Pfarrnachrichten 21+22 / 2023

Ausgießung des Heiligen Geistes (Pfingsten) Rabbula Evangeliar 586 n.Chr

Gläubige Christen pflegen in den neun Tagen nach Christi Himmelfahrt bis zum kommenden Pfingstfest durch eine pfingstliche Gebets-NOVENE sich auf das anstehende Hochfest einzustimmen.

Ein dafür gut geeignetes Gebet ist ohne Zweifel die „Pfingstsequenz“, die als NOVENE neun Tage lang täglich gebetet sehr gut helfen mag, sich auf das kommende Pfingstfest vorzubereiten.

 

=== PFINGSTSEQUENZ ===

Komm herab, o Heilger Geist, * der die finstre Nacht zerreißt, * strahle Licht in diese Welt.

Komm, der alle Armen liebt, * komm, der gute Gaben gibt, * komm, der jedes Herz erhellt.

Höchster Tröster in der Zeit, * Gast, der Herz und Sinn erfreut, * köstlich Labsal in der Not.

In der Unrast schenkst du Ruh, * hauchst in Hitze Kühlung zu, * spendest Trost in Leid und Tod.

Komm, o du glückselig Licht, * fülle Herz und Angesicht, * dring bis auf der Seele Grund.

Ohne dein lebendig Wehn * kann im Menschen nichts bestehn, * kann nichts heil sein noch gesund.

Was befleckt ist, wasche rein, * Dürrem gieße Leben ein, * heile du, wo Krankheit quält.

Wärme du, was kalt und hart, * löse, was in sich erstarrt, * lenke, was den Weg verfehlt.

Gib dem Volk, das dir vertraut, * das auf deine Hilfe baut, * deine Gaben zum Geleit.

Lass es in der Zeit bestehn, * deines Heils Vollendung sehn * und der Freuden Ewigkeit. * Amen. Halleluja

 

Pfarrnachrichten 20 / 2023

Am sechsten Sonntag der Osterzeit hören wir Worte Jesu über die Liebe. Jesus fordert die Jünger auf, in der Liebe zu bleiben. Nur so können sie auch nach Jesu Weggang zum Vater mit ihm verbunden bleiben.

Jesus spricht auch vom Beistand, dem Heiligen Geist, den er den Jüngern senden wird. Er ist es, der die Liebe ermöglicht. Um seinen Beistand beten wir jetzt in den Tagen vor Pfingsten ganz besonders.

Wenn ihr mich liebt,“ sagt Jesus, „werdet ihr meine Gebote halten.“ (Joh 14,15) Entscheidend ist also, dass man das eigene Herzu an Jesus festmacht.

Zum Beginn seiner Abschiedsreden an die Jünger hatte Jesus zu ihnen gesagt: "Euer Herz lasse sich nicht verwirren, glaubt an Gott und glaubt an mich." (Joh 14,1) Der Glaube an Jesus Christus und an den Vater gibt den Jüngern Halt und Orientierung. Zugleich führt der Glaube dazu, dass der Glaubende immer mehr eins wird mit dem Willen des Vaters, den uns der Sohn offenbart hat.

Wer Jesus liebt, wird nicht aus Zwang tun, was Jeus gesagt hat, sondern aus einem inneren Antrieb heraus. Wenn wir lieben, bekommen wir ungeahnte Kräfte, die uns Dinge tun lassen, von denen wir vorher nur geträumt haben. Was vorher unerreichbar schien, fällt dann überraschend leicht. Aber die Zeit, in der die Kraft der Liebe wirkt, kann vergehen. Die Liebe kann im Alltag verblassen. Damit den Jüngern dies nicht widerfährt, sendet ihnen Jesus den Geist als Beistand. Er lässt das Feuer der Liebe in den Herzen der Gläubigen stets brennen.

Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll. Es ist der Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird.“ (Joh 14,16-17)

Zu Beginn der Abschiedsreden hat Jesus vom Vater gesprochen, zu dem er nun gehen wird und der auch für jeden Gläubigen einen Platz vorbereitet hat. Nun spricht Jesus vom Geist. Er ist der Beistand, den der Sohn uns vom Vater sendet. Wer den Sohn kennt, der kennt auch den Vater und wer Vater und Sohn kennt, der wird auch mit dem Heiligen Geist vertraut. In ihm bleibt die Liebe des Vaters und des Sohnes in der Welt bis zum Ende gegenwärtig. Doch wer den Vater und den Sohn nicht kennt, der wird auch den Heiligen Geist nicht empfangen. Damit ist die Welt gemeint, die Gott gegenüber feindlich eingestellt ist.

Der Heilige Geist entflammt jeden, den er erfüllt hat, zum Verlangen nach den unsichtbaren Gütern. Und weil die weltlichen Herzen nur die sichtbaren Dinge lieben, daher kann die Welt ihn nicht empfangen.“ Mit diesen Worten drückt Gregor der Großen die Erfahrung aus, dass der Heilige Geist nur dort nicht wirkt, wo Menschen ihn nicht empfangen wollen. Jeder kann selbst entscheiden, ob er den Geist empfangen möchte oder nicht. Wer ihn aber empfangen möchte, der muss zugleich dazu bereit sein, Jesu Liebe zu erwidern und auch nach seinem Wort leben zu wollen.

Der Gläubige erfährt so etwas wie eine Wechselwirkung. Wo die Bereitschaft da ist, Jesus zu lieben, und sei die Bereitschaft anfangs nur sehr klein - als schwache Menschen sind wir ja auch gar nicht fähig, vollendend zu lieben -, der spürt in sich den Geist, wie Jesus ihn schenkt. Und dieser Geist lässt die kleine Flamme im Innern eines Menschen bis hin zu einem immer größeren Feuer wachsen, bis dahin, dass er selber wie Feuer vom Himmel herabzukommen scheint, der jeden entzündet, der sich danach seht.

Quelle: https://www.praedica.de/Osterzeit/O_6_Sonntag.htm

 

 

Pfarrnachrichten 18 / 2023

In der ersten Lesung (Apg 2,14a.36-41) dieses vierten Sonntags der Osterzeit hören wir Auszüge der bekannten Pfingstrede des Heiligen Petrus. Es ist die erste Missions- und Bekehrungspredigt, die uns im Neuen Testament überliefert wird. Die entscheidende Aussage ist: Jesus lebt; ihr habt ihn gekreuzigt; aber Gott hat ihn zum Herrn und Christus gemacht.

»Als sie das hörten«, so berichtet die Apostelgeschichte (ibid., 37), »traf es sie mitten ins Herz und sie sagten zu Petrus und den übrigen Aposteln: Was sollen wir tun, Brüder?« Daraufhin antwortete Petrus ihnen (ibid., 38): »Kehrt um und jeder von euch lasse sich auf den Namen Jesu Christi taufen zur Vergebung eurer Sünden; dann werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.«

Umkehr und Gnade: Beides hängt untrennbar zusammen. Das wird uns gleichnishaft in der zweiten Lesung und wie eine Fortsetzung schließlich im Evangelium dieses Sonntags vor Augen geführt: »Denn ihr hattet euch verirrt wie Schafe, jetzt aber habt ihr euch hingewandt zum Hirten und Hüter eurer Seelen.« (1 Petr. 2,20b – 25). Und im Evangelium bezeichnet sich Jesus dann als guter Hirt und als Tür zum Leben (Joh 10,1-10).

Gott ruft uns. Und Gottes Ruf liegt allem menschlichen Tun immer voraus. In einzigartiger Weise erklärt dies Mutter Teresa so: »Nicht ich musste Jesus finden, Jesus fand mich, und er wählte mich aus für sich«. Gott hat das erste Wort, dann erst können wir Antwort geben. Deshalb spricht auch das Zweite Vatikanische Konzil davon, dass die Christen »nicht kraft ihrer Werke, sondern aufgrund seines göttlichen Ratschlusses berufen und in Jesus dem Herrn gerechtfertigt« sind (Lumen gentium, Nr. 40).

Darüber hinaus ist Christsein keine Sache für Privilegierte. Alle sind wir gerufen, Christus als dem Guten Hirten zu folgen, dabei den dreifaltigen Gott zu finden und einmal Heilige zu werden. Dafür spricht Gott uns durch Jesus und seine Prediger an. Aber nicht nur in der Kirche beim Gottesdienst, sondern auch im gewöhnlichen Alltag. Und er gibt uns die notwendige Gnade, seinem Ruf zu folgen und sich auf ihn einzulassen.

Gott ruft uns meist jedoch in gedämpfter Lautstärke: ob in der Kirche beim Gottesdienst oder im Alltag mitten in unserer gewöhnlichen Beschäftigung. Denn die Werke Gottes vollziehen sich eher »nicht in der Weise des Fertigmachens, sondern des Beginnens: Eine Berührung geschieht, eine Bewegung entsteht, ein Keim wird gesät. Technische Dinge werden durchgerechnet und hergestellt. Dann stehen sie da und können nur noch erhalten werden. Nicht so, was von Gott her wird. Gott ist der Lebendige. Er nähert sich, berührt und scheint fortzugehen. Aber drinnen ist etwas aufgewacht. Gott lässt seinen Keim ins Lebendige fallen. Nun beginnt das Wachstum und sucht seinen Weg« (R. Guardini).

So soll und kann das Taufwasser zunehmend alle Bereiche unseres Lebens erneuern. Wir sind nicht nur stundenweise Christen. Und wir finden Gott nicht nur bei Weihrauchduft und Orgelmusik. Wir finden ihn, nicht weniger erlösend und befreiend, ebenso auch im Alltag.

Davon war u.a. die hl. Teresa von Avila ganz tief überzeugt. Sie drückte es einmal so aus: »Wenn ihr Gott nicht zwischen den Kochtöpfen findet, findet ihr ihn nie.« Und eine junge Frau erklärte es einmal auf ihre Weise: »Wenn eine Mutter nachts dreimal aufsteht, um ihren weinenden Säugling zu trösten und zu versorgen, dann ist das nicht mehr, aber auch nicht weniger, als wenn ein Trappist sich nachts zum Gebet erhebt. Beide erfüllen den Willen Gottes.« Darauf weist schon der Hl. Paulus hin: »Ob ihr also esst oder trinkt oder etwas anderes tut: tut alles zur Verherrlichung Gottes! « (1 Kor 10,31)

Gottes Gnade und unsere Freiheit, seine Initiative und unser Wollen wirken immer zusammen. Die wahre Freiheit besteht ja nicht allein im Auswählen (in der sogenannten Wahl-Freiheit), sondern besonders darin: aus freien Stücken das tun zu wollen, wozu wir zu unserem Heil gerufen sind. »Freiheit heißt nicht, das tun, was man tun will, sondern das wollen, was man tun soll!«, schreibt Matthias Claudius in einem berühmten Brief an seinen Sohn Johannes.

Ein Gebet von John Henry Newman mag uns helfen, Gott überall zu begegnen und ihm zu folgen: Ich brauche dich, Herr, als meinen Lehrer, tagtäglich brauche ich dich. * Gib mir die Klarheit des Gewissens, die allein deinen Geist erspüren kann. * Meine Ohren sind taub, ich kann deine Stimme nicht hören. * Mein Blick ist getrübt, ich kann deine Zeichen nicht sehen. * Du allein kannst mein Ohr schärfen und meinen Blick klären und mein Herz reinigen. * Lehre mich zu deinen Füßen sitzen und auf dein Wort hören.

(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

 

Pfarrnachrichten 15+16 / 2023

Christus erscheint Maria Magdalena - Rembrandt (1606–1669)

Papst Franziskus in der Osternacht am 16. April 2022 im Petersdom:

Als die Nacht zu Ende ging und in aller Stille das erste Licht der Morgendämmerung hereinbrach, gingen Frauen zum Grab, um den Leichnam Jesu zu salben. Und dort machen sie eine erschütternde Erfahrung: Zuerst entdecken sie, dass das Grab leer ist; dann sehen sie zwei Gestalten in leuchtenden Gewändern, die ihnen sagen, dass Jesus auferstanden ist; und sofort laufen sie los, um den anderen Jüngern die Nachricht zu verkünden (vgl. Lk 24,1-10).

Die Frauen sehen. Die erste Botschaft der Auferstehung ist nicht an das Verständnis eines Spruchs gebunden, sondern an ein Zeichen, das zu betrachtet ist. Auf einem Friedhof, an einem Grab, wo alles geordnet und ruhig sein sollte, »sahen sie, dass der Stein vom Grab weggewälzt war; sie gingen hinein, aber den Leichnam Jesu, des Herrn, fanden sie nicht« (V. 2f). Ostern beginnt also damit, dass unsere Pläne über den Haufen geworfen werden. Es beginnt mit der Gabe einer überraschenden Hoffnung.

Zweitens: Die Frauen hören zu. Nachdem sie das leere Grab gesehen hatten, sagten zwei Männer in leuchtenden Kleidern zu ihnen: »Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden« (VV. 5-6). Es tut uns gut, diese Worte zu hören und zu wiederholen: Er ist nicht hier! Jedes Mal, wenn wir behaupten, alles über Gott verstanden zu haben, ihn in unsere Schemata einpassen zu können, wiederholen wir uns: Er ist nicht hier! Wenn wir ihn nur in einem vorübergehenden Gefühl oder im Moment der Not suchen, um ihn dann in den konkreten Situationen und Entscheidungen des Alltags beiseite zu schieben und zu vergessen, wiederholen wir: Er ist nicht hier!

Schließlich verkünden die Frauen: Die Freude über die Auferstehung. Ostern geschieht nicht, um diejenigen innerlich zu trösten, die um den Tod Jesu trauern, sondern um ihre Herzen durch die umwälzende Botschaft des Sieges Gottes über das Böse und den Tod zu weiten. Das Licht der Auferstehung will also die Frauen nicht in die Ekstase eines privaten Gefühls einschließen, es duldet keine passive Haltung, sondern bringt missionarische Jüngerinnen und Jünger hervor, die „vom Grab zurückkehren“ (vgl. V. 9) und allen das Evangelium des Auferstandenen bringen. Deshalb laufen die Frauen, nachdem sie gesehen und gehört haben, zu den Jüngern, um ihnen die Freude über die Auferstehung zu verkünden. Sie wissen, dass sie für verrückt gehalten werden könnten, und tatsächlich, das Evangelium sagt, dass ihre Worte wie „Geschwätz“ klangen (V. 11), aber sie sorgen sich nicht um ihren Ruf, um die Verteidigung ihres Ansehens; sie messen ihre Gefühle nicht, sie berechnen ihre Worte nicht.

 

Pfarrnachrichten 14 / 2023

Kreuz, gemalt von Jeremias (6 Jahre alt)

Aus der Predigt von Papst Franziskus am Palmsonntag letzten Jahres (10.4.2022)

Auf Golgatha prallen zwei Denkweisen aufeinander. So kontrastieren im Evangelium die Worte des gekreuzigten Jesus zu den Worten derer, die ihn kreuzigen. Letztere wiederholen einen Kehrreim: »Rette dich selbst«. Die führenden Männer sagen es: »Er soll sich selbst retten, wenn er der Christus Gottes ist, der Erwählte« (Lk 23,35). Die Soldaten bekräftigen es: »Wenn du der König der Juden bist, dann rette dich selbst!« (V. 37). Und schließlich wiederholt einer der Verbrecher, der es gehört hat, den Gedanken: »Bist du denn nicht der Christus? Dann rette dich selbst!« (V. 39).

Sich selbst retten, sich um sich selbst kümmern, an sich selbst denken; nicht an andere, sondern nur an die eigene Gesundheit, den eigenen Erfolg, die eigenen Interessen denken; an das Haben, an die Macht, an das Erscheinen. Rette dich selbst: Das ist der Kehrreim der Menschheit, die den Herrn gekreuzigt hat. Denken wir daran.

Aber der Denkweise des Ichs stellt sich die Denkweise Gottes entgegen; das »Rette-sich-selbst« stößt sich mit dem Retter, der sich selbst opfert. Im heutigen Evangelium ergreift Jesus auf dem Kalvarienberg ebenso wie seine Gegner dreimal das Wort (vgl. V. 34.43.46). Aber er nimmt keineswegs etwas für sich in Anspruch, ja er verteidigt oder rechtfertigt sich nicht einmal. Er betet zum Vater und erweist dem guten Schächer gegenüber Erbarmen. Besonders eines seiner Worte markiert den Unterschied zum Rette-dich-selbst: »Vater, vergib ihnen«.

Lasst uns bei diesen Worten verweilen. Wann spricht der Herr sie aus? In einem bestimmten Augenblick: während der Kreuzigung, als er spürt, wie die Nägel in seine Handgelenke und seine Füße eindringen. Versuchen wir uns vorzustellen, welche stechenden Schmerzen das verursacht hat. Da, im heftigsten körperlichen Schmerz der Passion, bittet Christus um Vergebung für diejenigen, die ihn durchbohren. In solchen Momenten wäre einem nur danach zumute, seine ganze Wut und sein Leid herauszuschreien. Stattdessen sagt Jesus: »Vater, vergib ihnen«.

Im Gegensatz zu anderen Märtyrern, von denen die Bibel spricht (vgl. 2 Makk 7,18-19), macht er den Schergen keine Vorwürfe und droht auch keine Strafe im Namen Gottes an, sondern betet für die Übeltäter. An den Galgen der Demütigung angeschlagen, steigert er die Intensität der Gabe, die zur Vergebung wird.

Brüder und Schwestern, denken wir daran, dass Gott auch mit uns so umgeht: Wenn wir ihm mit unseren Taten Schmerz zufügen, leidet er und hat nur einen Wunsch: uns vergeben zu können. Blicken wir auf den Gekreuzigten, um uns dessen bewusst zu werden. Aus seinen Wunden, aus den Löchern des Schmerzes, die unsere Nägel gebohrt haben, entspringt die Vergebung. Schauen wir auf Jesus am Kreuz und denken wir daran, dass uns niemals gütigere Worte erreicht haben: Vater, vergib. Schauen wir auf Jesus am Kreuz und erkennen wir, dass wir nie einen zärtlicheren und mitfühlenderen Blick erhalten haben. Schauen wir auf Jesus am Kreuz und begreifen wir, dass wir nie eine liebevollere Umarmung erhalten haben.

Schauen wir auf den Gekreuzigten und sagen wir: »Danke, Jesus: Du liebst mich immer und vergibst mir immer, auch dann, wenn ich mich schwertue, mich selbst zu lieben und mir zu vergeben«.

 

Pfarrnachrichten 13 / 2023

Der Engel verkündet Maria die Frohe Botschaft

Liebe Mitchristen und Freunde von St. Pantaleon!

An diesem Samstag, dem 25. März, feiern wir das Fest der Verkündigung des Herrn. In einer gehalt- und kunstvollen Predigt hat der Heilige Bernhard von Clairvaux im 12. Jahrhundert die Bedeutung der Bereitschaft Mariens, an der Erlösung aller Menschen mitzuwirken, wunderbar herausgestellt. Ich lege Ihnen diese Predigt gerne ans Herz.

Ihr Pfarrer Hildebrandt

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Die ganze Welt wartet auf die Antwort Marias

Bernhard von Clairvaux (+ 1153) - Aus einer Homilie über die gläubige Zustimmung Marias zu Gottes Heilsplan.

Du hast gehört, heilige Jungfrau, du sollst einen Sohn empfangen und gebären: Nicht von einem Menschen hast du das Wort gehört, sondern vom Heiligen Geist. Der Engel wartet auf Antwort; denn es ist Zeit, dass er zu Gott zurückkehrt, der Ihn gesandt hat. Herrin, auch wir warten auf das Wort des Erbarmens, wir, auf denen das Todesurteil lastet.

Siehe, dir ist der Preis unserer Erlösung angeboten. Wir werden sofort befreit, wenn du zustimmst. Im ewigen Wort Gottes sind wir alle geschaffen, wir, die wir sterben müssen. Durch ein kurzes Wort von dir sollen wir neu geschaffen und dem Leben zurückgegeben werden.

Um dieses Wort bitten dich, gütige Jungfrau, der beklagenswerte Adam und seine Nachkommen, die, aus dem Paradies vertrieben, in der Verbannung weilen. Um dieses Wort bitten Abraham und David. Dieses Wort ersehnen alle heiligen Patriarchen, deine Väter; auch sie wohnen ja im Schatten des Todes. So liegt der ganze Erdkreis dir zu Füßen und wartet auf deine Antwort.

Nicht von ungefähr; denn von deinem Mund hängt der Trost der Verbannten ab, der Loskauf der Gefangenen, die Befreiung der Verurteilten und das Heil aller Nachkommen Adams, deines ganzen Geschlechtes.

Gib unverzüglich deine Antwort, heilige Jungfrau, antworte dem Engel, antworte ohne Zögern durch den Engel dem Herrn. Antworte und empfange das Wort. Sag dein Wort und nimm das göttliche Wort entgegen! Sprich das vergängliche Wort und umfange das ewige!

Was zögerst du, warum erbebst du? Glaube, bekenne und nimm das Wort an! Die Demut fasse sich ein Herz, die Ehrfurcht öffne sich im Vertrauen. Jetzt ist nicht der Augenblick, dass die jungfräuliche Bescheidenheit die Klugheit vergessen dürfte. In dieser einzigen Sache, du kluge Jungfrau, fürchte nicht, vermessen zu sein. Zwar mag Ehrfurcht im Schweigen sich angemessen kundtun, jetzt aber ist es notwendig, dass die Bereitschaft für Gott zu Wort kommt.

Heilige Jungfrau, öffne das Herz dem Glauben, öffne die Lippen dem Bekenntnis, öffne deinen Schoß dem Schöpfer. Siehe, der, „nach dem sich die Völker sehnen“ (Hag 2,8 [Vg.]), steht vor der Tür und klopft an. Wenn er vorbeiginge, weil du zögerst, müsstest du mit Schmerzen von neuem suchen, ihn, den deine Seele liebt! (vgl. Hld. 3,3)! Steh auf, laufe, öffne! Mach dich im Glauben auf, eile in Liebe und öffne ihm durch dein Wort!

Und sie sagt das Wort: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe nach deinem Wort!“ (Lk 1,38)

(Zitiert nach: Stundenbuch, Lesejahr II, 20. Dez.)

 

Pfarrnachrichten 12 / 2023

Zyklus zu den sieben Freuden und den sieben Schmerzen des Heiligen Josef - Torreciudad, Spanien

In diesem Jahr wird das Hochfest des hl. Josef auf Montag, den 20. März verlegt, da der vierte Fastensonntag („Laetare“) wegen seiner Bedeutung Vorrang hat. Die Predigten und Erläuterungen zum Evangelium des vierten Fastensonntags sind Bestandteil der Gottesdienste. So können wir in umgekehrter Weise in der Ausgabe dieser Pfarrnachrichten nun dem Heiligen Josef den Vorrang einräumen.

Darüber hinaus freuen wir uns sehr, dass nach langer Abwesenheit unser Subsidiar Dr. Cesar Martinez an diesem vierten Sonntag in der Fastenzeit als Konzelebrant in der Hl. Messe um 11:15 Uhr erstmals in St. Pantaleon wieder predigen wird. Manche von Ihnen haben mitbekommen, dass er inzwischen an den Rollstuhl gebunden so gut es ihm möglich sein wird, weiterhin seelsorglich in St. Pantaleon präsent sein möchte. Für sein zukünftiges Wirken wünschen wir ihm von Herzen Gottes Segen, der dann ja auch, vermittelt durch sein priesterliches Wirken, uns allen von Gott zuteilwerden werden wird.

Und wer darüber hinaus eine Predigt vom Unterzeichner zum vierten Fasten-Sonntag hören möchte, der sei verweisen auf Radio Vatikan (Vatican News, Unser Sonntag: Wachsen durch Widerstände, Pfr. Dr. Volker Hildebrandt; bzw. in Zusammenarbeit mit KTV auch als Video).

(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

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Zum Fest des Hl. Josef folgen Auszüge aus dem Apostolischen Schreiben „Patris corde“ von Papst Franziskus, anlässlich des 150. Jahrestages der Erhebung des Heiligen Josef zum Schutzpatron der ganzen Kirche: Mit väterlichem Herzen liebte Josef Jesus, der in allen vier Evangelien »der Sohn Josefs« genannt wird. Die beiden Evangelisten Matthäus und Lukas, die seine Gestalt herausgestellt haben, erzählen nicht viel, aber doch genug, dass deutlich wird, auf welche Weise Josef Vater war und welche Sendung ihm die Vorsehung anvertraut hatte.

Wir wissen, dass er ein einfacher Zimmermann war (vgl. Mt 13,55), der Verlobte Marias (vgl. Mt 1,18; Lk 1,27); er war »gerecht« (Mt 1,19), allzeit bereit, Gottes Willen zu tun, der sich ihm im Gesetz (vgl. Lk 2, 22.27.39) und durch vier Träume (vgl. Mt 1,20; 2,13.19.22) kundtat. Nach einer langen und beschwerlichen Reise von Nazaret nach Betlehem war er zugegen, als der Messias in einem Stall geboren wurde, weil anderswo »kein Platz für sie war« (Lk 2,7). Er war Zeuge der Anbetung der Hirten (vgl. Lk 2,8-20) und der Sterndeuter (vgl. Mt 2,1-12), welche das Volk Israel bzw. die Heidenvölker repräsentierten.

Er hatte den Mut, vor dem Gesetz die Rolle des Vaters Jesu zu übernehmen, und er gab ihm den vom Engel geoffenbarten Namen: »Ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen« (Mt 1,21). (…) Die Bedeutung des heiligen Josef besteht darin, dass er der Bräutigam Marias und der Nährvater Jesu war. Als solcher stellte er sich in den Dienst des »allgemeinen Erlösungswerks«, wie der heilige Johannes Chrysostomus sagt. (…)

Aufgrund dieser seiner Rolle in der Heilsgeschichte wurde der heilige Josef zu einem Vater, der von den Christen seit jeher geliebt wurde. (…) Viele heilige Männer und Frauen verehrten ihn leidenschaftlich, wie etwa Theresia von Avila, die ihn zu ihrem Anwalt und Fürsprecher erkoren hatte, sich ihm vielfach anvertraute und alle Gnaden erhielt, die sie von ihm erbat; ermutigt durch ihre eigene Erfahrung, brachte die Heilige auch andere dazu, ihn zu verehren. (…) In jedem Gebetbuch finden sich einige Gebete zum heiligen Josef. Jeden Mittwoch und vor allem während des gesamten Monats März, der traditionell ihm gewidmet ist, werden besondere Bittgebete an ihn gerichtet.

Das Vertrauen des Volkes in den heiligen Josef ist in dem Ausdruck „Ite ad Joseph“ zusammengefasst, der sich auf die Zeit der Hungersnot in Ägypten bezieht, als das Volk den Pharao um Brot bat und er antwortete: »Geht zu Josef! Tut, was er euch sagt!« (Gen 41,55). Das war Josef, der Sohn Jakobs, der aus Neid von seinen Brüdern verkauft wurde (vgl. Gen 37,11-28) und der – nach der biblischen Erzählung – später Vizekönig von Ägypten wurde (vgl. Gen 41,41-44).

Als Nachkomme Davids (vgl. Mt 1,16.20), aus dessen Wurzel Jesus als Spross hervorgehen sollte, wie der Prophet Natan David verheißen hatte (vgl. 2 Sam 7), und als Bräutigam der Maria von Nazaret stellt der heilige Josef eine Verbindung zwischen dem Alten und dem Neuen Testament dar. (…)

 

Pfarrnachrichten 11 / 2023

Jan Joest von Kalkar (1455-1519) - Jesus und die Samariterin am Jakobsbrunnen (vgl. Joh 4,5 ff)

Eine Auslegung zum Evangelium des dritten Sonntags in der Fastenzeit, Lesejahr A – von Kardinal Christoph Schönborn, Erzbischof von Wien

Mit Frauen redet man nicht, und erst recht nicht mit Frauen einer anderen Religion und Kultur! Das war damals Brauch, nicht nur bei den Juden. In manchen Kulturen ist es bis heute so. Jesus scheut sich nicht, als Jude diese Frau anzusprechen, die da in der Mittagshitze („“) mit ihrem Krug zum Jakobsbrunnen kommt.

Die Begegnung zwischen Jesus und dieser Frau berührt mich immer neu. Sie sagt so viel über die Art, wie Jesus Menschen begegnet, und wie wir einander begegnen könnten, wenn wir seinem Beispiel folgen.

Jesus beginnt mit einer Bitte: Gib mir zu trinken! Er kommt nicht mit frommen Reden, sondern mit einer Bitte, fast wie ein Bettler. Denn er hat kein Schöpfgefäß, um sich selber das Wasser aus dem tiefen Brunnen zu besorgen. Wie oft öffnet eine einfache, bescheidene Bitte das Herz des anderen!

Die Frau wundert sich, dass ein Mann, ein Jude, sie, eine Frau und Samariterin, einfach und direkt anspricht und um Hilfe bittet. Ihr Herz öffnet sich. So kann Jesus ihr sein Herz öffnen. Er spricht von einer größeren Gabe, die er ihr geben will, einem Quell, der ein volles, glückliches Leben schenkt.

Plötzlich spricht Jesus ihre Lebenssituation an: Ruf deinen Mann und komm mit ihm her! Sie versucht auszuweichen: „Ich habe keinen Mann!“ Darauf sagt Jesus ihr die bittere Wahrheit über ihr trauriges Leben auf den Kopf zu: „Fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann. Damit hast du die Wahrheit gesagt.“

Wie schafft es Jesus, so klar und ohne herumreden die Wahrheit zu sagen, ohne zu verletzen? Es muss im Ton seiner Worte, im Ausdruck seines Gesichts, in seinem Blick etwas gewesen sein, das dieser unglücklichen Frau die Sicherheit gab, nicht verachtet und verurteilt zu sein. Alle wussten, wie sie lebte. Alle kannten ihre endlosen Männergeschichten. Und alle haben über sie getratscht und geurteilt. Und letztlich haben ihre vielen Männer sie wohl nie wirklich geachtet und geliebt. Ich höre in ihrer Antwort an Jesus einen tiefen Schmerz, viel enttäuschte Sehnsucht: „Ich habe keinen Mann!“

Und jetzt geschieht die große Wende in ihrem Leben. Sie läuft in ihr Dorf und sagt: „Da ist ein Mann, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe!“ Plötzlich traut sie sich, ihr verpfuschtes Leben offen anzusprechen. Sie, die ausgestoßene Sünderin, führt nun selber das ganze Dorf zu Jesus hinaus. Und viele entdecken in diesem Juden am Jakobsbrunnen den, dem sie alles anvertrauen können. Denn nicht nur die Frau mit ihren vielen Männern, wir alle brauchen einen, der uns die ganze Wahrheit über unser Leben sagt, ohne uns zu verurteilen. Wie befreiend ist diese Begegnung!

 

Eine aktuelle Predigt zum Sonntagsevangelium (Joh 4,5–42) von Pfr. Dr. Volker Hildebrandt gibt es hier in KTV (ab der Minute 3,15); bzw. auf der Seite von Vatican-News (allerdings nicht so gut transkribiert).

 

Pfarrnachrichten 10 / 2023

„Verklärung Christi“ (1764) von Johann Heinrich Tschbein d. Ä - CC0/wikimedia/hhorn

Botschaft von Papst Franziskus zur Fastenzeit - Askese in der Fastenzeit, ein synodaler Weg (Teil 1; Fortsetzung folgt)

Liebe Brüder und Schwestern!

Die Evangelien nach Matthäus, Markus und Lukas berichten übereinstimmend von der Begebenheit der Verklärung Jesu. In diesem Ereignis sehen wir die Antwort des Herrn auf das Unverständnis, das ihm seine Jünger entgegengebracht hatten. Kurz zuvor war es nämlich zu einer wirklichen Auseinandersetzung zwischen dem Meister und Simon Petrus gekommen, nachdem dieser sich zu Jesus als dem Christus, dem Sohn Gottes, bekannt hatte, dann aber seine Ankündigung von Leiden und Kreuz zurückgewiesen hatte. Jesus hatte ihn scharf getadelt: „Tritt hinter mich, du Satan! Ein Ärgernis bist du mir, denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen“ (Mt 16,23). Und „sechs Tage danach nahm Jesus Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg“ (Mt 17,1).

Das Evangelium der Verklärung wird jedes Jahr am zweiten Fastensonntag verkündet. Tatsächlich nimmt uns der Herr in dieser liturgischen Zeit beiseite, damit wir mit ihm kommen. Auch wenn unsere gewöhnlichen Pflichten von uns verlangen, an den angestammten Orten zu bleiben und ein manchmal langweiliges Alltagsleben mit vielen Wiederholungen zu führen, sind wir in der Fastenzeit eingeladen, gemeinsam mit Jesus „auf einen hohen Berg zu steigen“, um mit dem heiligen Gottesvolk eine besondere Erfahrung von Askese zu machen.

Die Askese in der Fastenzeit ist ein – stets von der Gnade beseeltes – Bestreben, unseren Mangel an Glauben und unseren Widerstand gegen die Nachfolge Jesu auf dem Weg des Kreuzes zu überwinden. Genau das, was Petrus und die anderen Jünger nötig hatten. Um unsere Kenntnis des Meisters zu vertiefen, um das Geheimnis des göttlichen Heils, das sich in der vollkommenen Selbsthingabe aus Liebe verwirklicht, voll zu verstehen und anzunehmen, muss man sich von ihm beiseite und in die Höhe führen lassen und sich von Mittelmäßigkeit und Eitelkeit befreien. Man muss sich auf den Weg machen, einen ansteigenden Weg, der Anstrengung, Opfer und Konzentration erfordert, so wie bei einer Bergwanderung. Diese Voraussetzungen sind auch wichtig für den synodalen Weg, den zu beschreiten wir uns als Kirche vorgenommen haben. Es wird uns guttun, über diese Beziehung zwischen der Askese in der Fastenzeit und der synodalen Erfahrung nachzudenken.

Zu den „Exerzitien“ auf dem Berg Tabor nimmt Jesus drei Jünger mit, die erwählt wurden, um Zeugen eines einzigartigen Ereignisses zu sein. Er möchte, dass diese Erfahrung der Gnade nicht eine einsame, sondern eine gemeinsame ist, wie unser ganzes Glaubensleben. Jesus folgt man gemeinsam nach. Und gemeinsam, als pilgernde Kirche durch die Zeit, leben wir das Kirchenjahr und in ihm die Fastenzeit, indem wir gemeinsam mit denen gehen, die uns der Herr als Weggefährten zur Seite gestellt hat. In Analogie zum Aufstieg Jesu und der Jünger auf den Berg Tabor können wir sagen, dass unser Weg in der Fastenzeit „synodal“ ist, denn wir gehen ihn gemeinsam und auf demselben Weg, als Jünger des einzigen Meisters. Ja wir wissen, dass er selbst der Weg ist, und deshalb tut die Kirche sowohl im Vollzug der Liturgie wie auch der Synode nichts anderes, als immer tiefer und voller in das Geheimnis Christi, des Erlösers, einzutreten.

Und so kommen wir zum Höhepunkt. Das Evangelium berichtet, dass Jesus „vor ihnen verwandelt [wurde]; sein Gesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden weiß wie das Licht“ (Mt 17,2). Das ist also der „Gipfel“, das Ziel des Weges. Am Ende des Aufstiegs, als sie mit Jesus auf dem hohen Berg stehen, wird den drei Jüngern die Gnade zuteil, ihn in seiner Herrlichkeit zu schauen, in einem übernatürlichen Licht, das nicht von außen kam, sondern von ihm selbst ausstrahlte. Die göttliche Schönheit dieses Anblicks war unvergleichlich größer als jede Anstrengung, die die Jünger beim Aufstieg auf den Tabor hätten unternehmen können. Wie bei jeder anstrengenden Bergwanderung muss man beim Aufstieg den Blick fest auf den Pfad gerichtet halten, doch das Panorama, das sich am Ende eröffnet, überrascht und entschädigt durch seine Pracht. Auch der synodale Prozess erscheint oft beschwerlich und manchmal könnten wir den Mut verlieren. Aber was uns am Ende erwartet, ist zweifellos etwas Wunderbares und Überraschendes, das uns helfen wird, Gottes Willen und unseren Auftrag im Dienst an seinem Reich besser zu verstehen.

Pfarrnachrichten 08 / 2023

"Kamelle" - (C) gemeinfrei: : https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kamelle-1.jpg

Nicht vom Brot allein lebt der Mensch.“ Diese Worte Jesu (vgl. Lk 4,4) entsprechen unserer allgemein menschlichen Erfahrung. Haben wir Hunger, dann sind wir froh, etwas zu essen zu haben. Sind wir einmal gesättigt, sind wir zufrieden; zumindest erst einmal. Und wenn wir jeden Tag genug Brot haben, sind wir zwar regelmäßig gesättigt, aber damit noch lange nicht zufrieden mit Blick auf das ganze Leben.

Wie dem Hunger nach Brot entspricht auch das fröhlich-jecke Feiern zu Karneval dem Bedürfnis des Menschen, gemeinsam und ausgelassen sich des Lebens zu freuen. Aber nach all dem Feiern, was zu Karneval im Rheinland fast eine ganze Woche dauert, sind wir damit mit Blick auf das ganze Leben noch lange nicht zufrieden. Und wir lassen dabei die unangenehme Begleiterscheinung, nach exzessiver und nicht mehr karnevalsgemäßer Feier auch noch verkatert zu sein, hier zudem ganz beiseite.

Nicht vom Brot allein lebt der Mensch.“ Der Kölner Karneval drückt dies humorvoll aus in dem bekannten Karnevalslied: „Am Aschermittwoch ist alles vorbei.

Mit dem Mittwoch vor dem ersten Fastensonntag beginnt die vierzigtägige Vorbereitungszeit auf Ostern. Der Aschermittwoch geht auf eine altkirchliche Bußpraxis zurück: Zu Beginn der Fastenzeit wurden die öffentlichen Büßer in Nachahmung der Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies aus der Kirche vertrieben. Sie bekamen das Bußkleid und wurden mit Asche, einem alten Zeichen der Buße, bestreut. Vom 10. Jahrhundert an wurde die aus den Palmzweigen vom Palmsonntag des vorhergehenden Jahres gewonnene Asche gesegnet.

Vermutlich aus Solidarität mit den Büßern beteiligten sich immer mehr Gläubige an dem Aschenritus. Der Brauch, sich mit Asche bestreuen zu lassen, blieb auch erhalten, nachdem die öffentliche Kirchenbuße verloren gegangen war. Die gläubigen Männer ließen sich fortan Asche auf das Haupt streuen. Die Frauen hingegen ließen sich mehrheitlich ein Aschenkreuz auf die Stirn zeichnen. Das Aschenkreuz wird am Aschermittwoch derzeit gewöhnlich im Rahmen eines Gottesdienstes erteilt.

Der Aschermittwoch ist wie der Karfreitag gebotener Fast- und Abstinenztag. Nach altem Brauch verzichtet man – und das sogar verpflichtend = geboten – auf Fleischspeisen und begnügt sich mit einer einmaligen Sättigung. Während der ganzen Fastenzeit verstummt der Gesang des Halleluja, das erst wieder in der Osternacht erklingt.

Fasten reinigt den Geist, es hebt den Sinn, unterwirft das Fleisch dem Geist, mach das Herz zerknirscht und gedemütigt, zerstreut die Nebel der Begierde, entzündet das Licht der Keuschheit und löscht die Flamme der Wollust“, schreibt Augustinus vor 1000 Jahren. Heute ist von Keuschheit kaum noch die Rede. Aber Hungerkuren und Diäten haben in der Fastenzeit Hochkonjunktur. Mit einer Vorbereitung auf Ostern hat das eher wenig zu tun.

Beim christlichen Fasten hingegen suchen der Christen, sich und seinen Lebensstil so zu ändern, dass durch Besinnung und Gebet, heilsamen Verzicht und neue Sorge füreinander Christus wieder mehr Raum in seinem Leben gewinnt.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen von Herzen ausgelassene Karnevalstage und eine gnadenreiche Fastenzeit.

(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

 

Pfarrnachrichten 07 / 2023

Bergpredigt - Fresko von Cosimo Rossellia - Sixtinsichen Kapelle

Liebe Mitchristen und Freunde von St. Pantaleon!

Zum rechten Verständnis des Evangeliums ist es unverzichtbar, die heiligen Worte in ihrer gegenseitigen Ergänzung und somit das Evangelium als Ganzes zu lesen. Nicht anders ist es mit der Bergpredigt, einem Herzstück des Evangeliums. Auch die Einzelaussagen Jesu in dieser grundlegenden Predigt lassen sich nur mit Blick auf alle anderen Aussagen richtig verstehen.

Als ein Teil aus der Bergpredigt wurden vor zwei Wochen im Sonntagsevangelium die Seligpreisungen vorgetragen; und vergangene Woche der Auftrag Jesu, das Neue seiner Botschaft weiterzugeben – als Salz der Erde und Licht der Welt.

An diesem Sonntag nun stellt Jesus das Neue, das er verkündet, dem Bisherigen gegenüber. Ihm ist dabei wichtig, dass das Neue nicht als Bruch mit dem Alten missverstanden wird. Das „Alte“ ist die bisherige Überlieferung, die auf den ersten Bund Gottes mit den Menschen durch Moses am Berge Sinai zurückgeht. Deshalb nimmt Jesus „im Licht der Gnade des Neuen Bundes Stellung zum Gesetz, das beim ersten Bundesschluss am Sinai von Gott gegeben worden war.“ (Katechismus der Katholischen Kirche, 577)

Jesus sagt wörtlich (Mt 5,17): „Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen.“ Das sogenannte „mosaische Gesetz“ ist aus christlicher Sicht „die erste Stufe des geoffenbarten Gesetzes“ und fasst in den zehn Geboten sittliche Vorschriften zusammen, die für jeden Menschen grundlegend sind, damit sein Leben gelingt. Dieses Gesetz ist heilig, aber noch unvollkommen (vgl. ebd., 1963). Es bereitet das Kommen Christi vor und zeigt, was zu tun ist, gibt aber von sich aus nicht die Kraft, es auch zu erfüllen. Seine Erfüllung ist nur möglich mit der Gnade des Heiligen Geistes.

Papst Johannes Paul II. erklärte dies einmal so: „Es ist klar, dass Gott das Gesetz, das er selbst gegeben hat, nicht ‚außer Kraft‘ setzen könnte. Er kann aber – wie Jesus Christus es tut – seine volle Bedeutung aufhellen, seinen rechten Sinn verständlich machen sowie die irrigen Auslegungen und willkürlichen Anwendungen richtigstellen, denen das Volk und ihre Lehrer und Meister selbst es unterworfen haben, indem sie den Schwächen und Begrenzungen der menschlichen Natur nachgaben.“ (Ansprache vom 14.10.1987)

Neigt nicht jeder dazu, den einfachen, aber weniger guten Weg zu wählen. Begnügen wir uns nicht oft damit, nur das Notwendige zu tun und das Gebotene mehr äußerlich und zu wenig aus vollem und mit frohem Herzen zu erfüllen? Neigen wir nicht alle dazu, in diesem Sinne „Pharisäer“ zu sein? Eine Bezeichnung, die biblischen Ursprungs ist.

Das neue Gesetz „offenbart die ganze göttliche und menschliche Wahrheit des alten Gesetzes. Es fügt ihm nicht neue äußere Vorschriften hinzu, sondern erneuert das Herz, die Wurzel der Handlungen; hier wählt der Mensch zwischen Rein und Unrein, und hier bilden sich der Glaube, die Hoffnung und die Liebe und mit ihnen die anderen Tugenden. So bringt das Evangelium das Gesetz zur Vollendung, indem es fordert, vollkommen zu sein wie der himmlische Vater.“ (Katechismus der Katholischen Kirche, 1968)

Die Erneuerung des Herzens als „Wurzel der Handlung“ und das zuversichtliche Bemühen darum, im Leben „vollkommen (bzw. heilig) zu sein wie der himmlische Vater“ (vgl. auch Mt 5,48), werden dem Menschen vom Heiligen Geist geschenkt, wenn er sich im Glauben dem Gesetz und den Geboten in der Weise unterwirft, wie es Jesus Christus verkündet und vorgelebt hat.

Ihr Pfr. Dr. Volker Hildebrandt

 

Pfarrnachrichten 06 / 2023

Hans Holbein der Jüngere, Christus das Licht, Holzschnitt 1527, Basel

Liebe Mitchristen und Freunde von St. Pantaleon!

Vor einigen Jahren (2014) hat sich Papst Franziskus an die zum Gebet des Angelus versammelten Gläubigen in seiner unnachahmlichen Weise mit den folgenden Gedanken zum Evangelium vom fünften Sonntag im Jahreskreis (A) gerichtet.

Ihr Pfr. Dr. Volker Hildebrandt

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Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Im Evangelium des heutigen Sonntags, das unmittelbar auf die Seligpreisungen folgt, sagt Jesus zu seinen Jüngern: „Ihr seid das Salz der Erde… Ihr seid das Licht der Welt“ (Mt 5,13.14). Das überrascht uns ein bisschen, wenn wir bedenken, wen Jesus vor sich hatte, als er diese Worte sprach. Denn wer waren seine Jünger? Sie waren Fischer, einfache Leute…

Doch Jesus betrachtet sie mit den Augen Gottes, und seine Worte versteht man am besten, wenn man sie im Zusammenhang mit den Seligpreisungen sieht. Was er sagen will ist: Wenn ihr arm vor Gott seid, wenn ihr barmherzig seid, wenn ihr ein reines Herz habt, wenn ihr Frieden stiftet… dann seid ihr das Salz der Erde und das Licht der Welt!

Um diese Metaphern besser verstehen zu können, müssen wir bedenken, dass das mosaische Gesetz vorschrieb, jeder Opfergabe, die man Gott darbrachte, etwas Salz hinzuzufügen, als ein Symbol des Bundes.

Und das Licht war für das Volk Israel ein Sinnbild für die messianische Offenbarung, die die Finsternis des Heidentums besiegt. Die Christen, das neue Israel, empfangen daher eine Mission gegenüber allen anderen Menschen: Mit ihrem Glauben und der Nächstenliebe können sie der ganzen Menschheit eine Richtung geben, sie heiligen und fruchtbar machen. Wir alle, die wir die Taufe empfangen haben, sind Jünger und Missionare, dazu berufen, in der Welt ein lebendes Evangelium zu werden.

Mit einem heiligen Leben werden wir unserem Umfeld „Geschmack“ verleihen und es vor dem Verfall bewahren, genau wie das Salz es tut; und mit dem Zeugnis einer echten Nächstenliebe werden wir das Licht Christi in die Welt tragen. Doch wenn wir Christen unseren Geschmack verlieren und unser Licht auslöschen, dann verliert unsere Anwesenheit an Wirksamkeit.

Wie schön ist doch unsere Aufgabe, Licht in die Welt zu bringen! Denn wir haben diese Aufgabe. Und sie ist schön!

Sehr schön ist es auch, das Licht aufzubewahren, das wir von Jesus empfangen haben. Ein Christ sollte immer ein strahlender Mensch sein, der Licht bringt, der immer Licht verbreitet! Ein Licht, das nicht von ihm kommt, sondern ein Geschenk Gottes ist, ein Geschenk Jesu. Wir sind Träger dieses Lichts. Wenn ein Christ dieses Licht auslöscht, hat sein Leben keinen Sinn mehr: Er bleibt nur noch dem Namen nach Christ; ein Leben ohne Licht ist ein Leben ohne Sinn.

Jetzt will ich euch fragen: Wie wollt ihr leben? Wie eine brennende Laterne, oder wie eine erloschene? An oder aus? Wie wollt ihr leben?

Wie ein brennendes Licht! Gott gibt uns dieses Licht, und wir geben es an die anderen weiter. Eine brennende Laterne! Das ist die christliche Berufung.

 

Pfarrnachrichten 05 / 2023

Bergpredigt - Fresco Fra Angelico1437-1445

Antiken Überlieferungen nach hielt Jesus die Bergpredigt auf einem Hügel in der Nähe von Tabgha, etwa drei Kilometer von Kafarnaum entfernt. Dort befindet sich, vom Seeufer aus gleichmäßig und nur allmählich aufsteigend, ein Hügelland in etwa 250 Metern Meereshöhe.

Wenn man an den Berg Sinai denkt, klingt im Wort Berg ein zusätzlicher und besonderer Klang mit. Und vom Inhaltlichen steht der Berg der Seligpreisungen dann auch real in einem engeren Zusammenhang mit dem Berg Sinai, von dem aus über Mose das Gesetz des Alten Bundes Gestalt annahm.

Vom Berg Sinai aus wurden den biblisch lebenden und denkenden Menschen die Grundforderungen des humanen Gewissens präzisiert und eindeutiger konturiert, als es gewöhnlich aus eigener Kraft im Verlauf eines Menschenlebens möglich wird.

Vom Berg bei Tabgha aus (deshalb „Bergpredigt“: vgl. Mt 5,1 ff) zeigt sich darüber hinaus der Geist, der die von Gott aus Gnade als seine Kinder Angenommenen beseelt.

Vom Berg Sinai aus spricht Gott unter dem Zucken der ihn verherrlichenden Blitze und als höchster und unumschränkter Herr, der mit überwältigender Kraft sein Gesetz in die rebellischen Herzen der Menschen einschreiben möchte.

Vom Berg bei Tabgha aus spricht er in schlichtem Gespräch zwar von oben nach unten (so bei Matthäus: s.o.), aber in der lukanischen Parallelüberlieferung der Seligpreisungen als „Feldrede“ (vgl. Lk 6,17 ff) auf Augenhöhe von Mensch zu Mensch. Von daher ist das Evangelium von den Seligpreisungen (Mt 5,1 ff und Lk 6, 17 ff) die Blüte, in die alle Segnungen des Alten Testaments hineinströmen.

Die Seligpreisungen stehen im Herzen der Predigt Jesu. Sie nehmen die Verheißungen wieder auf, die dem auserwählten Volk seit Abraham gemacht wurden. Die Seligpreisungen vollenden die Verheißungen, indem sie diese nicht mehr bloß auf den Besitz eines Landes, sondern auf das Himmelreich ausrichten. Sie enthüllen den Sinn des menschlichen Daseins, das letzte Ziel des menschlichen Handelns: die Seligkeit in Gott.

Die Menschheitsgeschichte ist überreich an Erfahrungen, dass irdisches Glücksstreben an Gott vorbei in eine Sackgasse führt. Der heilige Augustinus, von seinem weltlichen Lebenswandel bekehrt, betet (Bekenntnisse, 10,29): „Auf welche Weise soll ich dich suchen, Herr? Denn wenn ich dich, meinen Gott, suche, suche ich das glückselige Leben. Ich will dich suchen, auf dass meine Seele lebe. Denn mein Leib lebt durch meine Seele, und meine Seele lebt durch dich.

Mit der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus ist eine Gesinnung in die Welt gekommen, die alle gängigen Wertvorstellungen umkehrt. Für einen frommen Juden waren irdisches Glück und weltlicher Segen verdiente Belohnung; irdisches Unglück und weltliches Leiden hingegen Strafe und Vergeltung Gottes. Demgegenüber lehrt Jesus, dass kein irdisches Gut und kein weltlicher Reichtum das Verlangen nach Glück zu stillen vermögen. Jesus verkündet vielmehr, dass die Armen, die Verfolgten und die Trauernden näher am eigentlichen Ziel des Lebens sind als die Reichen, die Genießer und die Selbstzufriedenen.

Das tief im Menschen eingeschriebene Streben nach Glück und Erfüllung lehnt Jesus weder ab noch verurteilt er dies. Es erwächst ja einem Verlangen, das Gott selbst tief ins menschliche Herz gelegt hat. Aber Jesus will von seinem göttlichen Sendungs- und Erlösungsauftrag her, dass die Menschen irr irdisches Leben im richtigen Licht sehen.

Die Wahrheit ist nur dann in den Seelen fruchtbar, ja sie kann nur dann verstanden werden, wenn der Wille oder, wie man auch sagt, das Herz schon für Gott aufgeschlossen ist. Hat hingegen das Herz für Gott nichts übrig hat, bleibt der Verstand blind.

Zuerst also muss der dem Menschen eigene Hang zu den zeitlichen Dingen durch ein anderes Urteil über die wahren Werte ersetzt werden. Es gibt Güter, die nur den Augen gefallen und nur den Sinnen Freude machen. Und es gibt andere Güter, die einen darüber hinaus gehenden Wert haben. Von daher muss man offen sein, für einer Art „Umkehrung der Werte“.

Fakt ist: selbst das schönste irdische Glück ist relativ und kann sich ins Gegenteil verkehren, sobald es absolut gesetzt wird. Im tiefsten Kern ist jedes Glück auf Erden ambivalent. Deshalb folgen in der Fassung nach Lukas unmittelbar auf dort nur vier Seligpreisungen vier Wehrufe (Lk 6,24-26): „Doch weh euch, ihr Reichen; denn ihr habt euren Trost schon empfangen. Weh euch, die ihr jetzt satt seid; denn ihr werdet hungern. Weh, die ihr jetzt lacht; denn ihr werdet klagen und weinen. Weh, wenn euch alle Menschen loben. Denn ebenso haben es ihre Väter mit den falschen Propheten gemacht.“

Pfarrnachrichten 04 / 2023

Duccio di Boninsegna, 1308-1311, Dom von Siena

Nach dem letzten großen Auftritt des Täufers Johannes am letzten Sonntag gemäß Leseordnung tritt nun Jesus in den Vordergrund (Mt 4, 12-17): „(12) Als Jesus hörte, dass Johannes ausgeliefert worden war, kehrte er nach Galiläa zurück. (13) Er verließ Nazaret, um in Kafárnaum zu wohnen, das am See liegt, im Gebiet von Sébulon und Náftali. (14) Denn es sollte sich erfüllen, was durch den Propheten Jesája gesagt worden ist: (15) Das Land Sébulon und das Land Náftali, die Straße am Meer, das Gebiet jenseits des Jordan, das heidnische Galiläa: (16) Das Volk, das im Dunkel saß, hat ein helles Licht gesehen; denen, die im Schattenreich des Todes wohnten, ist ein Licht erschienen. (17) Von da an begann Jesus zu verkünden: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.“

Interessanterweise verbindet der Evangelist Matthäus die ersten öffentlichen Predigt-Worte Jesu (ibid., 17): „Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe“ mit der bekannten Voraussage des Propheten Jesaja (ibid., 16): „Das Volk, das im Dunkel saß, hat ein helles Licht gesehen; denen, die im Schattenreich des Todes wohnten, ist ein Licht erschienen.“

Hier findet sich eine aufschlussreiche Parallele etwa zu den Worten des vorchristlichen Lyrikers Pindar, der im 5. Jahrhundert vor Christus in Theben seine 8. Pythische Ode verfasst: „Was ist? Was ist man nicht? Eines Schattens Traum der Mensch! Sobald aber Glanz, gottgegebener, kommt, ist strahlend Licht bei den Menschen, freundlich ihr Dasein.“

Bis heute, auch auf dem Kölner Melaten Friedhof, finden wir diese Worte sogar in griechischer Sprache als Grabinschrift, meist allerdings in gekürzter Form: „Eines Schattens Traum der Mensch!“ (σκιάς όναρ άνθρωπος). In dieser Verkürzung ist folgerichtig, dass darüber hinaus weder ein christliches Symbol, noch ein Wort aus der Heiligen Schrift oder der kirchlichen Liturgie den Grabstein ziert. Denn ohne Gott bleibt der Mensch nur ein Schattentraum.

Parallel hält sich in der Literatur und in religiösen Texten als Ahnung und Hoffnung die nie verstummende Erfahrung: Wo Gott in diese Welt hineinwirkt, da wird es hell. Jesaja und Pindar bezeugen dies in je unterschiedlicher und erkenntnisreicher Weise im siebten bzw. im fünften Jahrhundert vor Christus.

Im biblischen Zeugnis des Evangelisten Matthäus ist dieser Augenblick göttlichen Wirkens in die Welt hinein in der fassbaren Person des Menschensohns nun endgültig und bleibend gekommen. Und darüber hinaus: Unter der Voraussetzung der Bekehrung und Umkehr des Menschen zu Gott, wirkt nun auch der Mensch mit Gottes Kraft durch und aus dieser Welt heraus als Träger und Vermittler des göttlichen und friedvollen Lichtes.

Auch das ist ein Grund, warum Gott in der zweiten göttlichen Person des Sohnes in Jesus Mensch geworden ist. Nun kann jedes rechtmäßiges Tun des Menschen, der aufrichtig mit dem Menschensohn in Verbindung ist, durch Gott vergöttlicht und geheiligt werden.

Mit Jesus hat sich erfüllt, was bis dahin nur Hoffnung war: Der „Schattentraum Mensch“ wird mit Gottes Licht erfüllt und wird selber Licht, dass er weitergibt. Dafür bedarf es aber der Umkehr und Christusnachfolge in seinen vielfältigen Ausprägungen: als christgläubiger Laie, am besten ohne jedwede klerikalen Allüren, sondern im durch Gottes Licht erhellten Weltcharakter, oder Ordensfrau bzw. Priester.

(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

 

 

Pfarrnachrichten 03 / 2023

Seht das Lamm Gottes – Buntglasfenster Kathedrale San Juan Bautista, Bogota, Kolumbien, von Nicolas Grisales (commons.wikimedia.org)

Ende Januar werden wir die anlässlich Corona eingeführte zusätzliche Sonntagsmesse um 12:30 Uhr nicht weiter fortführen. Unter den damaligen Umständen war das gut und segensreich. Inzwischen hat sich die Situation verändert.

Seit gut einem dreiviertel Jahr sind es nur noch 20 bis maximal 25 Gläubige, die diese Sonntagsmesse mitfeiern. Das ist vor dem Hintergrund des in St. Pantaleon weiterhin reichen Angebotes von insgesamt vier Sonntagsmesse (inkl. der am Samstagvorabend) sehr wenig. Und der zusätzliche personelle Aufwand dafür ist sehr hoch. Deshalb haben wir uns schweren Herzens entschlossen, diese zusätzliche Heilige Messe am Sonntag um 12:30 Uhr bis auf Weiteres zum letzten Mal am 29. Januar zu feiern und die Zahl der Sonntagsmessen wie vor Corona wieder auf vier zu reduzieren.

Und noch eine zweite, das Leben der Pfarrei betreffende Nachricht: Der Pantaleonskreis lädt herzlich ein zum traditionellen, jährlichen Ehrenamtstreffen jetzt am Sonntag, dem 22. Januar ab 15:00Uhr im Pfarrsaal. Neben dem geselligen Miteinander wird es auch einige interessante Informationen geben.

Ausgehend von den Evangelien der Taufe des Herrn und des darauffolgenden zweiten Sonntags im Jahreskreis möchte ich gerne noch ein geistliches Wort in das noch junge Neue Jahr mitgeben.

Letzten Sonntag, am Hochfest der Taufe des Herrn, hörten wir (Mt 3,14f), dass „Jesus von Galiläa an den Jordan zu Johannes kam, um sich von ihm taufen zu lassen. Johannes aber wollte es nicht zulassen und sagte zu ihm: Ich müsste von dir getauft werden und du kommst zu mir? Jesus antwortete ihm: Lass es nur zu! Denn so können wir die Gerechtigkeit ganz erfüllen. Da gab Johannes nach.

Der Heilige Augustinus hat auf den berechtigen Einwand des Täufers („Ich müsste von dir getauft werden und du kommst zu mir?“) die Antwort Jesu („Lass es nur zu! Denn so können wir die Gerechtigkeit ganz erfüllen“) so erklärt (Predigt 51,33): Der Herr wünsche die Taufe auch für sich, „um mit seiner Demut kundzutun, was für uns Notwendigkeit war“.

Jesus bedarf der Taufe nicht. Aber wir bedürfen der Taufe: unverzichtbar und auf jeden Fall. Das wird hier sichtbar. Anschaulich offenbart Matthäus in seiner Darstellung der Taufe Jesu: Ohne die Bereitschaft, sich taufen zu lassen, was unter anderem rechte Demut voraussetzt, kann man weder christlich glauben noch wird man Heil, Glück und Erfüllung im Sinne der Bibel mit Blick auf das ganze Leben finden.

Die Heilige Schrift bezeugt gleich mehrfach, dass der Mensch erlösungsbedürftig ist. Aus eigener Kraft findet er keinen Frieden über das hinaus, was er aus eigener Kraft nur als bruchstückhaften Kompromiss mal länger, mal kürzer erreichen kann. Die Fülle des Friedens bleibt ihm seit seiner ersten Sünde im Paradies aus eigener Kraft verwehrt.

Damals hatte der Mensch die Stelle Gottes einnehmen wollen. Und er versucht es bis heute immer wieder: in verfehlten Formen der Emanzipation und Selbstverwirklichung, die Unfrieden nach sich ziehen.

Nach christlichem Glauben - und er wird darin durch die gesunde Lebenserfahrung bestärkt - kann nur Gott den Menschen aus dieser Situation befreien. Das geschieht durch die Taufe. Neben der Taufe mit Wasser und den dafür vorgesehenen Worten, die auf Jesus zurückgehen, kennen wir noch die Wunsch- und die Märtyrertaufe. Näheres dazu findet man im Katechismus der katholischen Kirche; insbesondere unter den Nummer 1257 - 1261.

Mit dem Fest der Taufe Jesu erinnert die Kirche den Getauften an seine eigene Taufe; und dass er von da an in besonderer Weise Kind Gottes ist. An diesem zweiten Sonntag im Jahreskreis hören wir dann, was uns aus jeder Heiligen Messe bekannt ist: „Seht das Lamm Gottes, das die Sünden der Welt hinwegnimmt.

So wünsche ich Ihnen für dieses Jahr, dass Sie in den vielen alltäglichen Herausforderungen als Kind Gottes zugleich Frieden finden. „Denn Gott ist ein Vater voll Zärtlichkeit und unendlicher Liebe“, so hat es der Heilige Josefmaría Escrivá einmal gesagt und dann empfohlen: „Nennt ihn oft Vater und sagt ihm – wenn ihr allein seid –, dass ihr ihn liebt, … und dass ihr … euch stark fühlt, weil ihr seine Kinder seid.

(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

 

Pfarrnachrichten 01+02 / 2023

Mit dem Tod von Papst em. Benedikt XVI. ist ein demütiger und vorbildhafter Arbeiter im Weinberg des Herrn von uns gegangen. In unnachahmlicher Weise hat er der Kirche ein überaus reiches Erbe hinterlassen. In ihr und für sie hat er segensreich gewirkt als Priester, Bischof, Papst und außergewöhnlich begnadeter Theologe. Nach seinem bis dahin ungewöhnlichen Rücktritt als Papst hat er in den letzten Jahren der Kirche und allen Menschen durch sein stilles Gebet gedient.

Unvergesslich ist uns sein Besuch anlässlich des Weltjugendtages am 19. August 2005 in St. Pantaleon. Kardinal Meisner hat uns wiederholt erzählt, wie es dazu kam. - Er habe Papst Benedikt das Programm des Weltjugendtages erläutert. Und ihm dabei auch vom geistlichen Begegnungs-Zentrum für Priesteramtskandidaten erzählt, die aus der ganzen Welt erwartet würden. Schon lange im Voraus war dafür St. Pantaleon mit seiner großzügigen Anlage vorgesehen worden.

Für diese Seminaristen wäre eine Veranstaltung mit drei Lebenszeugnissen geplant: von einem Kölner Seminaristen, einem Priester aus Russland und einem kanadischen Bischof. Am Ende der Vorstellung des Weltjugendtag-Programms insgesamt habe Papst Benedikt mit einem spürbaren Interesse an der für die Seminaristen geplanten Veranstaltung nachgefragt: ob dafür nicht noch ein viertes Zeugnis angebracht wäre. Er, Kardinal Meisner, habe Papst Benedikt wohl etwas unverständig angeblickt, bis ihm dieser erklärte, dass er gerne als Vierter ein persönliches Zeugnis geben würde. Papst Benedikt hat sich damals also selber nach St. Pantaleon eingeladen.

Weitere Bilder davon auf unserer Homepage;und hier der WDR-Bericht über den gesamten Besuch.

Nun lädt unser jetziger Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki ein zu einem Pontifikalrequiem für den verstorbene Papst em. Benedikt XVI. am Samstag, den 7. Januar 2023 um 12.00 Uhr im Hohen Dom zu Köln.

(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)