Pfarrnachrichten 22+23/2025

Erstkommunion 2023 - während der Sanierung im Westerk

„Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten; mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen.“ (Joh. 14,24) So hören wir es an diesem sechsten Sonntag in der Osterzeit

Gott will unter uns Menschen wohnen, und das nicht erst in einer fernen Zukunft. Gottes Wohnen unter den Menschen ist schon heute Wirklichkeit. Gott nimmt in uns Wohnung, wenn wir die Liebe leben, die uns Jesus in seinem Evangelium aufträgt. Wir sind dann nicht mehr allein auf uns gestellt. Wir werden geleitet von Gottes Heiligem Geist. Wir werden dann auch nicht mehr von Unruhe hin und her getrieben, sondern in unseren Herzen herrscht der Friede Christi. So können wir auch die Vision des Neuen Jerusalem, von dem wir in der Lesung hören, wenn auch verborgen, so doch schon jetzt als bleibende Wirklichkeit ansehen.

Dazu passt, was einmal Papst Benedikt antwortete, als ihn ein Kommunionkind fragte: „Welche Erinnerungen hast du an deine Erstkommunion?“ Papst Benedikt antwortete darauf: „Im Mittelpunkt meiner frohen und schönen Erinnerungen steht …, dass ich verstanden habe, dass Jesus in mein Herz eingetreten ist und gerade mich besucht hat. Und mit Jesus ist Gott selbst bei mir. Das ist ein Geschenk, das tatsächlich mehr wert ist als der ganze Rest, der uns vom Leben gegeben werden kann. Und ich habe begriffen, dass jetzt eine neue Etappe meines Lebens begonnen hat. Ich war neun Jahre alt; jetzt war es wichtig, dieser Begegnung treu zu bleiben, dieser Kommunion. Ich habe dem Herrn versprochen, so gut ich konnte: ‚Ich möchte immer bei dir sein‘ und habe gebetet: ‚Aber sei du vor allem bei mir!‘ Und so bin ich in meinem Leben weitergegangen. Gott sei Dank, der Herr hat mich immer bei der Hand genommen, mich auch in schwierigen Situationen geführt. Und so war diese Freude der Erstkommunion der Anfang eines gemeinsamen Weges. Ich hoffe, auch für euch alle, dass die Erstkommunion … der Anfang einer Freundschaft mit Jesus für das ganze Leben ist. Der Anfang eines gemeinsamen Weges, weil wir dann gut gehen und das Leben gut wird, wenn wir mit Jesus gehen.“

Das wünschen wir unseren neun Kommunionkindern, ihren Familien und uns allen von Herzen.

Ihr Pfr. Dr. Volker Hildebrandt

 

Pfarrnachrichten 20+21/2025

Papst Leo XIV - lizenzfrei (commons.wikimedia.org)

VATICAN NEWS - Leo XIV. erklärt Namenswahl: Sozialer Papst für eine neue Zeit

In seiner ersten Ansprache an das Kardinalskollegium jetzt am Samstag, dem 10. Mai 2025 hat Papst Leo XIV. seine Beweggründe für die Wahl des Namens „Leo“ erläutert – und damit programmatisch die Ausrichtung seines Pontifikats kommuniziert: soziale Gerechtigkeit, technologische Verantwortung und eine Kirche, die Hoffnung spendet in einer Welt im Wandel.

Leo XIV. erinnerte an den schmerzlichen Abschied vom verstorbenen Papst Franziskus, aber auch an die geistliche Tiefe und die Hoffnung, die die Wahl eines neuen Pontifex mit sich bringt. Er sagte u.a.: „Gerade weil ich mich berufen fühle, diesen Weg weiterzugehen, habe ich den Namen Leo XIV. gewählt“. Dabei verwies er vor allem auf Papst Leo XIII., der 1891 mit seiner bahnbrechenden Enzyklika Rerum novarum die soziale Frage ins Zentrum der katholischen Lehre rückte. „Leo XIII. stellte sich den Herausforderungen der ersten industriellen Revolution – heute stehen wir vor einer neuen: der Revolution der künstlichen Intelligenz und ihrer Auswirkungen auf Gerechtigkeit, Arbeit und Menschenwürde“, sagte Leo XIV.

Geistliches und soziales Erbe

Die Wahl des Namens „Leo“ ist damit alles andere als symbolisch oder zufällig. Vielmehr greift der neue Papst auf ein reiches geistliches und soziales Erbe zurück, das er bewusst für die Gegenwart aktualisieren will. „Die Kirche bietet auch heute ihren Schatz der Soziallehre an, um den Menschen Orientierung zu geben“, so Leo XIV. Damit verweist er darauf, eine Linie fortzusetzen, die Papst Franziskus mit seiner Option für die Armen begonnen hatte – erweitert um die Herausforderungen der digitalen Moderne.

In seiner Ansprache sprach Leo XIV. auch über die Verantwortung des Petrusamtes. „Der Papst ist ein demütiger Diener Gottes und der Brüder, nichts weiter“, betonte er und würdigte zugleich die „schlichte Hingabe und essenzielle Lebensweise“ seines Vorgängers. Der neue Papst zeigte sich dankbar für die Unterstützung des Kardinalskollegiums und erinnerte daran, dass niemand dieses Amt aus eigener Kraft tragen könne: „Ich weiß, dass ich immer, immer auf die Hilfe des Herrn zählen kann.

Zukunft der Kirche

Besondere Akzente setzte Leo XIV. auch im Blick auf die Zukunft der Kirche. Mit Bezug auf das Zweite Vatikanische Konzil rief er zu einer Fortsetzung des Weges der „Synodalität“ auf, zu missionarischer Umkehr, zu stärkerer Kollegialität und zur liebevollen Hinwendung zu den Ausgegrenzten. Er zitierte das Schreiben Evangelii gaudium seines Vorgängers und nannte ausdrücklich die „pietà popolare“, die Volksfrömmigkeit, als Ausdruck des sensus fidei – des Glaubenssinns des Volkes Gottes.

Die Kirche ist wie das wandernde Volk Israel in der Wüste: unterwegs unter der Wolkensäule und dem Feuerlicht Gottes“, sagte Leo XIV. Er wolle gemeinsam mit den Kardinälen und der ganzen Kirche diesen Weg fortsetzen, unter dem Zeichen von Hoffnung und Erneuerung. Dabei erinnerte er an die Worte Pauls VI. bei dessen Amtsantritt: „Möge eine große Flamme des Glaubens und der Liebe über die ganze Welt ziehen.

Zum Abschluss bat der neue Papst um Gebet und Unterstützung: „Das sollen auch unsere Gefühle sein – umgesetzt in Gebet und Einsatz mit Hilfe des Herrn. Danke!

VATICAN NEWS vom 10.05.2025

 

Pfarrnachrichten 18+19/2025

Lange Zeit wurde der erste Sonntag nach Ostern „weißer Sonntag“ genannt. Seinen feierlichen Namen verdankt er den weißen Gewändern der neugetauften Christen. Der „Weiße Sonntag“ ist auch weit verbreitet der Tag der Erstkommunion. Seit einem viertel Jahrhundert wird dieser Sonntag nun zudem als „Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit“ – kurz: Barmherzigkeitssonntag – gefeiert. Inspiriert von der Heiligen Sr. Faustina Kowalska, die als „Botin der göttlichen Barmherzigkeit“ gilt, wurde dieser Tag vom ebenfalls Heiligen Papst Johannes Paul II. im Jahr 2000 als eigenes Fest eingeführt.

Unser Erzbischof, Kardinal Woelki, der aus aktuellem Anlass in Rom weilt, hat den Zusammenhang der beiden Feste von der Auferstehung Jesu und der Barmherzigkeit Gottes anlässlich des Todes und der Beerdigung von Papst Franziskus wie folgt veranschaulicht: „Es ist voller Symbolik, dass der Hl. Vater am Osterfest, dem Fest der Auferstehung Jesu, zum Vater heimkehren durfte. Und es ist beinahe wunderbar, dass wir ihn am Vortag des Sonntags der göttlichen Barmherzigkeit zu Grabe getragen haben.

Barmherzigkeit, das war die göttliche Eigenschaft, die Papst Franziskus immer und immer wieder in die Mitte seiner Verkündigung gestellt hat. Immer wieder hat er diese Barmherzigkeit auch von uns allen eingefordert: Barmherzigkeit im Umgang mit den Schwachen und Armen, Barmherzigkeit im Umgang mit der Schöpfung, die uns anvertraut ist, und: Barmherzigkeit im täglichen Miteinander: in der Familie, am Arbeitsplatz, in Politik und Gesellschaft – und nicht zuletzt auch in der Kirche. Ganz so, wie es uns auch der Herr selbst aufgetragen hat: „Seid barmherzig, wie auch Euer Vater barmherzig ist“ (Lk 6,36).

Im Laufe der kommenden Woche feiern wir dann den 1. Mai als Fest des hl. Josef, des Arbeiters. Eingeführt von Pius XII. im Jahre 1955 bringt dieses Gedenken den Nährvater Jesu mit dem Tag der Arbeit in Verbindung, der als 1. Mai schon vorher im außerkirchlichen Raum begangen wurde. Dieser Tag beleuchtet fortan über das Profane hinaus die segensreiche und heilige Dimension der menschlichen Arbeit, wo sie gut, gerecht, vorbildhaft und ganz im Geiste Jesu verrichtet wird.

Über den ersten Mai hinaus gedenken wir im „Marienmonat“ Mai zudem der Gottesmutter Maria. Ihr zu Ehren laden wir an den jeweiligen Samstagen herzlich ein zu den Maiandachten.

Pfr. Dr. Volker Hildebrandt

 

Pfarrnachrichten 16+17/2025

Die Heilige Woche, auch Karwoche genannt, beginnt mit dem Palmsonntag. Die Schott-Messbuchausgabe stimmt darauf „als Tagesimpuls“ mit den folgenden Worten ein: „Den Hosannajubel des Palmsonntags hat Jesus hingenommen. Bald wird er diese ganze Menge gegen sich haben; selbst die Jünger werden ihn allein lassen. Auch die Kirche hat im Laufe der Zeit beides erlebt, begeisterte Zustimmung und entschiedene Ablehnung. Wie Jesus darf sie sich nicht von einer oberflächlichen Zustimmung abhängig machen; sie wird ihre Hoffnung nur auf Gott setzen können.

Und am Gründonnerstag, auch Hoher Donnerstag genannt, betet die Kirche dann im Tagesgebet der Messe vom Letzten Abendmahl: „Allmächtiger, ewiger Gott, am Abend vor seinem Leiden hat dein geliebter Sohn der Kirche das Opfer des Neuen und Ewigen Bundes anvertraut und das Gastmahl seiner Liebe gestiftet. Gib, dass wir aus diesem Geheimnis die Fülle des Lebens und der Liebe empfangen.

Das „Missale Romanum“ wiederum leitet den Karfreitag und die Feier vom Leiden und Sterben Christi wie folgt ein: „Durch das heilige Ostergeschehen hat Christus der Herr die Menschen erlöst und Gott auf vollkommene Weise geehrt. Er hat durch seinen Tod unseren Tod überwunden, durch seine Auferstehung hat er das Leben neu geschaffen. Die drei Tage des Leidens und der Auferstehung des Herrn sind deshalb der Höhepunkt des ganzen Kirchenjahrs.

Die eistimmenden Worte im Schott-Messbuch zur Feier des Gottesdienstes in der Osternacht oder am Tag von Ostersonntag fasst dann noch einmal das heilige und geheimnisvolle, aber vor allem erlösende und von Gott geschenkte Geschehen dieser Tage wie folgt zusammen: „Zwischen der Auferstehung Christi und der Offenbarung seiner Macht und Herrlichkeit läuft unsere Zeit, unser Weg. Wir gehen im Licht des Glaubens, oder manchmal auch: in der Dunkelheit des Glaubens. Unser Glaube stützt sich auf das Zeugnis derer, die den Auferstandenen gesehen haben. Die Welt um uns aber und die Generation nach uns leben von dem Glauben, den wir bekennen und durch unser Leben bezeugen.“

Als Christen erleben wir die Kraft Gottes, mit der er unser Leben erneuert und bereichert sowohl aus der Mitfeier dieser Heiligen Woche wie auch durch den Empfang der österlichen Sakramente der Buße und Eucharistie, zu der Sie von Herzen eingeladen sind.

(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

 


Pfarrnachrichten 14+15/2025

Heimkehr des verlorenen Sohnes (vgl. Lk 15,11-32) - Gemälde von Murillo (gemeinfrei)

Das Evangelium vom vierten Fastensonntag ist als mit Abstand längstes Gleichnis im Neuen Testament am Ende von insgesamt drei Gleichnissen über „das Verlorene und das Wiedergefundene“ dem 15. Kapitel des Lukasevangeliums entnommen. Auf das Doppelgleichnis vom verlorenen Schaf und der verlorenen Drachme folgt ab Vers 11 bis zum Ende des 15. Kapitel mit Vers 32 das Gleichnis vom verlorenen Sohn, das auch als Gleichnis vom barmherzigen Vater bekannt ist.

Allen drei Gleichnissen ist die Freude über das Wiederfinden des Verlorenen gemeinsam. Über die Bilderkraft der Gleichnisse bringen sie uns nahe, wie sehr Gott um uns besorgt ist, wie sehr er sich danach sehnt, uns mit seiner Liebe zu beschenken. Für ihn sind wir keine Nummern, und auch nicht beliebig austauschbar.

Lukas stellt drei Gleichnisse hintereinander“, so der Kirchenvater Ambrosius, „das verlorene Schaf, das wiedergefunden wurde; die verlorene Drachme, die wiedergefunden wurde; der Sohn, der tot war und wieder zum Leben zurückgekehrt ist. So werden wir durch ein dreifaches Heilmittel aufgerufen, unsere Sünden zu heilen. Christus trägt dich als Hirt mit seinem Leib, die Kirche sucht dich als Mutter, Gott nimmt dich auf als Vater.

Zweifelsohne ragt das dritte Gleichnis mit facettenreichen Besonderheiten hervor, die jeder als Widerspiegelung aus dem eigenen Leben gut kennt. „Ein Mann hatte zwei Söhne“ lesen wir bei Lukas 15,11 ff. „Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht! Da teilte der Vater das Vermögen unter sie auf.

Man möge nachempfinden, was das bedeutet. Der jüngere Sohn fordert nicht einen Vorschuss von dem zu erwartenden Erbe. Er fordert alles, und eben das, was ihm erst nach dem Tod des Vaters zusteht. Im Grunde wünscht der jüngere Sohn, der Vater wäre schon tot. Und in seinem Verhalten erklärt er ihn bereits für tot. Ihn interessiert nur das Erbteil, das er ungehindert zu eigen nehmen möchte. Der Vater interessiert ihn längst nicht mehr. Durch sein Verhalten macht er deutlich, dass sein Vater für ihn bereits jetzt schon tot ist. In dieser Forderung schwingt auch eine tiefe Verachtung dem Vaters gegenüber mit.

Es geht im Gleichnis also keineswegs nur um Geld. Das Gleichnis setzt auch die Ablehnung des Vaters, die Zurückweisung seiner Liebe in Szene und veranschaulicht das größtmögliche Vergehen eines Sohnes seinem Vater gegenüber.

Der Sohn geht dann in ein fernes Land. Aber auch hier ist es nicht nur die Sehnsucht nach Abenteuer und der Wunsch nach Neuem, die den Sohn leiten. Er lässt sich nicht weniger verführen durch die Ablehnung des Vaters und die Ablehnung aller Werte, die ihm sein Vater vermittelt hat. Der Sohn will nichts mehr zu tun haben mit seiner Herkunft und jede Verbindung mit seiner Heimat lösen.

Der jüngere Sohn reiste in ein fernes Land, aber nicht dadurch dass er räumlich von Gott wegging, der überall ist, sondern durch seinen freien Willen: Denn der Sünder flieht vor Gott, um möglichst weit entfernt von ihm zu sein“, kommentiert der Hl. Johannes Chrysostomus den Anfang von diesem Gleichnis.

Für uns ein Anlass um inne zu halten und zu fragen: „Wo vergesse ich Gott und dass ich in seinen guten Händen geborgen bin?“ Und: „Wo suche auch ich womöglich ein neues Zuhause, weit weg von Gott, das mich aber nie erfüllen wird?“ Und: „Wo sollte ich Gott mehr als liebevollen Vater erfahren, der mir ein Zuhause schenkt?“

(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

 

Pfarrnachrichten 12+13/2025

Die Verklärung Christi - Lorenzo Lotto - 1510-1512

Wahrhaftig, das sage ich euch: Von denen, die hier stehen, werden einige den Tod nicht erleiden, bis sie das Reich Gottes gesehen haben“. Vielleicht sollte in zukünftigen Bibelausgaben diese Aussage des Herrn in Lukas, Kapitel 9, Vers 27 als Einleitung zu den folgenden Versen – ab 28b bis 36 – mit hinzugenommen werden, in denen Lukas über die Verklärung des Herrn auf dem Berg Tabor berichtet. Denn was bedeutet die Verklärung des Herrn, seine lichtvolle Verwandlung vor den Augen von drei auserwählten Aposteln anderes, als dass diese einen Augenblick das Reich Gottes sehen können?

„Wenn der Herr leuchtet, so wird er erleuchtet durch Teilhabe am göttlichen Licht“, sagt der Kirchenvater Johannes von Damaskus.

Von jeher gelten Berge als Orte besonderer Gottesbegegnung. So haben es Mose auf dem Berg Sinai und Elija auf dem Berg Horeb erfahren. Auch Jesus verweilte oft, meist allein, auf einem Berg um zu beten. Nun stieg er mit drei seiner Jünger – Petrus, Johannes und Jakobus – „auf einen Berg, um zu beten.“ Die drei werden Zeugen eines außergewöhnlichen Ereignisses: „Während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes, und sein Gewand wurde leuchtend weiß.

Bislang kannten die Jünger Jesus nur als begnadeten und außergewöhnlichen Menschen, der vom Reich Gottes erzählt, der zu Umkehr und Bekehrung aufruft und der seine Worte mit Wundern bekräftigt, die Gottes Heil und Nähe unterstreichen und handfest sichtbar machen. Nun offenbart er sich als Gottes auserwählter Sohn. Mitten in dieser Welt und unter den Seinen erstrahlt Gottes Herrlichkeit in ihm.

Als Petrus diesen Augenblick festhalten will – „lass uns drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elíja“ – ist plötzlich wieder alles vorbei. Aber es bleibt der Widerhall der Stimme des himmlischen Vaters: „Dieser ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören.

Wir sollten bei dieser Erzählung öfter verweilen und uns fragen: Wo erfahre ich Gottes Gegenwart in meinem Leben? Sehne ich mich danach, Gott zu begegnen? Wo hatte ich schon einmal eine persönliche Begegnung mit Gott und was hilft mir dabei, ihm auch fortan zu begegnen?

In der ersten Lesung des zweiten Fastensonntages (Gen 15,5-18) wird erzählt, wie Abraham Gott begegnet. Abraham hat dafür die besten Tiere seiner Herde geopfert. Und die drei auserwählten Apostel mussten mit auf den Berg. Was bin ich bereit, Gott zu schenken? Denn nur dann werde ich ihm begegnen können.

(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

 

Pfarrnachrichten 10+11/2025

Beicht-Stola; Bild: Carolin Enenkel - In: Pfarrbriefservice.de

Ohne Aschermittwoch und der danach beginnenden Fastenzeit verliert das närrische Treiben zu Fastelovend seinen Charm. Davon losgelöst verflacht die fünfte Jahreszeit zu einem Feiern ohne Perspektive. Das Evangelium am Karneval-Sonntag passt sehr gut dazu (Lk 6,41): „Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht?

Jeder hat seinen „blinden Fleck“ und merkt nicht, in welchem Ausmaß er sich inkonsequent, eingebildet, egoistisch oder sogar grausam verhält. Warum fällt es so schwer, die eigenen Fehler und Schwächen wahrzunehmen, geschweige denn daran etwas zu ändern? Fehler anderer hingegen fallen uns sofort auf. Und so fällt man schnell, meist hinter dem Rücken, übereinander her; oder man poltert auch gleich los (ibid. 42): „Lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen.“ Aber „den Balken im eigenen Auge“ bemerkt man nicht.

Zu einem Teil ist es wohl Selbstbezogenheit, die daran hindert, den „Balken im eigenen Auge“ zu sehen. Die eigenen Interessen hat man sehr genau vor Augen. Aber die berechtigten Interessen anderer, ihre Anliegen, Sorgen und Nöte und wenn das eigene Verhalten andere beeinträchtigt: all das nimmt man nur bedingt wahr. Zudem verträgt man nur schwer, von anderen kritisiert zu werden.

Das kratzt am eigenen Selbstbewusstsein und einer überzogenen Vorstellung von den eigenen Qualitäten. Viele haben ein zu optimistisches Bild von sich selbst. Wobei man interessanterweise von Gott her weitaus besser ist bzw. sein könnte, als man zu träumen vermag.

In der Theorie weiß jeder, dass niemand vollkommen ist. Aber diese Binsenwahrheit wendet man gewöhnlich nicht gern auf sich selber an; es sei denn, sie kommt einem als Entschuldigung gelegen, die eigenen Fehler herunterzuspielen. So ist es neben der Selbstbezogenheit auch der eigene Stolz, der Selbstkritik nicht zulässt. Und deshalb reagiert man auch auf Fremdkritik meist gereizt. Die Aufforderung Jesu (ibid.): „Zieh zuerst den Balken aus deinem eigenen Auge!“ ist anspruchsvoll und kostet Mühe.

Wie entdecke ich diesen „Balken im eigenen Auge“? Gerade darum geht es in der Fastenzeit! Sie fördert den ehrlichen Willen zur Selbsterkenntnis! Überaus hilfreich dafür ist das Bußsakrament. Denn es gilt: „Wer bekennt, der erkennt.“ Das sogenannte „Ohrenbekenntnis“ als Voraussetzung für die von Gott geschenkte sakramentale Vergebung ist von hoher Bedeutung. Das Bußsakrament ist zutiefst ein Bekenntnis vor Gott. Er kennt uns viel besser als wir selber. Und wo Menschen vor Gott bekennen - offen und ehrlich, klar wie zugleich in der gebotenen und hilfreichen Kürze -, da wächst aus der Gnade des göttlichen Erbarmens neben der umfassenden Vergebung zugleich eine rechte Selbsterkenntnis.

Das hilft, vor Gott und vor sich selber in die Wahrheit über sich selber zu kommen. Niemand macht Gott etwas vor. Und im Ohrenbekenntnis, am Ende vor ihm, überschreiten wir im heiligen Raum des Bußsakramentes die oben genannte „psychologische Enge“, welche der rechten Selbsterkenntnis entgegensteht.

Der Heilige Papst Johannes Paul II. hat bei seinem ersten Deutschlandbesuch den deutschen Bischöfen gegenüber erklärt: „Ich bin überzeugt, dass ein Aufschwung des sittlichen Bewusstseins und des christlichen Lebens eng, ja unauflöslich an eine Bedingung gebunden ist: an die Belebung der persönlichen Beichte.“ Und zwei Jahre später erklärte er den Gläubigen auf einer seiner pastoralen Reisen nach Spanien: „Gliebteste, habt den Starkmut die Gnade Gottes durch das Sakrament der Heiligen Beiche zu erlangen. Dies wird euch frei machen.

(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

 

Pfarrnachrichten 08+09/2025

Petersdom in Rom - Cathedra Petri von Bernini - (C) Dnalor 01; Wikimedia Commons, CC-BY-SA 3.0

Liebe Mitchristen und Freunde von St. Pantaleon!

Anlässlich des Festes Kathedra Petri am 22.2. ist es zunächst naheliegend, an den amtierenden Nachfolger Petri, Papst Franziskus, zu denken und für ihn zu beten, denn dieser hat nicht nur ein schweres Amt auszuüben, sondern ist inzwischen 88 Jahre alt und seit Tagen an einer schweren Bronchitis erkrankt.

Du bist Petrus – der Fels –, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen.“ (Mt 16,18): Bis heute sind diese Worte Jesu aus dem Matthäusevangelium eine der wichtigsten Grundlagen des Papsttums. Christus hatte – so die Interpretation der Kirche – seinen Jünger Petrus damit beauftragt, die Kirche aufzubauen und zu führen. Der Überlieferung nach kam der Apostel Jahrzehnte später in die Hauptstadt des Römischen Reiches und wurde dort erster Bischof – und damit erster Papst. Mit dem Fest Kathedra Petri – im Volksmund auch "Petri Stuhlfeier" – am 22. Februar gedenkt die Kirche der Einsetzung des Papsttums bzw. der Berufung des Petrus zum Lehramt in der Kirche.

Der Begriff „Kathedra“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich übersetzt „Sitz“ oder „Sessel“. Seit der Antike galt die „Kathedra“ im Sinne von „Lehrstuhl“ aber auch als das Symbol der Vollmacht eines öffentlichen Amtsträgers. Das hat die Kirche übernommen: Einerseits wird als „Kathedra“ im Kirchenbau wörtlich der (Lehr-)Stuhl des Bischofs bezeichnet, der einen herausgehobenen Platz beim Altar hat. Davon leitet sich auch der Begriff „Kathedrale“ für die Bischofskirche ab. Andererseits stand und steht dieser Sitz im übertragenen Sinn für die apostolische Amtsvollmacht des Bischofs, für seine Aufgabe, zu leiten und zu lehren. Kathedra kann darüber hinaus auch den Bischofssitz im institutionellen Sinn meinen. (s. www.katholisch.de)

Die Kathedra, „Symbol der Macht und der Verantwortung des Bischofs“: Papst Benedikt XVI. hat mehrfach über die Verbindung zwischen Papstamt und Autorität reflektiert. „Nur im Blick auf Christus“, so sagte der deutsche Pontifex am 7. Mai 2005, „ließe sich überhaupt verstehen, worin die Macht des Papstes liege: im Dienst.“ (vgl. www.katholisch.de).

Mit Blick auf das kommende Fest sollten wir Papst Franziskus durch unser Gebet in seiner schweren Aufgabe viel Unterstützung zukommen lassen.

Ihr Subsidiar Dr. Andreas Kuhlmann

 

Pfarrnachrichten 06+07/2025

Die Spendung des Blasiussegens, Altarbild von 1740, das den hl. Blasius selbst bei der Segnung zeigt – © Ralph Hammann – Wikimedia Commons

Der Blasiussegen ist ein traditionsreicher Segen in der katholischen Kirche. Er wird meist nach der Hl. Messe am Gedenktag des heiligen Blasius (3. Februar), oder auch schon tags zuvor am Fest der Darstellung des Herrn (Mariä Lichtmess) und zusätzlich bis zum darauffolgenden Sonntag gespendet.

Blasius von Sebaste war der Überlieferung zufolge Bischof von Sebaste in Kleinasien und erlitt 316 das Martyrium. Der Heilige zählt zu den vierzehn Nothelfern. Er wird zudem als Schutzpatron der Ärzte, Wollkämmler, Blasmusikanten, Bauleute, Maurer, Gipser, Gerber usw. verehrt.

In der bekanntesten Erzählung über den Hl. Blasius wird berichtet, wie er während seiner Gefangenschaft in einem römischen Gefängnis einem jungen Mann das Leben rettete, der an einer Fischgräte zu ersticken drohte. Auf Grundlage dieser Überlieferung erteilt die Kirche den Blasiussegen zum Schutz gegen Halskrankheiten und drückt damit aus, dass Gott auch für das leibliche Wohlergehen des erlösungsbedürftigen Menschen sorgt.

Der Blasiussegen als „Mittel“ gegen Halskrankheiten und verschluckte Fischgräten wird in der uns bekannten Überlieferung erstmalig in einer von Aëtios von Amida im 6. Jahrhundert verfassten Sammlung medizinischer Texte aufgeführt. In Westeuropa lassen sich die Verehrung des Hl. Blasius seit dem 9. Jahrhundert und die Spendung des Blasius-Segens ab dem 17. Jahrhundert nachweisen.

Der Blasiussegen wird mit zwei gekreuzten und brennenden Kerzen gespendet, die vor den Gläubigen gehalten werden. Die Segensworte im aktuellen Benediktionale lauten: „Auf die Fürsprache des heiligen Blasius bewahre dich der Herr vor Halskrankheit und allem Bösen. Es segne dich Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.“ Oder auch: „Der allmächtige Gott schenke dir Gesundheit und Heil. Er segne dich auf die Fürsprache des heiligen Blasius durch Christus, unsern Herrn.

(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

 

Pfarrnachrichten 04+05/2025

Hochzeit zu Kana, Giotto di Bondone (entstanden 1304–06) - gemeinfrei

Als bei der Hochzeit zu Kana (Joh 2, 1-12) vorzeitig der Wein ausging, wendet sich die Mutter Jesu an ihren Sohn: „Sie haben keinen Wein mehr.“ Die Reaktion Jesu seiner Mutter Maria gegenüber (Joh 2, 4): „Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen“ überrascht. Was meint Jesus? Was er sagt, scheint abweisend zu klingen. Der lateinische Vulgatatext, der sich eng an den griechischen Urtext hält, hilft hier weiter: „quid mihi et tibi est mulier“. Wort für Wort übersetzt steht dann da: „was mir und dir ist Frau“.

Somit könnte Jesus seiner Mutter vom Sinn her geantwortet haben: Das ist jetzt „mir und dir“, also unser beider und gemeinsames Anliegen. Jesus könnte aber auch in Form einer Frage seine Mutter auf ihre zukünftige Aufgabe hingewiesen haben: „Was ist mir und (was) dir?“ im Sinne von „Was ist hier meine und was ist Deine Aufgabe?“ Beide Arten, diese Worte zu verstehen, ergänzen sich.

Auch legen die Ereignisse nahe, dass Maria diese Worte nicht abweisend, sondern wie eine Aufforderung verstanden hat. Denn sie wendete sich an die Diener (Joh 2,5): „Was er euch sagt, das tut“. Sie nimmt eindeutig die Aufgabe einer Vermittlerin wahr. Deshalb spricht Jesus sie auch nicht mit „Mutter“, sondern mit der ehrenden Anrede „Frau“ an; ähnlich wie vom Kreuz aus (Joh 19,26): „Frau, siehe, dein Sohn!“ Maria ist nicht mehr nur Mutter Jesu, sondern von nun an zugleich auch Frau aller Nationen und des ganzen Universums.

Was ist meins und was ist deins?“ Mit dieser Frage, wenn das dann der Sinn des Urtextes ist, führt Jesus seiner Mutter ihre zukünftige Aufgabe vor Augen: Sich der Menschen als Frau anzunehmen; sie nach Art einer Frau zu Jesus zu führen: ihnen mit fraulicher Empathie zu helfen, Jesus zu vertrauen und zu tun, was er sagt. Ohne ihre Vermittlung hätten die Diener den Auftrag Jesu: „Füllt die Krüge mit Wasser!“ womöglich gar nicht oder nur halbherzig ausgeführt. So aber „füllten sie die Krüge bis zum Rand“ (Joh 2,7).

Bei diesem Verständnis führen die Ereignisse von Kana dem Gläubigen vor Augen: Wo Menschen u.a. auch durch Marias Fürsprache und Vermittlung ihre Arbeit, ihre Aufgabe zu Hause, im Freundeskreis und in der Gesellschaft gut, gewissenhaft und ganz im Sinne Gottes verrichten, da verwandelt Gott auch heute alles Tun und Schaffen in „guten Wein“ (vgl. Joh 2,10). Und wie „die Diener, die das Wasser geschöpft hatten … wussten“ woher der gute Wein kam (vgl. Joh 2,9), so weiß auch der Christgläubige, wem er sein Glück verdankt, das er dann auch gerne weitergibt.

Beim Abendmahl, auf das Jesus mit der „Stunde“ hinweist, die bei der Hochzeit zu Kana noch nicht, aber dann gekommen war, wandelt Jesus schließlich Wein in sein Blut. Bei der Hochzeit von Kana ist die tatsächliche Verwandlung von reichlichem Wasser in wunderbaren Wein noch irdisches und zugleich reales „Zeichen“ (vgl. Joh 2,11). Beim Abendmahl, auf welches die Erzählung der Hochzeit von Kana einstimmt und hinweist, setzt Jesus in Fortführung des in Kana begonnen Weges ein himmlisches und nicht weniger reales wie wirksames Zeichen ein: die Eucharistie.

Dabei werden nun Brot und Wein, „Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit“ (Gebet zur Gabenbereitung in der Hl. Messe), und damit alles, was im Sinne Gottes verrichtet und getan wurde, in die unvergängliche Ewigkeit Gottes verwandelt zum ewigen Heil des Menschen.

(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

 

Pfarrnachrichten 02+03/2025

Offizielles Logo für das Heilige Jahr 2025 – Copyrght © 2022 – Property of the Holy See – Vatican City State - All rights reserved.

Liebe Mitchristen und Freunde von St. Pantaleon!

Papst Franziskus hat am 9. Mai 2024 in der päpstlichen Bulle „Spes non confundit“ das Ordentliche Jubiläum des Heiligen Jahres 2025 mit den folgenden Worten angekündigt: „»Spes non confundit«, ‚die Hoffnung lässt nicht zugrunde gehen‘ (vgl. Röm 5,5). Im Zeichen der Hoffnung macht der Apostel Paulus der christlichen Gemeinde von Rom Mut. Hoffnung ist auch die zentrale Botschaft des bevorstehenden Heiligen Jahres, das der Papst nach alter Tradition alle fünfundzwanzig Jahre ausruft. Ich denke an all die Pilger der Hoffnung, die nach Rom kommen werden, um das Heilige Jahr zu feiern, und an diejenigen, welche die Stadt der Apostel Petrus und Paulus nicht besuchen können und es in den Teilkirchen begehen werden. Für alle möge es ein Moment der lebendigen und persönlichen Begegnung mit unserem Herrn Jesus Christus sein, der »Tür« zum Heil (vgl. Joh 10,7.9); einer Begegnung mit ihm, den die Kirche immer und überall und allen als „unsere Hoffnung“ (vgl. 1 Tim 1,1) zu verkünden hat. (…)

Es ist nämlich der Heilige Geist, der mit seiner beständigen Gegenwart in der pilgernden Kirche das Licht der Hoffnung in den Gläubigen verbreitet. Er lässt es brennen wie eine Fackel, die nie erlischt, um unserem Leben Halt und Kraft zu geben. Tatsächlich täuscht die christliche Hoffnung nicht und sie enttäuscht nicht, denn sie gründet sich auf die Gewissheit, dass nichts und niemand uns jemals von der göttlichen Liebe trennen kann.“

Mit der Öffnung der Heiligen Pforte des Petersdomes im Vatikan in der Heiligen Nacht 2024 durch Papst Franziskus hat das Heilige Jahr 2025 nun offiziell begonnen. Es wird feierlich am 6. Januar 2026 zu Ende gehen.

Neben der Hohen Domkirche wurden in der Stadt Köln – neben weiteren Kirchen in anderen Städten unseres Erzbistums –, durch unseren Erzbischof auch St. Maria in der Kupfergasse und St. Pantaleon als Kirchen bestimmt, in denen der Jubiläums-Ablass gewonnen werden kann, „wenn Gläubige als Pilger der Hoffnung einzeln oder als Gruppe andächtig diese heiligen Orte der Gastfreundschaft und besonderen Orte der Hoffnung besuchen und dort an einem Gottesdienst teilnehmen oder während einer angemessenen Zeitspanne in eucharistischer Anbetung und Meditation verweilen und mit dem Vaterunser, dem Glaubensbekenntnis in jeder rechtmäßigen Form und der Anrufung Marias, der Mutter Gottes, abschließen, damit alle in diesem Heiligen Jahr „die Nähe der liebevollsten aller Mütter erfahren können, die ihre Kinder niemals verlässt“ (Spes non confundit, 24).“

Wir werden uns bemühen, diesem Anliegen gerne und großzügig zu entsprechen.

Ihr Pfr. Dr. Volker Hildebrandt