welt zurückgebracht hat, gewaltig ist. Die Wunder Gottes sind stärker als der Tod und die Sünde. Zugleich fordern sie heraus, Jesus ganz zu vertrauen.
Gottes Sohn auf Erden heilt Kranke. Er besiegt die Mächte der Finsternis und erweckt Tote zum Leben. Am Ende überwindet er den eigenen Tod. Die Auferstehung Jesu ist der endgültige Sieg: sowohl über den Tod wie auch über den, dessen Neid den Tod in die Welt gebracht hat.
Die größte Herausforderung an unser Vertrauen auf Jesus ist gewiss der eigene, ganz persönliche Tod. Alle menschlichen Möglichkeiten kommen dann an ihr Ende. Gegen jede Todesangst bis hin zum Fatalismus sagt Jesus, wie damals zum Synagogenvorsteher: „Sei ohne Furcht, glaube nur!“
Wir sollten uns fragen: Kann ich mich mit meinem Tod, mit dem Sterben-Müssen versöhnen? Sehe ich meinen Tod aus der Perspektive Gottes und des Glaubens? Kann ich das Leben wieder hergeben in jene liebende Hand hinein, aus der ich es empfangen habe? Dann hat auch die „Liebe“ eine Chance, die „stark ist wie der Tod.“ (Hohelied 8,6)
(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)
Pfarrnachrichten 25/21 (B)
Pfarrnachrichten 24/21 (B)
Pfarrnachrichten 22+23/21 (B)
Urlaubsbedingt erscheint der Pfarrbrief als Doppelausgabe. Eine gute Gelegenheit, um kurz über verschiedene Themen und Anliegen zu berichten.
Zum einen freut es mich sehr, dass Papst Franziskus über die Bischofskongregation in Rom unserem Erzbischof in einer „komplexen pastoralen Situation … persönlich“ und der ihm „anvertrauten Kirche in einer Zeit großer Bedrängnis und Prüfung beistehen“ möchte. So greife ich gerne die Bitte unseres Erzbischofs auf, und gebe sie hiermit ausdrücklich an Sie weiter, die anstehende Apostolische Visitation „im Gebet zu begleiten“ (vgl. Aushang: „Proklamandum“).
Da coronabedingt in diesem Jahr die zentrale Fronleichnams-Prozession um den Dom nicht stattfinden wird, haben auch wir unseren Gottesdienstplan an Fronleichnam leicht geändert: Im Anschluss an die 10:30 Uhr Familienmesse wird das Allerheiligste einmal um die Kirche getragen. Darauf folgt um 12:15 Uhr eine zweite heilige Messe. Am Nachmittag wie auch sonst um 17:00 Uhr Aussetzung des Allerheiligsten und um 18:30 Uhr die Abendmesse.
Ende September, am Dienstag, dem 28.9.2021, findet in St. Pantaleon in der 18:30 Uhr Abendmesse die nächste Firmung durch Weihbischof Steinhäuser statt. Jugendliche, die noch nicht gefirmt sind und gerne dabei sein möchten, melden sich bitte im Pfarrbüro. Wir werden uns in mehreren Gruppen auf diesen schönen und für das christliche Leben wichtigen Augenblick gut und intensiv vorbereiten.
Ungeachtet manch widriger Umstände geht die Sanierung der Kirche zügig voran. Ende des Jahres wird das Westwerk durchsaniert und fertig sein. Zwischen den Jahren oder kurz danach wird dann Vieles umgeräumt. Von da an werden für die kommenden 2 Jahre alle Gottesdienste nur noch im erweiterten Westwerk stattfinden. Das Hauptschiff, die beiden Seitenschiffe wie auch der vollständige Ostchor werden dann Baustelle sein. Wenn alles nach Plan läuft, wird die Sanierung Ende 2023 / Anfang 2024 abgeschlossen sein.
Es liegt also noch eine lange Zeit von 2 ½ Jahren spürbarer Einschränkungen vor uns. Aber wir werden auch durch diese Zeit gut hindurchkommen.
(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)
Pfarrnachrichten 21/21 (B)
„Der Geist der Wahrheit wird … euch in der ganzen Wahrheit leiten.“ Es sind Worte Jesu, wie sie überarbeitet in der neuern Einheitsübersetzung von Johannes überliefert werden. Im Pfingstfestgottesdienst werden sie uns vorgetragen (Joh 15,26-27; 16,12-15). Was ist das für ein „Geist“, der nicht nur leitet, sondern zudem „in der ganzen Wahrheit“?
An gleicher Stelle nenn Jesus diesen Geist auch „Beistand“. Und Jesus erklärt zudem, dass dieser „Geist der Wahrheit … nicht aus sich selbst heraus reden wird.“ Er wird vielmehr das sagen bzw. davon „reden, was er hört.“ Und er wird darüber hinaus „verkünden, was kommen wird.“
Auch wird dieser Geist Jesus „verherrlichen“. Denn dieser Geist, so sagt Jesus, „wird von dem, was mein ist, nehmen und es euch verkünden.“ Zugleich ist das, was der Heilige Geist von Jesus nimmt, vom Vater. Jesus erklärt das abschließend so (Joh 20,15): „Alles, was der Vater hat, ist mein; darum habe ich gesagt: Er nimmt von dem, was mein ist, und wird es euch verkünden.“
Hier ist ohne Zweifel vom „Heiligen Geist“ die Rede, wie ihn Jesus fünf Kapitel weiter im Johannesevangelium dann auch so nennen wird. Dort lesen wir (Joh 20, 22f): „Er hauchte die Jünger an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.“
Der Heilige Josefmaria Escrivá sprach wiederholt vom Heiligen Geist als dem „großen Unbekannten“. In der Tat: Von Gott Vater als Schöpfer und Bewahrer alles Geschaffenen haben wir irgendwie eine konkrete Vorstellung. Seine Werke sind für uns sichtbar. Von ihnen aus können wir manches von ihrem Urheber erschließen.
Weitaus detaillierter ist all das, was wir vom Sohn Gottes wissen, der in Jesus Christus Mensch wurde, „in allem uns gleich, bis auf die Sünde“. Die historischen Quellen überliefern facettenreich eine einzigartige Gestalt, die in der Geschichte unverändert nachwirkt wie keine andere vor und nach ihm.
Aber von Gott, der Pfingsten als „Heiliger Geist“ zuerst die Apostel und dann viele andere erfüllte, fehlt uns eine konkretere Vorstellung. Das wird schon zu Lebzeiten Jesu deutlich, als er dem Ratsherr Nikodemus in der Dunkelheit der Nacht erklärt, dass der Eintritt in das Reich Gottes eine geistige Wiedergeburt voraussetze. Nikodemus versteht diese Geburt anfangs als eine leibliche Wiedergeburt. Daraufhin bedient Jesus sich eines Vergleichs: „Der Wind weht, wo er will; du hörst sein Brausen, weißt aber nicht, woher er kommt und wohin er geht. So ist es mit jedem, der aus dem Geist geboren ist.“ (Joh 3,8).
Damit betont Jesus nach dem Zeugnis des Evangelisten Johannes, dass die Beziehung zu Gott vor allem geistig-spiritueller Art ist. Und eben dies ist jedem bekannt, der sich von Gott ergreifen lässt und darauf im Glauben antwortend und sich in der Folge Gott zuwendet. Von daher kennt der Gläubige den Heiligen Geist in seiner unverwechselbaren, einzigartig machtvollen Wirksamkeit.
Es ist aber nicht so einfach, den Geist Gottes wirken zu lassen. Meist behindern wir Gott weitaus mehr und stellen ihm größere Hindernisse in den Weg, als wir bemerken oder wahrhaben wollen Man muss Gottes Geist bewusst in das eigene Leben hineinlassen. Dazu muss man sich ihm überlassen; ihm und seinem Wirken gegenüber gewissermaßen einen Blankoscheck ausstellen: „Tu mit mir, was du willst!“ Das ernsthaft zu sagen, sich selber Gott auszuliefern und uneingeschränkt anzuvertrauen, fällt meist sehr schwer.
Es ist auch mit Ängsten verbunden: Was wird Gott dann mit mir machen? Welche Folgen hat es? Welche Belastungen oder Herausforderungen kommen dann auf mich zu? Das hält viele davon ab, Gott diesen „Blankoscheck“ auszustellen.
Doch man kann sich Schritt für Schritt herantasten. Stück für Stück etwas von sich weggegeben – eigene Pläne, eigene Ideen, den eigenen Willen, seinen Stolz, aber auch seine Ängste. Aber auch dann gibt es immer noch manches, was noch nicht ganz Gott gehört. Mit dieser Arbeit wird man bis an sein Lebensende nicht fertig!
Zugleich erfährt man dabei, dass Gott das Herz und das Innere verändert. Irgendwann stellt man fest: Bestimmte Dinge oder Situationen machen einem keine Angst mehr. Man wird innerlich ruhiger und gelassener; man hat mehr Geduld. Man urteilt nicht mehr so schnell. Man ist anderen nicht mehr so schnell böse. Ich kann sich leichter auf Menschen einlassen, ihre Nöte an sich heranlassen – und anderes mehr. Man erlebt dies als Geschenk.
Die spanischen Mystikerin Francisca Javiera del Valle, am 03.12.1856 in äußerst bescheidenen Verhältnissen geboren und bis zu ihrem Tod am 29.I.1930 als Näherin und Gärtnerin tätig, vergleicht in ihrem einzigartigen „Dezenarium zum Heiligen Geist“ das geistvolle Wirken Gottes im Inneren des Gläubigen mit einer Schule.
Sie schreibt (ibid., vierter Tag): „Obwohl die Schule im Innersten der Seele errichtet wird, kann sie keiner besuchen, wenn ihn der Lehrer nicht einführt, denn auch wenn er eintreten möchte, weiß er nicht wie und kann es nicht. Das Einzige, was man tun kann, ist, bei sich selbst zu bleiben, nicht hinauszulaufen, sondern sich an die Türe zu stellen und aus ganzem Herzen über seinen Fehler zu weinen und selbstlos zu klagen. Denn die Selbstlosigkeit ist gleichsam der Prüfstein für diese Schule, denn alles, was dort gelehrt wird, muss selbstlos geübt werden, sonst haben unsere Werke kein Verdienst bei unserem Lehrer.
Am Anfang sagt er nichts, er nimmt die Dinge hin und ist nicht streng. Weil er so liebevoll ist, hat er großes Mitleid, denn er sieht, dass wir unwissend sind, und nie verlangt oder fordert er etwas, das wir nicht können. Seine Unterrichtsweise ist ein helles und schönes Licht, das er unserem Verstand einsenkt. Wenn die Seele sehr bemüht ist, die Wahrheit, die er lehrt, in die Tat umzusetzen, dann empfängt der Wille zusammen mit dem erwähnten Licht gleichsam einen Pfeilschuss, und die Seele fühlt sich dabei ganz entzündet in Liebe zu ihrem Gott und Herrn, und sie weiß sehr gut, wenn sie das empfängt, dass es nicht erworben ist, sondern geschenkt. Niemand sagt ihr das, aber sie versteht es gut und weiß, dass es so ist.“
(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)
Pfarrnachrichten 20/21 (B)
Pfarrnachrichten 19/21 (B)
Pfarrnachrichten 18/21 (B)
Pfarrnachrichten 17/21 (B)
Pfarrnachrichten 14-15/21 (B)
Liebe Mitchristen und Freunde von St. Pantaleon!
„Der Herr ist wahrhaft auferstanden, Halleluja.“ Weltweit rufen Christen sich diese Worte am Osterfest gegenseitig zu. Es ist die frohe und zuversichtliche Vergewisserung, dass wir nicht an einen Gott der Toten, sondern der Lebenden (vgl. Lk 20,38) glauben.
Nach einer Zwangspause im letzten Jahr haben wir dieses Jahr die Osternacht voll Freude und Dankbarkeit gefeiert! Die über ein Jahr lang erprobten Maßnahmen, um dies trotz Corona gegenüber unserem Nächsten und uns selber gegenüber verantworten zu können, haben sich vielfach, nun auch bis in die Osternacht bewährt.
Darüber hinaus wurde eine Erwachsene aus unserer unmittelbaren Nachbarschaft in der Osternacht getauft und gefirmt. Und sie hat das erste Mal die heilige Kommunion empfangen. Als talentierte Schauspielerin ist sie nicht ganz unbekannt. Dessen ungeachtet hat sie Jahre lang „undercover“ und immer von einem anderen, eher verborgenen Winkel aus an dem ein oder anderen Gottesdienst teilgenommen. Vor allem aber hat sie ungezählte Male die Kirche St. Pantaleon zum stillen Gebet aufgesucht.
Nach intensiver Auseinandersetzung mit dem Glauben der Kirche ist nun in dieser Osternacht ihr jahrelanger Wunsch in Erfüllung gegangen, sich sakramental dem Auferstandenen und der von ihm gestifteten weltweiten Kirche ganz anzuvertrauen. Wir begrüßen sie in „unseren Reihen“, auch bewegt und berührt von ihrem kurzen, aber eindringlichen und zugleich sehr persönlichen Glaubenszeugnis, das sie in der Osternacht unmittelbar vor ihrer Taufe vor uns allen abgelegt hat.
Unsere österliche Freude wird leider getrübt von der unter der Militärgewalt in Myanmar steigenden Zahl von Toten, wie auch von dem an diesem Palmsonntag verübten Selbstmordanschlag vor der katholischen Kirche in der Stadt Makassar auf der indonesischen Insel Sulawesi gegen zahlreiche, dort versammelte Christen. Ein Wachmann konnte offenbar Schlimmeres verhindern, so dass „nur“ 20 Gläubige verletzt wurden. Die beiden mutmaßlichen Täter kamen der Polizei zufolge bei der Gewalttat ums Leben.
Unser Gebet und unsere Gedanken sind bei den Toten, den Verletzten und politisch Inhaftierten, und bei all den anderen religiösen oder ethischen Minderheiten, die seit Jahren verfolgt, unterdrückt und vertrieben werden. – Wird es einmal einen christlichen Feiertag ohne Anschläge auf Christen und Kirchen geben!? Warum dieser Hass? Warum diese Gewalt?
Als Antwort darauf bekennen wir mit umso größerer Kraft mit dem um 1900 nach alten Vorgaben neu vertonten Bekenntnis aus den „laudes regiae“: „Christus vincit, Christus regnat, Christus imperat.“ (Christus siegt, Christus herrscht als König, Christus gebietet.) – Denn Jesus lebt in Ewigkeit!
Ihr
Pfr. Dr. Volker Hildebrandt
Pfarrnachrichten 13/21 (B)
In seiner Botschaft zur Fastenzeit 2021 lädt Franziskus zur Umkehr ein. „Eine Fastenzeit der Liebe leben heißt sich um den kümmern, der aufgrund der Covid-19-Pandemie eine Situation des Leidens, der Verlassenheit oder Angst durchmacht.“ Das schreibt der Papst in der Botschaft, die zu Beginn der Fastenzeit Mitte Februar veröffentlicht wurde.
Lesen Sie hier eine kurze Zusammenfassung des Schreibens von Stefan von Kempis aus dem Vatikanstaat
Pfarrnachrichten 11/21 (B)
Pfarrnachrichten 10/21 (B)
Pfarrnachrichten 09/21 (B)
A B R A H A M S O P F E R H E U T E
Die erste Lesung des zweiten Fastensonntags mutet Ungeheuerliches zu. Die Verse dieser Perikope (Gen 22,1-18) gehören mit zu den schwierigsten in der Bibel.
Abraham und seiner Frau Sara waren kinderlos geblieben. Altersbedingt war Sara schon länger in Umständen, die ein Kind ausschlossen. Die Verheißung Gottes an Abraham, soviel Nachkommen zu haben, wie Sterne am Himmel, schien dahin. Mit der unerwarteten Geburt Isaaks erfüllte sich Gottes Verheißung dann doch. Alles hatte sich zum Guten gewendet!
Dann aber „stellte Gott Abraham auf die Probe. Er sprach zu ihm: Abraham! Er sagte: Hier bin ich. Er sprach: Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du liebst, Ísaak, geh in das Land Moríja und bring ihn dort auf einem der Berge, den ich dir nenne, als Brandopfer dar!“ Den einzigen Sohn, den Abraham über alles liebte, den Hoffnungsträger und die alleinige Zukunft der Familie sollte Abraham jetzt opfern.
Als Abraham seine Hand zum Messer ausstreckte, um seinen Sohn zu schlachten, gebot der Engel des Herrn dem Abraham überraschend Einhalt: „Streck deine Hand nicht gegen den Knaben aus und tu ihm nichts zuleide! Denn jetzt weiß ich, dass du Gott fürchtest; du hast mir deinen Sohn, deinen einzigen, nicht vorenthalten.“ Abraham muss seinen Sohn nun doch nicht opfern. Zur Rettung des Sohnes lässt Gott den Abraham einen Widder in unmittelbarer Nähe sehen, den er nun anstelle seines Sohnes opfert.
Daraufhin erneuert und bestätigt Gott seinen Bund und seine Verheißungen: „Weil du das getan hast und deinen Sohn, deinen einzigen, mir nicht vorenthalten hast, will ich dir Segen schenken in Fülle und deine Nachkommen überaus zahlreich machen wie die Sterne am Himmel und den Sand am Meeresstrand.“ Es war also „lediglich“ eine Prüfung, eine „Probe“.
Dennoch erregt das Anstoß. Obwohl auch diese Episode am Ende gut ausgeht, fragt man unwillkürlich: Was ist das für ein Gott, der einem Menschen solches zumutet und mit so etwas auf die Probe stellt? Ist das nicht grausam; zutiefst unmenschlich, gar „ungöttlich“? Auch wenn diese Prüfung dann doch nicht mit einem Menschenopfer endet?
Ich möchte im Folgenden fünf kurze Antworten auf diese Fragen geben. Eine erste finden wir in der Geschichte; bis heute. Damals waren Menschenopfer, unter anderem das Ofer der Erstgeburt, durchaus verbreitet. Schon allein deshalb war es für Abraham nicht völlig abwegig, Gott seinen Sohn zu opfern. Das war Bestandteil alter Kulturen, in denen er großgeworden war.
Nun aber wurde auf Gottes Anordnung das Opfer des Knaben zurückgewiesen und anstelle von Isaak ein Tier geopfert. Von da an sind Menschenopfer in Israel tabu. Andere Völker brachten noch Jahrhunderte später, die Azteken bis ins frühe 16 Jahrhundert Menschenopfer dar. Israel seit Abraham nicht mehr.
Gott will keine Menschenopfer. Gegen den ersten Augenschein ist genau das die erste Botschaft dieser biblischen Erzählung: Für Gott ist der Mensch so heilig, dass er nie geopfert werden darf. – Hier nun sind wir gefragt. Wie halten wir es damit in unserer scheinbar aufgeklärten und zivilisierten Welt von heute?
Leider sind „Menschenopfer“ weiterhin Realität. Etwa in den Kriegen des 20. Jahrhunderts. Unzählige – insbesondere Väter – haben stolz ihre Söhne in den Krieg und damit in den Heldentod ziehen lassen. Sie fühlten ähnlich wie Abraham. Nun aber säkularisiert. Sie haben ihre Söhne nicht mehr Gott, sondern der eigenen Nation geopfert. Dazu sagt die Bibel eindeutig: Gott will das nicht!
Bis heute begehen Menschen aus scheinbar religiösen Motiven Selbstmord-Attentate und halten sich für Märtyrer. Auch dazu sagt die Bibel: Gott will das nicht!
Aus meiner Kindheit und Jugend erinnere ich mich noch sehr gut an einige wenige Gleichaltrige mit mongoloiden Zügen. Es sind statistisch exakt 0,2 Prozent aller gezeugten Kinder, die eine der vier möglichen Varianten von „Trisomie“ haben. Damals haben wir mitbekommen, wie diese Kinder uns alle zu Fürsorge und Zuneigung gegenüber Benachteiligten inspiriert und gefördert haben. Man sieht diese Kinder heute aber nicht mehr, weil 96% von ihnen vor ihrer Geburt irgendeiner gesamtgesellschaftlichen Gesundheit geopfert und als Abfall entsorgt werden. Auch dazu sagt die Bibel: Gott will das nicht!
Ähnlich ergeht es den anderen Ungeborenen, die vor ihrer Geburt einer angeblich höherwertigen Lebensplanung geopfert und ebenfalls entsorgt werden. In den Jahren 2017-2019 waren es bundesweit jährlich über 100.000 Ungeborene, die durch den sogenannten „Schwangerschaftsabbruch“ nie das Licht der Welt erblickt haben. Auch dazu sagt die Bibel: Gott will das nicht!
Demgegenüber fordert die Geschichte vom Opfer des eigenen Sohnes durch den greisen Abraham auf der anderen Seite dazu auf, die eigenen Kinder loszulassen. Das ist das zweite; was Gott nun ausdrücklich will.
Jeder Vater, jede Mutter muss irgendwann den eigenen Sohn, die eigene Tochter „hergeben“: Wenn die Kinder heranwachsen und ihr eigenes Leben führen wollen. Es fällt schwer, Kinder loszulassen! Es ist oft über Jahre ein Ringen um den richtigen Weg, um die „goldene Mitte“.
Manche Eltern „klammern“ oder setzen ihre Kinder unter Druck, wenn sie eigene Wege gehen wollen oder den elterlichen Wunschvorstellungen nicht entsprechen. Andere machen es sich zu einfach. Sie lassen ihre Kinder im Stich, wo sie auf elterliche Führung weiterhin angewiesen sind. Das ist die andere Seite des Opfers, um das Gott uns bittet, ähnlich bis zum Äußersten wie damals Abraham.
Im Opfer des Isaak signalisiert Gott dem Abraham zunächst: Dein Sohn ist ein Geschenk, aber er wird dadurch nicht dein Eigentum! Er gehört dir nicht. Du musst ihn freigeben. Dann bekommt Abraham seinen Sohn zurück, jedoch erst nachdem er ihn hergegeben und gerade nicht festgehalten hat.
So ist es bis heute: Eltern, die ihre Kinder unbedacht und ohne Opferbereitschaft festhalten, verlieren sie meist erst recht. Die Kinder müssen sich mit Gewalt befreien und gehen dann im Unfrieden. Lässt man sie aber im rechten Augenblick frei, bleibt zumindest ein gutes Verhältnis. Kinder gehen dann weg; aber sie kommen auch wieder. Nach einer gewissen Zeit entdecken sie neu, was sie ihren Eltern verdanken. Vor allem dann, wenn Eltern bis zum Äußersten zur notwendigen Begleitung und zugleich zur größtmöglichen Freiheit bereit sind.
Die letzten drei Antworten sind zunehmend religiös. – So wiederholt sich die „Glaubensprobe“ des Abraham bis heute auch bei uns: bei Schicksalsschlägen oder durchkreuzten Lebensplänen bis hin beim Sterben lieber Menschen.
Manche Eltern verlieren tatsächlich ein Kind. Das gehört zu den tragischsten Verlusten überhaupt. All das stellt den Glauben auf die Probe, ja erschüttern ihn.
Die schicksalhafte Geschichte Abrahams und Isaaks bestärkt darin, dass am Ende Gott alles zum Guten lenkt. Das tröstet, macht Hoffnung und schenkt in der Prüfung Mut. Man fühlt sich Schicksalsschläge nicht länger ohnmächtig ausgeliefert und wie blind ergeben. Man vermag ihnen einen Sinn abzugewinnen und sie als „Prüfung“, als positive Herausforderung anzunehmen, an denen man wachsen kann. Allein dieser andere Blickwinkel macht schon viel aus.
Das gilt auch für den Tod, obwohl er endgültig ist. Paulus sagt mit Anspielung auf diese Geschichte etwas Eigentümliches: „Abraham glaubte dem Gott, der die Toten lebendig macht und das, was nicht ist, ins Dasein ruft“ (vgl. Römerbrief 4,17). Wir können im Glauben auch die Toten loslassen und in Gottes Hand geben. Denn Gott wird sie auferwecken und uns wieder mit ihnen vereinen. Am Ende lenkt Gott alles zu Guten – wenn nicht schon in dieser Welt, dann in der jenseitigen!
Die vierte Antwort nach dem Sinn dieser Geschichte und dem vermeintlich unmöglichen Gott lässt sich am besten als Frage formulieren. Nämlich: Wieviel ist mir Gott wert?
Bedeutet mir Gott wirklich mehr als alles? Bin ich bereit, für Gott wirklich alles loszulassen und herzugeben? Im Extremfall sogar das Leben, wenn mein Zeugnis für das grundlegend Wahre, Gute und Gerechte unumgänglich gefragt wäre?
Gott sei Dank wird nur wenigen so viel abverlangt. Wir wären dem vielleicht nicht gewachsen. Aber es gibt noch weitaus anderes, das wir auf jeden Fall hergeben müssen, wenn wir als Christen leben und am Ende überleben wollen. Lebenspläne etwa. Und zwar eigene, wenn sich unerwartet Wichtigeres ergibt, oder auch die, die wir für unsere Kinder ausdenken, wenn sie andere Wege gehen.
Und wie ist das mit dem eigenen Stolz, den irdischen Erfolgen, und dem Ansehen bei anderen? Abraham war bereit, für Gott alles aufzugeben. Wieviel bin ich bereit, für Gott aufzugeben?
Wäre ich bereit, für Gott und den einen wahren Glauben an ihn auch anspruchsvolle Konflikte zu wagen? Und notfalls auch meine gute Reputation dafür aufs Spiel zu setzen, wenn das notwendig werden sollte? Was ist mir Gott wert? Ist er für mich wirklich Gott, das heißt: mehr als alles?
Zuletzt noch eine fünfte Antwort auf die Frage nach dem Sinn dieser anspruchsvollen Opfergeschichte von Abraham und Isaak aus dem Alten Testament. Sie wurde bereits in urchristlicher Zeit von Jesu Leben, Sterben und Auferstehen her neu gelesen. Isaaks Opfergang wird dann zum Voraus-bild von Jesu Kreuzweg. Und was Gott von Abraham am Ende doch nicht verlangt hat, das gibt er uns in seinem Sohn, der wie Isaak das Opferholz den Berg empor trägt. Dort teilt er unser Schicksal von Tod und Leiden und nimmt dabei unsere Schuld auf sich. „Um den Knecht zu erlösen, gabst du den Sohn dahin“, beten wir in der Osternacht.
Auch hier lenkt Gott am Ende alles zum Guten. Jesu Sterben bringt Segen und Heil. Seine Auferstehung öffnet den Himmel und damit den Zugang zum göttlichen Leben.
(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)
Pfarrnachrichten 08/21 (B)
Am ersten Sonntag in der Fastenzeit wird traditionsgemäß der Fastenhirtenbrief unseres Erzbischofs verlesen; jüngst sogar per Videobotschaft eingespielt. Er liegt dann auch in der Kirche aus.
So möchte ich Ihnen in diesem Pfarrbrief die aufschlussreichen Erläuterungen unseres emeritierten Papst Benedikt zum Aschenkreuz weitergeben, die er einmal in einer Aschermittwoch-Predigt zu Beginn der Fastenzeit vorgetragen hat.
Das stoffliche Symbol und Naturelement „Asche“, so der emeritierte Papst Benedikt, sei bereits in der jüdischen Kultur Zeichen der Buße gewesen. In der Aschermittwochsliturgie, an dem Tag, an dem die österliche Bußzeit beginnt, werde sie zu einem nicht-sakramentalen, heiligen Zeichen mit einer hohen Bedeutung. Es trage den Kosmos in die Liturgie und verweise auf den Schöpfungsbericht, nach dem Gott den Menschen aus Erde vom Ackerboden formte.
Das Symbol der Asche „führt also zurück zu jenem großen Fresko der Schöpfung, von der gesagt wird, dass in ihr der Mensch eine einzigartige Einheit von Materie und göttlichem Hauch ist, und zwar im Bild des Staubes der Erde, der von Gott geformt und belebt wird durch seinen Atem, den er dem neuen Geschöpf durch die Nasenflügel einhaucht.“
Durch die Sünde erfahre im Buch Genesis das Symbol des Staubes eine negative Wandlung. Vor dem Sündenfall wird der Ackerboden als vollkommen gute Kraft beschreiben: Getränkt durch eine Wasserquelle ist er in der Lage, Bäume mit köstlichen Früchten wachsen zu lassen. Nach dem Sündenfall ist er verflucht: Er bringt nun Dornen und Disteln hervor, und nur unter Schmerzen und im Schweiße des Angesichts gewährt er dem Menschen gute Früchte. Durch diese Wandlung sei der Staub der Erde zum Zeichen des unausweichlichen Todes geworden und erinnere nicht mehr an das Schöpfungshandeln Gottes.
Die Verfluchung des Ackerbodens habe für den Mensch allerdings die Funktion einer Arznei, erklärte Papst Benedikt, wobei er den Hl. Johannes Chrysostomos zitierte. Durch den „Widerstand“ der Erde werde dem Menschen geholfen, innerhalb seiner Grenzen zu bleiben und die eigene Natur anzuerkennen. Die Verfluchung des Ackerbodens habe „medizinische Funktion“ und zeige, dass Gottes Absichten immer gut sind. Gott müsse den Menschen strafen, weil er die Freiheit des Menschen und ihre Konsequenzen respektiere, auch wenn sie negativ seien. Aber Gott zeige zusammen mit der gerechten Strafe auch den Weg des Heils auf. Dieser Weg zum Heil führe durch die Erde, durch den Staub und durch jenes Fleisch, das das Wort annehmen werde. Die Einladung zur Buße und zum Bewusstwerden der eigenen Sterblichkeit führe den Menschen nicht in Verzweiflung, sondern zur Annahme der unvorstellbaren Nähe Gottes, „der jenseits des Todes den Weg zur Auferstehung und zum endlich wiedergefundenen Paradies eröffnet.“
„Jener Gott, der die Ureltern aus Eden vertrieben hat, hat seinen eigenen Sohn in die von der Sünde zerstörte Welt gesandt und hat ihn nicht geschont, auf dass wir verlorenen Söhne geläutert und erlöst durch seine Barmherzigkeit heimkehren können in unsere wahre Heimat“, schloss der Papst seine Ansprache und wünschte dies allen Menschen, die sich demütig als des Heils Bedürftige erkennen.
(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)
Pfarrnachrichten 07/21 (B)
Im Tagesgebet betet die Kirche an diesem Sonntag: „Gott, du liebst deine Geschöpfe, und es ist deine Freude, bei den Menschen zu wohnen. Gib uns ein neues und reines Herz, das bereit ist, dich aufzunehmen.“
Dies weckt Assoziationen zu dem alttestamentlichen Versprechen Gottes: „Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch. Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz von Fleisch.“ (Ezechiel, 36,26) Im Tagesgebet dieses Sonntags wird die Bitte um ein „neues und reines Herz“ nun ausdrücklich in einen engen Zusammenhang damit gebracht, dass Gott seine Geschöpfe liebt und mit Freude „bei den Menschen“ wohnt. Er ist also nicht nur der Gott, der ein neues und reines Herz gibt, sondern darüber hinaus das Herz mit seiner Gegenwart erfreut.
Mit dem „Herz von Fleisch“ ist ein Herz gemeint, das der Größe und Würde des Menschen entspricht. Das „Herz aus Stein“ hingegen ist das alte Herz, das wie ’versteinert’ ist, weil es auf sich selber bezogen bleibt. Wer beim Alten bleibt und seinem “Herzen aus Stein“ den Vorzug gibt – selbstherrlich und bequem –, der wird zum Sklaven seiner selbst und damit unfrei.
Wer sein „Herz aus Stein“ behalten möchte, der entscheidet sich damit zugleich für ein Leben ohne Gott. Und er bleibt dann auch ohne diesen Gott, der niemanden zu seinem Glück zwingt. Ohne Gott jedoch bleibt jeder Mensch unweigerlich sich selber und einer schließlich unbeugsamen und unbarmherzigen Eigenliebe verhaftet. Genau das ist wohl der Zusammenhang, um den es hier geht, und der im Tagesgebet dieses Sonntags beleuchtet wird.
Es ist eine anthropologische Grundwahrheit, dass niemand aus eigener Kraft sich aus einer widersinnigen Ichbezogenheit zu lösen vermag, die raffiniert und „klug wie die Schlange“ den Menschen über sich selber immer wieder stolpern lässt und am Ende zu Fall bringt. Das ‚alte Herz’ ist schließlich doch immer stärker als man selber. Aus dieser Ichbezogenheit, die verfänglich und erniedrigend in jedem schlummert, vermag nur Gott zu befreien. Das ist Erlösung, wie christlicher Glaube sie verkündet.
Ohne Gott bleibt dem Menschen keine andere Wahl, als die Ichbezogenheit als vermeintlich eigentliches Lebensziel zu erproben, obwohl das gegen seine Natur und sein Wesen geht. Er spürt den inneren Zwiespalt, vermag diese Widersprüchlichkeit aus eigener Kraft aber nicht aufzulösen.
Menschen mit einem ‚alten und unreinen Herzen’ sind also solche, die nicht wollen, dass Gott sie erlöst und verwandelt. Sie wollen nicht, dass Gott in ihnen wohne. Sie ziehen es vor, ganz nach eigener Vorstellung sie selbst zu bleiben. Damit manövrieren sie sich in einen inneren Zweispalt, der sich im Widerspruch zum eigenen Wesen verfestigt und zunehmend unbeweglich macht. So sind sie unweigerlich der eigenen Vergänglichen, am Ende der Macht des Todes und den dunklen Mächten ausgeliefert.
Eine ganz andere Lebenshaltung kommt zum Ausdruck in dem abgebildeten Zettel, der klein zusammengefaltet unter Fotos im Nachlass von Bernhardine Willemsen gefunden wurde.
Er enthält auf der abgebildeten Vorderseite die folgende päpstliche Bestimmung zur Erlangung eines vollkommenen Ablasses bei Fliegerangriffen aus der Zeit des zweiten Weltkrieges: "Vollkommener Ablaß zur Zeit eines feindlichen Fliegerangriffes. Der Hl. Vater hat allen Gläubigen, deren Wohnort von feindlichen Fliegern angegriffen wird, einen vollkommenen Ablaß bewilligt, wenn sie während des Angriffes 1) einen Akt wahrer Gottesliebe und vollkommener Reue über ihre Sünden erwecken (etwa mit den Worten: Dich liebt o Gott mein ganzes Herz, und dies ist mir der größte Schmerz, daß ich erzürnt dich höchstes Gut, ach wasch mich rein in deinem Blut!) 2) andächtig das Stoßgebet verrichten: Mein Jesus, Barmherzigkeit!"
Ich wünsche Ihnen die göttliche Gabe eines reinen Herzens!
Pfarrer Dr. phil. Volker Hildebrandt
Pfarrnachrichten 06/21 (B)
„Anwaltliches Gutachten“ spricht Kardinal Woelki frei
Liebe Mitchristen und Freunde von St. Pantaleon!
Nach einigem Überlegen halte ich es in der aktuellen Lage für gerechtfertigt, an Stelle der sonst üblichen, eher frommen und kirchentreuen Darlegung der sonntäglichen Bibellesungen, an dieser Stelle ausnahmsweise auch einmal den laizistischen und kirchenfernen „Spiegel“ zu kommentieren.
Thomas Fischer, geboren 1953 in Werdohl (NRW), ehem. Vorsitzender Richter am 2. Strafsenat des Bundesgerichtshofs, ist Autor des Standard-Kommentars zum Strafgesetzbuch und Verfasser zahlreicher Kolumnen im „Spiegel“, in denen er sich mit Fragen des Strafrechts beschäftigt. Mit seinem Beitrag vom 05.02.2021 hat er dem Kölner Erzbischof unaufgefordert ein Rechtsgutachten beschert. Es ist überschrieben mit „Absolute Absolution“. Diese gilt Kardinal Woelki.
Der Spiegel-Autor verortet seine „gutachterliche“ Kolumne – der Linie seiner Zeitschrift getreu – in einer teils weltfremden Realitäts-Wahrnehmung, die er einschlägigen christlichen Zeitschriften und Online-Portalen wie auch einer „publizistischen Laienschar“ attestiert, zu der für ihn wohl auch einige katholische Räte und Kleriker zählen dürften.
Im Folgenden beschränkt sich der Autor auf „ein paar Bemerkungen zum strafrechtlichen Teil des (veröffentlichten) Gutachtens (der Münchener Kanzlei) für das Bistum Aachen, das insoweit möglicherweise vom Kölner Gutachten (was Kardinal Woelki erst mit dem neuen Gutachten ab dem 18. März veröffentlichen möchte) nicht sehr verschieden ist.“ Über den veröffentlichten strafrechtlichen Teil des Aachener Gutachtens urteilt Thomas Fischer: „Er erscheint mir suboptimal.“
Die Defizite werden dann einzeln aufgearbeitet. Von dieser Grundlage her übt der "Spiegel"-Autor dann auch an Protagonisten Kritik, die wiederholt mit vehementer Polemik den Rücktritt des Erzbischofs forderten. Wörtlich schreibt er: "Wir bewegen uns damit einmal mehr auf der Kreisbahn öffentlicher Vorurteile und Empörungsverlautbarungen, auf der zwischen der Behauptung, irgendetwas sei möglicherweise passiert, der Feststellung, der 'Druck nehme zu', und der Forderung, irgendjemand müsse von irgendetwas 'zurücktreten' in der Regel nicht mehr als zehn Tage vergehen."
Wie ist das in Köln gelaufen? Richtig begonnen hat es mit der inzwischen weitgehend entkräfteten Behauptung des Münsteraner Kirchenrechtsprofessors Thomas Schüller, wie sie durch den Stadtanzeiger vom 11. Dezember 2020 – und das dann sofort mehrfach wiederholt – verbreitet wurde: „Es nützt Woelki nichts … auf Zeit zu spielen. … Ein Rücktritt sei ‚nach Aktenlage unausweichlich‘“. Damit war der Köder ausgelegt und das notwendige Tempo der folgenden Inszenierung vorgegeben. Einer nach dem anderen hat angebissen und sich mit ins Boot ziehen lassen. Damit konnte wochenlang geliefert werden, was wie ein Skandal aussah.
Nach diesem, den derzeitigen Stand aufklärenden Sachverhalt, ist die Welt kurz vor Karneval zumindest in zwei Angelegenheiten wieder vom Kopf auf die Füße gestellt: Köln hat – zudem ohne zusätzliche Anwaltskosten – Schritt für Schritt nun auch seinen Kardinal wieder. Und der Spiegel hat die Lokalpresse unterhaltsam, aber zugleich deutlich in ihre Schranken gewiesen und wie nebenbei ein Hoheitsrecht für eine Skandalberichterstattung beansprucht, die trotz mancher Schlappen in den vergangenen Jahren nicht – wie die von einer Lokalpresse bemühten – am Ende in sich kollabiert.
Damit können wir als Kölner nun auch im Corona-Jahr erst einmal unbeschwert singen: Kumm, loss mer fiere, nit lamentiere. Nach Karneval beginnt mit Aschermittwoch allerdings die Fastenzeit. Es täte uns allen, und den Kölner Katholiken nach diesem Schlagabtausch insbesondere, sehr gut, umzukehren und Buße zu tun. Denn in einer seit dem 4. Februar auf der Plattform „OpenPetition“ online gestellten Petition („Wir sprechen Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki das Vertrauen aus“) schreibt ein Opfer: „Nachdem ich traumatische Erfahrungen in der Kirche gemacht habe, wurde mir im Bistum Köln von der Bistumsleitung sehr persönlich und dauerhaft geholfen. Ich möchte mich dafür bedanken, dass ich dadurch meinen Glauben nicht verloren habe, sondern dass der Glaube mir hilft, Frieden zu finden und zu vergeben. Ich möchte nicht für Richtungskämpfe zwischen Konservativen und Progressiven missbraucht werden.“
Eine andere, wie die erste ebenfalls unterstützenswerte Initiative, setzt sich nach eigenen Angaben "für Recht und Gerechtigkeit, Fairness und einen respektvollen Umgang miteinander in unserer Kirche" ein.
Schon jetz lade ich ein zu einem vorwiegend von jungen Leuten organisierten Rosenkranzgebets-Abend am Aschermittwoch, dem 17. Februar um 21:00 Uhr über Zoom. Den jungen Initiatoren geht es um ein gemeinsames Gebet zur Unterstützung für unseren Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki und für alle Menschen, die in der Kirche sexuelle Gewalt erfahren haben. All diese jungen Christen betonen einmütig, dass sie ihrem Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki vertrauen, dass er die Fälle sexuellem Missbrauchs im Erzbistum Köln aufklären wird. Ihnen geht es nicht um eine öffentliche Stellungnahme, sondern um die Kraft des Gebetes: Für den Erzbischof von Köln, um Hilfe und Stärkung für seine wichtige Aufgabe. Zusätzlich ist es möglich, einen gemeinsamen Brief an Kardinal Woelki zu unterschreiben.
Ihr Pfr. Dr. Volker Hildebrandt
Pfarrnachrichten 05/21 (B)
Auf Wunsch von Papst Franziskus begeht die Kirche möglichst nah zum Beginn des Jahreskreises den „Sonntag des Wortes Gottes“. In diesem Jahr fällt er auf den 31. Januar 2021.
Die Nähe zu Weihnachten unterstreicht die Bedeutung dieses neu eingeführten „Sonntag des Wortes Gottes“. Weihnachten feiern wir, dass das Wort Fleisch geworden ist. Mit dem „Sonntag des Wortes Gottes“ steht nun das Wort des lebendigen Gottes relativ am Anfang des neuen Jahres wie eine weitere Einladung da: sich selber mit seinem Tun und Denken dem erlösenden Wort Gottes anzuvertrauen; und sich unter das Wort Gottes zu stellen, um aus ihm als Quelle des Lebens zu schöpfen.
Dazu hat die Kongregation für den Gottesdienst … eine „Note zum Sonntag des Wortes Gottes“ veröffentlicht, aus der wir im Folgenden von insgesamt 10 die ersten 5 Absätze zitieren.
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Der Sonntag des Wortes Gottes, … erinnert alle … an die Bedeutung und den Wert der Heiligen Schrift für das christliche Leben, wie auch an die Beziehung zwischen dem Wort Gottes und der Liturgie: „Als Christen sind wir ein Volk, das in der Geschichte unterwegs ist, gestärkt durch die Gegenwart des Herrn in unserer Mitte. Er spricht zu uns und er nährt uns. Der der Bibel gewidmete Tag soll nicht »einmal im Jahr«, sondern einmal für das ganze Jahr stattfinden. Wir verspüren nämlich die dringende Notwendigkeit, uns mit der Heiligen Schrift und dem Auferstandenen eng vertraut zu machen. Der Auferstandene jedenfalls hört nie auf, das Wort und das Brot in der Gemeinschaft der Gläubigen zu brechen. So müssen wir zu einer ständigen Vertrautheit mit der Heiligen Schrift gelangen. Sonst bleibt das Herz kalt und die Augen verschlossen, da wir, wie wir nun einmal sind, von unzähligen Formen der Blindheit betroffen sind.“
Dieser Sonntag ist daher eine gute Gelegenheit, einige kirchliche Dokumente … neu zu lesen, die … in jeder … liturgischen Feier …gelten.
1. Durch die biblischen Lesungen, … spricht Gott zu seinem Volk und Christus selbst verkündet sein Evangelium. Christus ist die Mitte und die Fülle der ganzen Schrift, des Alten und Neuen Testaments. Das Hören des Evangeliums, der Höhepunkt des Wortgottesdienstes, ist von einer besonderen Verehrung geprägt, die nicht nur durch Gesten und Akklamationen, sondern durch das Buch mit den Evangelien selbst zum Ausdruck kommt. Eine der rituellen Gestaltungsformen, die für diesen Sonntag geeignet sind, könnte die Einzugsprozession mit dem Evangeliar sein oder … seine Platzierung auf dem Altar.
2. Die Ordnung der biblischen Lesungen, die die Kirche im Lektionar zusammengestellt hat, eröffnet den Weg zur Erkenntnis des ganzen Wortes Gottes. Deshalb ist es notwendig, die angegebenen Lesungen zu berücksichtigen, ohne sie zu ersetzen oder zu streichen, und die für den liturgischen Gebrauch zugelassenen Versionen der Bibel zu verwenden. Die Verkündigung der Texte des Lektionars bildet ein Band der Einheit unter allen Gläubigen, die sie hören. Ein Verständnis der Struktur und des Sinns des Wortgottesdienstes hilft der Versammlung der Gläubigen, von Gott das Wort zu empfangen, das rettet.
3. Empfohlen wird das Singen des Antwortpsalms als Antwort der betenden Kirche; deshalb sollte der Dienst des Psalmisten(Kantors)in jeder Gemeinde verstärkt werden.
4. In der Homilie werden, dem Lauf des liturgischen Jahres folgend und ausgehend von den biblischen Lesungen, die Geheimnisse des Glaubens und die Grundsätze des christlichen Lebens dargelegt. „Die Hirten haben in erster Linie die große Verantwortung, die Heilige Schrift zu erklären und jedem zu ermöglichen, sie zu verstehen. Da sie das Buch des Volkes ist, müssen alle, die zum Dienst am Wort Gottes berufen sind, die dringende Notwendigkeit spüren, ihrer Gemeinschaft einen Zugang zur Heiligen Schrift zu eröffnen“. Die Bischöfe, Priester und Diakone müssen sich verpflichtet fühlen, diesen Dienst mit besonderer Hingabe auszuüben und sich dabei der von der Kirche angebotenen Mittel bedienen.
5. Besondere Bedeutung wird der Stille beigemessen, die … es ermöglicht, dass das Wort Gottes vom Zuhörer innerlich angenommen wird. …